MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
der Schlange. Georgina und Kate unterhielten sich angeregt. Latimer spitzte die Ohren. Viel konnte er allerdings nicht verstehen. Mehrmals hörte er deutlich Mansells Namen. Und war nicht auch das Wort ‚heiraten‘ gefallen?
Als die kleine Gruppe endlich vor dem neuen Pfarrer stand, war diesem deutlich anzusehen, wie überwältigt er von dem freundlichen Willkommen war, das seine Gemeinde ihm bereitete. Seine Miene wurde allerdings ernst, als er sich Mrs. Cunningham zuwandte. „Ich werde nie vergessen, wie viel ich Ihrem Gatten zu verdanken habe und wie gut Sie alle zu mir gewesen sind“, erklärte er.
„Henry hat stets gewünscht, dass Sie einmal seine Nachfolge antreten“, gab dessen Witwe zurück. „Und auch wir freuen uns darüber, dass Sie hier bei uns bleiben.“
Mansell senkte bescheiden den Blick. „Ich danke Ihnen.“
„Wollen Sie nicht mit uns zu Abend essen?“, schlug Mrs. Cunningham vor. „Schließlich ist dies ein besonderer Tag.“
„Wie lieb von Ihnen!“ Seine Augen leuchteten auf. „Ja, ich komme gern. Ich habe nicht vergessen, wie hervorragend Ihre Haushälterin kocht.“ Damit wandte er sich Katherine zu, die nun mit ihren kleinen Geschwistern vor ihn getreten war, um ihn zu seiner Ernennung zu beglückwünschen. Er dankte ihr höflich, während seine Augen schon nach Georgina suchten, die ein Stück hinter ihrer Schwester stand und ihre Ungeduld kaum verbergen konnte. Wie glücklich würde Mansell über die Nachricht von Nell sein! Sie brannte darauf, ihm die freudige Mitteilung zu machen.
Latimer trat in den Schatten einer Säule und wartete.
Jetzt schüttelte Georgina dem neuen Pfarrer die Hand. „Ich habe einen Brief von Nell erhalten“, sagte sie leise. „Sie befindet sich auf dem Heimweg.“
Mansell begann zu strahlen. Er beugte sich zu Georgina hinunter und ergriff ihre Hände, um sie voller Freude zu drücken.
Verflixt, die beiden waren also doch ein Paar! Enttäuscht wollte Latimer die Kirche verlassen.
Doch Georgina, die sich seiner Nähe die ganze Zeit über bewusst gewesen war, bemerkte ihn und hielt ihn zurück. „Bitte, warten Sie! Mama hat mich gebeten, Sie in ihrem Namen zum Dinner einzuladen. Sie haben doch keine anderen Pläne?“
Ihr fiel auf, dass er ungewöhnlich steif wirkte, als er antwortete. „Bitte, richten Sie Ihrer Mutter aus, dass ich Ihre Großzügigkeit zu schätzen weiß. Aber ich habe Ihre Gastfreundschaft schon viel zu oft in Anspruch genommen. Auf keinen Fall möchte ich mich aufdrängen.“
„Welch ein Unsinn! Sophie und Rupert werden sehr unglücklich sein, wenn Sie nicht kommen. Und Mama lädt nie jemanden ein, über dessen Gesellschaft sie sich nicht wirklich freut. Außerdem“, sie machte eine kleine Geste in Richtung des Pfarrers, „Mr. Mansell wird auch da sein. Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, Ihre Bekanntschaft mit ihm zu vertiefen.“
Latimer zögerte, doch dann erklärte er zu Georginas größter Erleichterung: „Sie haben mich überzeugt. Richten Sie Ihrer Mutter meinen herzlichsten Dank aus.“
„Wir essen wie üblich um fünf.“
Er verbeugte sich und verließ die Kirche dann in großer Eile.
Mansell schaute ihm mit gerunzelter Stirn nach. „Ein merkwürdiger Mensch“, murmelte er. „Ich möchte nur wissen, was er gegen mich hat.“
8. KAPITEL
Am Nachmittag endlich hellte es sich auf. Ein leichter Wind blies die dunklen Wolken fort. Und sobald die Sonne zum Vorschein kam, wurde es wieder sommerlich warm. Als Latimer das Cottage verließ, um sich auf den Weg zum Haus der Cunninghams zu machen, war der Himmel so blau wie Georginas Augen. Das feuchte Gras duftete mit den weit geöffneten bunten Blüten der Wiesenblumen um die Wette. Vögel zwitscherten, und irgendwo kläffte ein Hund.
Doch Ned hatte weder Augen noch Ohren für diese Idylle. All seine Gedanken drehten sich um Georgina und Mansell. Von weitem sah er, wie der neu ernannte Pastor mit weit ausholenden Schritten zum Haus der Cunninghams ging. Jetzt öffnete er das Tor in der Weißdornhecke und trat in den Vorgarten. Vielleicht erwartete Georgina ihn dort schon in einem ihrer hübschen geblümten Musselinkleider. Bestimmt würde sie ihn freudig begrüßen.
Die Vorstellung bereitete ihm Magenschmerzen. Er schalt sich selbst einen Dummkopf. Er war schon früher in Situationen geraten, in denen ein Rückzug am vernünftigsten erschien. Nie hatte er sich deshalb deprimiert gefühlt oder gegen heißen Zorn ankämpfen müssen.
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