Mylady Adelshochzeit 01
ein anderer Mann ließ es an Galanterie fehlen, weil er nur noch Emily im Sinn hatte – Nicholas Devlin.
Vor fünf Monaten erst hatte er geheiratet, und schon war seine Gemahlin guter Hoffnung. Eben hatte er sein eheliches Recht ausgeübt, dennoch fühlte er sich, wie meistens, unbefriedigt. Er hatte kaum zehn Minuten bei seiner Gemahlin verweilt, dann schlüpfte er auch schon wieder in seinen Hausmantel und ließ sie allein. Falls ihm auffiel, dass sie ihm enttäuscht und traurig hinterherschaute, ließ er sich nichts anmerken.
Statt sein Bett aufzusuchen, schlenderte er missmutig zu dem großen Fenster seines Schlafzimmers und schaute zum Nachthimmel auf, während er über die Frau nachgrübelt, die allein das Feuer seiner Lust löschen könnte.
Nicht dass er sich Emily Beaumont zur Frau gewünscht hätte. Seine eigene Gattin fügte sich viel besser in diese Rolle. Sie war anziehend, von mildem Temperament und gefügig und, noch wichtiger, sie verfügte über eine enorme Mitgift und ausgezeichnete Beziehungen.
All das fehlte Emily, aber sie war schön, und wie er zu seinem Entzücken einmal hatte herausfinden dürfen, äußerst leidenschaftlich. Schade, dass sie von edler Geburt war, sie würde eine äußerst reizvolle Kurtisane abgeben. Sie war lebhaft, gepaart mit natürlicher Zurückhaltung, und sie besaß einen göttlich sinnlichen Körper, strahlte aber eine wohltuende Unschuld aus. Als er sie vor vielen Jahren bei Almack’s zum ersten Mal traf, war sie noch eine bezaubernde Mischung aus Kind und Frau gewesen, und er hatte sie sofort verzweifelt begehrt. Seine Begierde hatte ihn dazu veranlasst, um sie anzuhalten, nicht sein Herz, und als es ihm gelungen war, sie zu verführen, verfluchte er sich für seine Dummheit.
Von Anfang an war ihm klar gewesen, dass er dieses Mädchen niemals ohne Liebe und Heiratsversprechen in sein Bett bekommen würde, also erzählte er ihr, was sie hören wollte, und nutzte ihre Zuneigung gnadenlos aus. Auch ihren Vater hatte er mit Reden über Ehre und hohe moralische Werte geködert.
Leider war er mit dem Fluch der Verschwendung behaftet, der auch schon seinen Vater an den Rand des Ruins gebracht hatte, und je stärker seine Ausgaben wuchsen und sein Bankkonto ins Minus geriet, desto häufiger dachte er darüber nach, wie er diesen Hemmklotz namens Emily ohne Schaden an seinem Ansehen loswerden könnte.
Dazu verhalf ihm zum Glück die Tracht Prügel, die Tarquin Beaumont ihm verpasste. Aufgrund dieser Angelegenheit löste Emily die Verlobung, sodass er sich endlich die Erbin sichern konnte, die er insgeheim schon ins Auge gefasst hatte. Und nun, da seine Gattin ihn langweilte, war er nachgerade von der Begierde nach Emily besessen.
Als er ihr am Nachmittag sagte, er denke oft an sie, war das keine Schmeichelei, denn obwohl sie in Gesellschaft kaum je aufeinandertrafen, spukte sie ihm seit Monaten im Kopf herum. Heute endlich war ihm der Zufall hold gewesen! Mochte sie ihn auch kühl behandelt haben, gleichgültig war er ihr nicht, das hatte er bemerkt. Sie war nun älter, weltgewandter, aber mit ein wenig Raffinesse, glaubte er, werde er sie erneut verführen können.
Er sah nicht ein, warum er sich nicht mit einer Dame vergnügen sollte, anstatt sich mit Mickey Rileys Huren zu begnügen. Da seine Heirat ihm zu einem großen Vermögen verholfen hatte, besaß er nun die Mittel, eine Mätresse im besten Viertel stilvoll unterzubringen, und wer das sein sollte, wusste er genau. Nur musste er Emily noch dazu bringen, seinen Vorschlag zu akzeptieren …
Vielleicht war es ja hilfreich, herauszufinden, was Emily in der Whiting Street zu tun hatte und warum sie von Riley beobachtet wurde.
„Emily!“ Erfreut sprang Helen Hunter auf und begrüßte ihre Besucherin. „Himmel! Du bist früh dran! Aber schön, dich zu sehen. Komm, setzt dich doch.“ Sie umarmte die Freundin und führte sie zu einem Sessel.
Emily ließ sich in den zierlichen Fauteuil sinken. „Ich weiß, es ist eine wenig fashionable Stunde. Aber ich muss dich dringend etwas fragen.“
Helen schob das Modejournal, in dem sie gelesen hatte, beiseite und setzte sich ebenfalls. „Du machst mich neugierig, Emily. Sag, um was geht es?“
„Gestern traf ich deinen Schwager, und er äußerte etwas …“ Unsicher biss Emily sich auf die Lippe, dann überwand sie sich. „Etwas, wozu du vielleicht etwas sagen kannst.“
Mit schiefem Lächeln lehnte Helen sich zurück. Dass und warum Mark für Emily ein rotes
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