MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
die sich im Speisezimmer versammelte.
„Wir sollten eine Willkommensfeier für Nell geben“, eröffnete Mrs. Cunningham das Gespräch. „Im kleinsten Kreis natürlich, schließlich sind wir noch in Trauer.“
„Ihre Eltern werden bestimmt einen Verlobungsball veranstalten wollen“, gab Georgina zu bedenken. „Sie haben sich immer etwas … etwas Großartiges für ihre Tochter erträumt.“
„Nun, mir wäre es gar nicht recht, wenn sie sich in Unkosten stürzten“, fiel der Pastor ein. „Ich wünschte, wir könnten recht bald in aller Stille heiraten.“
„Das würde auch Nell gefallen, glaube ich“, erklärte Georgina. „Sie hat mir geschrieben, dass sie sich auf den großen Gesellschaften in London gar nicht wohlgefühlt hat.“
Latimer schenkte ihr einen warmen Blick. „Bestimmt hätte sie sich großartig amüsiert, wenn sie die Bälle zusammen mit Mr. Mansell hätte besuchen können.“
Der lächelte und fragte sich, wie er den sympathischen Maler jemals für überheblich und kühl hatte halten können.
Georgina wiederum spürte, wie sich ein angenehmes Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete. Mr. Latimers Benehmen ließ nur einen Schluss zu: Er brachte ihr mehr als ein oberflächliches Interesse entgegen. Ja, wahrscheinlich erwiderte er ihr Gefühle. O Gott, wie schön das wäre! Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ein paar ganz private Worte mit dem Gentleman reden zu können.
Mrs. Cunningham hatte das Gespräch unterdessen auf allgemeine Themen gelenkt. Als der letzte Gang schließlich abgeräumt wurde, sagte sie: „Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Abendgottesdienst. Wenn die Gentlemen hier noch ein Glas Port trinken möchten? Wir erwarten Sie dann im Salon.“
Die Damen verließen, begleitet von den Kindern, das Speisezimmer. Latimer schaute Georgina so sehnsüchtig hinterher, dass Mansell verständnisvoll bemerkte: „Niemand weiß besser als ich, wie grausam die Liebe sein kann. Es gibt nichts Tragischeres, als jemanden zu lieben, der unerreichbar scheint.“
„Unerreichbar?“, brauste Latimer auf. Dann erst fiel ihm ein, dass alle ihn für einen mittellosen Maler hielten. Eine junge Dame wie Miss Cunningham stand gesellschaftlich tatsächlich weit über einem solchen Hungerleider. „Ich glaube“, fuhr er also rasch fort, „Sie täuschen sich in Bezug auf mein Gefühlsleben.“
„Das hoffe ich für Sie. Denn wenn ich recht habe, stehen Ihnen schlimme Zeiten bevor.“
„Sie meinen also, jemand wie ich hätte keine Chance erhört zu werden, wenn er sich in eine der Cunningham-Töchter verlieben würde?“
„Nun, das will ich nicht sagen. Allerdings frage ich mich, ob es fair wäre, einer jungen Dame einen Antrag zu machen, wenn man ihr so wenig zu bieten vermag.“
„Das ist ein Aspekt, über den ich mir – wie ich gestehen muss – noch keine Gedanken gemacht habe.“
„Dann möchte ich Sie bitten, das zu tun, ehe Sie den nächsten Schritt unternehmen. Bitte, verübeln Sie mir diesen Rat nicht. Immerhin weiß ich aus Erfahrung, wie schwer es für alle Beteiligten ist, wenn eine Beziehung an finanziellen Problemen scheitert.“ Er seufzte tief auf. „Wenn meine Lage sich nicht geändert hätte, würde ich es nicht wagen, erneut um Miss Cornwell anzuhalten.“
„Cornwell?“, stieß Latimer hervor. „Sagten Sie Cornwell?“
„Allerdings.“ Verwirrt betrachtete Mansell das plötzlich sehr blasse Gesicht seines Gesprächspartners.
„O Gott …“ Fassungslos schüttelte Ned den Kopf. „Es hätte mir längst klar sein sollen. Compton Lacey und Eleonora Cornwell … Natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein?“ Mit einer Geste der Verzweiflung fuhr er sich durchs Haar.
Die Verwirrung des Pastors war in Besorgnis umgeschlagen. „Fühlen Sie sich nicht wohl? Soll ich Mrs. Cunningham holen?“
„Nein, nein. Bitte, verzeihen Sie mir. Ich fürchte, ich habe mein Glas einfach zu schnell geleert.“
Das überzeugte Mansell zwar nicht. Doch da er den Abendgottesdienst halten musste, blieb ihm wenig Zeit für weitere Nachfragen. „Ich muss aufbrechen“, erklärte er nach einem Blick auf die Uhr.
„Ich denke, ich sollte mich ebenfalls verabschieden.“ Latimer, der noch immer kreidebleich war, erhob sich und begab sich zusammen mit dem Pastor in den Salon, wo sie der Gastgeberin für das exzellente Dinner dankten und allen Lebewohl sagten.
Georgina, die in Erinnerung an die zärtlichen Blicke des Malers auf ein Gespräch unter vier Augen gehofft hatte,
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