Myanmar - Stefan Loose Reisefuehrer
– unter solch einem Baum fand Buddha die Erleuchtung – mit Wasser übergossen. Vielerorts finden Tempelfeste statt.
Mai / Juni – Nayon
Im Mai feiern die Kayah zu Ehren der Regengötter das Kuhtobo -Fest. Die Freude gilt dem kommenden Regen, der bis in den Oktober hinein das Leben der Landbevölkerung bestimmen wird. Die Kayah verehren Indra, einen Hindu-Gott. Sie glauben, dass Indra zur Stärkung den Unsterblichkeitstrunk „Soma“ trinkt, um anschließend die Monsunwolken mit seinem diamantenen Donnerkeil zu zerteilen, was den erhofften Regen bringt.
Zweimal im Jahr wird der Mt. Popa , der auch „Blumenberg“ genannt wird, Schauplatz eines großen Festes. An den Vollmondtagen der Monate Mai/Juni und November/Dezember feiern die Birmanen Feste zu Ehren der Nat.
Der Berg Popa, dessen Gipfel 1518 m hoch ist, liegt nur wenige Stunden von Bagan entfernt und lockt zu diesem Anlass zahlreiche Pilger an. Auch im Juli/August findet hier ein Fest zu Ehren der Nat statt (s. S. 304 ; Mt. Popa).
Am Vollmondfest Nayon werden die Mönche über ihre Kenntnisse in der buddhistischen Lehre befragt. Sie geben Gläubigen buddhistische Unterweisungen und öffnen ihre Klosterschulen für die Öffentlichkeit.
Juni / Juli – Waso
Der Vollmond im Juni/Juli markiert den Beginn der dreimonatigen buddhistischen Fastenzeit, die sich über die Monate Waso, Wagaung und Tawthalin erstreckt, und erinnert an die erste Predigt Buddhas im indischen Sarnath bei Varanasi. Diese Periode bedeutet nicht wie im muslimischen Ramadan oder in der christlichen Fastenzeit den Verzicht auf Nahrung, sondern Besinnung auf Mäßigung und Rückzug. Hochzeiten und andere Feierlichkeiten sind während dieser Zeit untersagt. Die Mönche ziehen sich in ihre Klöster zurück und widmen sich der Lehre und der Meditation.
Der 19. Juli ist der Märtyrertag , an ihm wird der Ermordung des Nationalhelden Bogyoke Aung San (Vater der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi) und seiner Mitstreiter gedacht (s. S. 132 , Geschichte). Es findet eine Kranzniederlegung im Mausoleum von Yangon statt, das nur anlässlich dieses Tages geöffnet ist.
Juli / August – Wagaung
Am Vollmond des Juli/August, Wagaung, bewirten Familien einen durch Losziehung ermittelten Mönch. Tausende Birmanen zieht es in das Dorf Taungbyone (s. S. 384 , Umgebung Mandalay), etwa 30 km nördlich von Mandalay, um während eines einwöchigen Festes die beiden Nats Min Gyi und Min Lai zu ehren. Auch an ihrem Geburtsort auf dem Mt. Popa finden Feierlichkeiten statt.
August / September – Tawthalin
In diesem heißen Monat ziehen sich die Menschen am liebsten in oder unter ihre Häuser zurück. Es findet ein – von der Regierung veranstaltetes – Traditional Regatta Festival auf dem Kandawgyi-See in Yangon statt, das an die glorreichen Regatten der alten Könige von Myanmar erinnern soll, die damals mit goldenen Barken durchs Land fuhren.
September / Oktober – Thadingyut
Wenn die Regenzeit im Oktober ihren letzten Höhepunkt erreicht, werden landesweit Bootsrennen veranstaltet und Wasserprozessionen abgehalten, z. B. während des Phaung Daw U-Festes auf dem Inle-See. In einem prächtig geschmückten Boot in Form des Karaweik-Vogels werden die hoch verehrten Buddhafiguren aus der Phaung Daw U-Pagode in den drei Wochen vor dem Thadingyut-Vollmond täglich zu einem anderen Ort am See gebracht. Das Ende der Regenzeit und der Beginn der Trockenzeit werden begleitet von zahlreichen privaten und öffentlichen Feiern.
An Thadingyut findet das erste Lichterfest statt. Es erinnert an die Rückkehr Buddhas aus dem Tavatimsa-Himmel. Dort predigte er eine Fastenperiode lang den Göttern und seiner Mutter Maya, die in diesem Himmel wiedergeborenworden war. Seinen Weg zurück begleiteten Himmelswesen mit strahlenden Lichtern, was die Gläubigen heute mit brennenden Kerzen symbolisieren. Jüngere erweisen an diesem Fest den Älteren besonderen Respekt. Häuser und Pagoden werden mit Lichtern geschmückt, es finden Umzüge, Tanz und Gesang, Märkte, gemeinsame Essens- und Trinkfeste statt. In den folgenden Wochen werden überall
kathein
-Zeremonien abgehalten.
Das Phaung Daw U-Fest auf dem Inle-See markiert das Ende der Regenzeit.
Im Vorfeld dieser Zeremonien errichten Gläubige sogenannte
padetha
, Holzgerüste, an denen sie teilweise sehr kunstvoll Mönchsroben, Geld und andere Requisiten anbringen. Sie werden anschließend an einem individuell festgelegten Tag den Mönchen überreicht.
Oktober /
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