My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
Künstlerläden umschauen.«
»Du meinst, dort können wir uns dumm anmachen lassen«, entgegnet Nico, und Bine fügt, ohne darauf einzugehen, hinzu: »Das schlägst du natürlich ganz uneigennützig vor.«
»Klar, was denkt ihr denn? Glaubt ihr, ich lasse dort meinen Kopf kreisen wie das Licht in einem Leuchtturm? Ich habe doch kein Gewinde im Hals!«
»Aber Stielaugen, wenn du nur glaubst, dass dieser Mark in der Nähe sein könnte. In den letzten Tagen war es echt schlimm mit dir.«
Sie haben es also doch mitbekommen. »Stimmt nicht«, protestiere ich trotzdem. »An deiner Stelle würde ich solche ÃuÃerungen sein lassen, sonst stehe ich morgen früh doch bei dir an der Tür und frage deine Ma, was das Liebesleben so macht.«
»Das machst du nicht!«, entgegnet Nico gespielt ärgerlich, während Bine zu gackern beginnt.
»Wer weiÃ, wer weië, gebe ich zurück und mache mich startklar für die vorerst letzte Runde Gedrängel, denn da kommt der Bus.
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Als ich nach Hause komme, erwartet mich eine Ãberraschung. Nein, noch weià ich nicht, ob die Annonce erschienen ist. Die Ãberraschung ist anderer Art.
Obwohl Mama und ich wegen ihrer Tagschicht gleichzeitig die Wohnung verlassen haben, muss sie noch mal umgekehrt sein, denn auf meinem Schreibtisch liegen zwei kleine Päckchen.
Als Vorschuss für dein Zeugnis , steht auf einer kleinen Karte, die die Form einer stilisierten Kirschblüte hat und von Mama selbst bemalt wurde.
Wieder einmal stelle ich fest, dass sie echt ein groÃes Talent
fürs Zeichnen hat. Wenn sie mal keine Lust mehr auf das Krankenhaus hat, kann sie locker Künstlerin werden.
Ich werfe meine Tasche in die Ecke. Das Zeugnis und meine Federtasche rausholen ist die vorläufig letzte Aktion, die mit Schule zu tun hat. Danach möge die Tasche bis zum Schulanfang in Frieden ruhen.
Jetzt kümmere ich mich erst einmal um die Päckchen auf dem Schreibtisch.
Eines sieht weich und wabblig aus, das andere ist länglich.
Das Wabbelige packe ich zuerst aus. Kurz geht mir durch den Sinn, dass ich meiner Ma das Zeugnis erst mal zeigen sollte, bevor ich mir die Belohnung abhole, doch bis auf meine Vier in Mathe und meine Drei in Sport gibt es daran nichts auszusetzen. Alles solide Zweier und sogar zwei Einsen: in Musik und Zeichnen, na, wenn ich da nicht Experte bin!
Und da Mama mir die Geschenke nicht hingelegt hätte, wenn sie gewollt hätte, dass ich sie in ihrer Gegenwart auspacke, mache ich mich ans Werk.
Das Schlabberpäckchen entpuppt sich als ein Paar schrillpinke Armstulpen, selbst gestrickt natürlich. Wann hat Mama denn die gemacht? Zu Hause sicher nicht, auf den Stricknadeln, die sie am Samstag als Entscheidungshilfe benutzt hat, ist noch immer die dunkelrote Wolle. Sicher hat sie sie in ihren Mittagspausen gestrickt. Dass sie so schnell fertig geworden sind, kann nur heiÃen, dass es so einige Dinge gab, über die sie ziemlich heftig nachdenken musste. Vielleicht bekomme ich ja demnächst auch noch einen Pullover, einen Winterschal, eine Strickjacke und Beinstulpen. Mittlerweile kann ich nachvollziehen, dass man viel nachdenken muss, wenn man sich in ein männliches Wesen verguckt hat.
Die Stulpen sind jedenfalls klasse, und ein Blick aus dem Fenster sagt mir, dass ich mich darin heute auch nicht totschwitzen werde. Der Himmel ist grau, und wo keine Sonne scheint, da ist auch nur bedingt Wärme. AuÃerdem hat Mama keine dicke Wolle benutzt, sondern leichte für den Sommer.
Wenn Mark mich darin sehen könnte, würde er sicher begeistert sein!
Vielleicht sollte ich auch mit dem Stricken anfangen â¦
Ãber mein Schwärmen für die Armstulpen und Mark hätte ich beinahe das andere Päckchen vergessen. Und wieder zeigt sich, dass meine Mama meine Leidenschaften genau kennt. Unter dem bunten Papier verstecken sich Buntstifte. Und nicht irgendwelche, sondern ziemlich teure, die man mit Wasser übermalen kann, sodass sie wie Aquarellfarben verschwimmen. Solche hatte ich schon lange haben wollen und mir vorgenommen, sie mir von meinem Zeugnisgeld zu kaufen. Jetzt brauche ich das Geld nicht mehr in Buntstifte zu investieren, sondern kann mir Handykarten oder Klamotten davon kaufen. Und die Buntstifte sind perfekt geeignet, um bis zum Abgabetermin am nächsten Wochenende noch ein paar Verbesserungen an meinem Bild vorzunehmen.
Jetzt muss
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