MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Einwände hätte.“
„Im Gegenteil, ich habe weder einen Gatten noch einen Bruder. Doch mein Aufenthalt in der Stadt wird von sehr kurzer Dauer sein. Danach kehre ich wieder aufs Land zurück.“
Es war nicht die Antwort, die Edward erwartet hatte. „Das sollte uns allerdings nicht davon abhalten, gemeinsam auszureiten, solange Sie noch hier sind“, wandte er ein und wunderte sich über seine ungewohnte Beharrlichkeit. „Sie sagten doch, Sie wollten Ihr Pferd bewegen, und da wir beide den frühen Morgen vorziehen, gibt es eigentlich keinen Grund, nicht zusammen auszureiten, oder?“
Sie zögerte kaum merklich, bevor sie antwortete. „Es wäre allerdings schwierig, solche Ausritte zu planen, da ich nicht jeden Tag um dieselbe Zeit herkommen kann. Ich ziehe den Morgen vor, doch nur, wenn meine Tante oder Cousine nicht meine Dienste benötigen.“
Dienste? War sie als Gesellschafterin oder Ähnliches hier in London? Einer armen Verwandten würde man allerdings keine so elegante Kleidung und erst recht kein so gutes Pferd zur Verfügung stellen. „Vergeben Sie mir, doch da uns leider im Moment niemand einander vorstellen kann, darf ich Sie vielleicht nach Ihrem Namen fragen?“
„Sie dürfen fragen, Sir, aber selbst auf die Gefahr hin, unhöflich zu erscheinen, werde ich Ihnen eine Antwort schuldig bleiben.“
„Selbst auf eine so harmlose Frage?“
„Ja, weil Sie unter anderen Umständen gar nicht erst gefragt hätten. Ich glaube, es ist besser, wenn wir es dabei bewenden lassen. Guten Tag, Sir.“
Und mit diesen Worten ritt sie weiter.
Edward sah ihr nach und hatte das unangenehme Gefühl, von einer Dame – wenn auch auf die höflichste Weise – vor den Kopf gestoßen worden zu sein. Sie wollte offensichtlich nichts mit ihm zu tun haben. Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann sich eine Frau ihm gegenüber so verhalten hätte, ganz besonders wenn es sich um eine unverheiratete Dame handelte. Sie hatte ihm weder ihren Namen genannt noch ihn nach seinem gefragt, also wünschte sie wohl auch nicht, seine Bekanntschaft zu machen. Edward, der es gewohnt war, von weiblicher Seite nichts als Bewunderung zu empfangen, fand diese neue Erfahrung seltsam anregend.
Wie sollte eine so geheimnisvolle Frau auch nicht sein Interesse wecken – ganz besonders eine Frau mit einer so aufregenden Stimme. Edward war entschlossen, ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Als ihr Reitknecht sich respektvoll an die Mütze tippte, während er an ihm vorbeiritt, nickte Edward ihm gedankenverloren zu. Erst nachdem der Junge schon zu weit entfernt war, fiel Edward ein, dass er ihn nach dem Namen seiner Herrin hätte fragen können.
Doch er gab die Hoffnung nicht auf. Da die Dame heute Morgen ausgeritten war, standen die Chancen gut, sie würde es wieder tun. Wenn nicht morgen, so sicherlich bis zum Ende der Woche. Und da er jeden Tag herkam, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihre Wege sich wieder kreuzen würden.
Diana kehrte zur George Street zurück und tauschte ihr Reitkostüm gegen ein geblümtes Musselinkleid, legte sich eine Stola um und ging zum Frühstück hinunter.
Noch fühlte sie sich ein wenig verfroren von den Auswirkungen einer Erkältung. Obwohl die Halsschmerzen nachgelassen hatten, hörte sich ihre Stimme immer noch viel tiefer an als gewöhnlich. Trotzdem war sie froh, ausgeritten zu sein. An ihrem ersten Morgen in London hatte sie sich beim Aufwachen leicht zerschlagen und ängstlich gefühlt. Um sich von den unruhigen Gedanken abzulenken, was ihr in den nächsten Wochen bevorstehen mochte, hatte sie beschlossen, einen Ausritt zu machen. Daheim ritt sie jeden Tag aus, und die frische Luft schaffte es immer, ihre Stimmung zu heben.
Leider merkte Diana erst, als sie den Hyde Park erreichte, dass ihre Niedergeschlagenheit eher körperlicher als seelischer Natur war und dass ein Ausritt vielleicht ihre Laune bessern, aber nicht unbedingt viel zu ihrer Gesundheit beitragen würde. Ihr Hals fühlte sich an, als stünde er in Flammen. Jedes Mal, wenn sie schluckte, zuckte sie zusammen vor Schmerz. Auch das Reden fiel ihr schwer. Sie erkannte die tiefe, heisere Stimme kaum als ihre wieder und fragte sich, was Lord Garthdale wohl gedacht haben mochte.
Natürlich wusste sie, wer ihre Zufallsbekanntschaft war. Und dank des Reitknechts ihrer Tante wusste sie nicht nur, wer der Gentleman war, sondern auch, wo er wohnte und dass er unverheiratet war. Seltsamerweise konnte sie sich nicht daran
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