My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
ich mich aber erst einmal für das Treffen mit Bine und Nico fertig machen. Meine neuen Armstulpen werden mich begleiten und meine Freundinnen staunen lassen.
Vorher schaue ich aber noch in die Zeitung. Bei den Kontaktanzeigen. Nichts. Offenbar gibt es so viele gebrochene Herzen in Berlin, dass sich in der Zeitung kein Platz für meines findet. Es könnte allerdings auch daran liegen, dass der Tante- Emma-Laden kein Internet hat und die Verkäuferin
die Anzeigen per Post zum Zeitungsverlag schickt. Dann kann es noch eine Weile dauern â¦
Also los, ab in die Stadt!
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Die Stadt ist an diesem Tag richtig voll, und wir können froh sein, dass wir den groÃen Abschiedseinkauf hinter uns haben, denn jetzt würde man in den Läden keinen Fuà auf den Boden bekommen.
Nachdem ich meinen Freundinnen frustriert mitgeteilt habe, dass die Anzeige heute noch nicht drin war, holen wir uns eine Eistüte und schlendern durch die StraÃen, auf denen heute verdächtig viele Kinder mit Schulranzen unterwegs sind. Trauen die sich nicht nach Hause? Oder machen sie es wie wir und treffen sich ein letztes Mal, bevor der Urlaub sie und ihre Freunde gewaltsam für mehrere Wochen auseinanderreiÃt?
Nach einer Weile erreichen wir die Hackeschen Höfe mit ihren vielen kleinen Läden, Galerien und Gaststätten. Hier ist Tag und Nacht was los. Soweit ich weiÃ, wurde das Gelände im Krieg durch Bombenangriffe ziemlich schwer beschädigt, und es hat eine lange Zeit gedauert, bis es wieder saniert wurde. Mittlerweile kann man die Spuren der Zerstörung überhaupt nicht mehr sehen, stattdessen schauen die Passanten auf hübsche Schaufenster.
Mein Lieblingsladen ist eine kleine antiquarische Buchhandlung. Schon beim Hereinkommen riecht man altes Papier und Leder. Bislang hab ich hier nie etwas gekauft, aber die Atmosphäre dieses Geschäfts ist wirklich toll.
Mein zweitliebster Laden ist eine Boutique mit superteuren Kleidern, die alle aussehen, als entstammten sie einem Fantasy-Roman. Ich frage mich, zu welchen Anlässen frau so etwas tragen soll. Bei Filmbällen vielleicht oder auf
Empfängen von Regierungschefs? Dazu sind sie viel zu fantasievoll. Wir stehen eine Weile vor dem Laden, trauen uns aber nicht hinein. Der Verkäufer hinter dem Tresen ist wie aus dem Ei gepellt und sieht beinahe selbst aus wie ein Model. Wenn er uns in unseren abgewetzten Klamotten sieht, bekommt er sicher einen Herzinfarkt.
SchlieÃlich schlendern wir weiter durch die Höfe und bereden, was es am Tag vor dem Urlaub noch zu bereden gibt.
»Na, was haben deine Ma und ihr Lover zu deiner Fünf in Geschichte gesagt?«, fragt Bine ein bisschen schadenfroh, und auch ich komme nicht umhin, breit zu grinsen. Sonst ist es nämlich immer Nico, die uns unsere Noten unter die Nase reibt.
Nico verzieht das Gesicht und ich ahne Schlimmes.
»Sie haben dir doch nicht etwa verboten mitzufahren und dich zur Nachhilfe verdonnert?«
»Wennâs bloà so wäre«, murrt Nico. »Markus hat mir angekündigt, dass er mir während des Urlaubs Nachhilfe geben wird.«
Markus ist der Typ, den wir den »Lover« nennen, weil wir uns die Namen der ewig wechselnden Freunde von Nicos Mutter ohnehin nicht merken können. Mit »Lover« machen wir wenigstens nichts falsch.
»Er schleppt mich bestimmt zu irgendwelchen Ruinen und Schlössern und versucht, mir die Liebe zur Geschichte Mallorcas zu vermitteln. Immerhin ist er Historiker.«
Die Schnute, die sie dabei zieht, hätte ich am liebsten fotografiert. Aber ich beschlieÃe, mich als gute Freundin zu erweisen und sie mit meinem Spott zu verschonen.
»Er wird mich zu Tode langweilen, also rechnet besser nicht damit, dass ich wiederkomme«, jammert sie weiter.
»Gibt es denn auf Mallorca überhaupt irgendwelche historischen Sehenswürdigkeiten?«, frage ich. Vielleicht ist meine Zwei in Geschichte ja nicht gerechtfertigt, aber über Mallorca hab ich in Geschichte jedenfalls noch nie was gehört. »Ich denke, wenn es Sehenswürdigkeiten gegeben hat, werden sie wohl inzwischen durch Ferienanlagen ersetzt worden sein. Oder die Wege aus den Ferienanlagen dorthin hören vorher auf.«
»Ha, da kennst du Markus schlecht, der würde für ein paar Steine, die irgendwann mal von den Ureinwohnern als Briefbeschwerer benutzt wurden, sogar quer durch die Wüste laufen. Selbst wenn er über
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