MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Pferden, das Tempo anzugeben, und unterhielten sich.
Lieber Himmel, die vielen Themen, über die sie sich unterhielten! Diana konnte sich nicht erinnern, jemals so offen mit einem Mann gesprochen zu haben – ganz gewiss niemals mit Lord Durling. Sie hatte sich ihm gegenüber nie frei äußern können, weil er nicht an ihrer Meinung interessiert gewesen war.
Seiner Meinung nach hingegen, die er auch oft kundgab, hatten Frauen nur eine Rolle zu spielen – die der unterwürfigen, wohlgesitteten Ehefrau. Ihre Pflicht war es, die Kinder großzuziehen und den Haushalt zu führen. Sollte sie eine eigene Meinung haben, konnte sie die ja ihren Freundinnen und Verwandten mitteilen, jedoch nicht ihm.
Edward war ganz anders. Er ermutigte sie, ihm ihre Sicht der Dinge zu erklären, und hörte ihr mit großem Interesse zu. Wenn er ein Thema zur Sprache brachte, wollte er aufrichtig wissen, was sie davon hielt. Insgesamt betrachtet, war es eine sehr erfreuliche Erfahrung, und als sie ihre Taschenuhr hervorzog, stellte sie bestürzt fest, wie schnell die Zeit verging.
„Oh, ich muss nach Hause. Meine Tante wird sich fragen, wo ich bleibe.“
„Ich hoffe, sie wird sich keine Sorgen machen.“ Edward brachte sein Pferd zum Stehen. „Sie weiß, dass Ihr Reitknecht bei Ihnen ist?“
„Selbstverständlich, allerdings rechnet sie nicht mit einer so langen Abwesenheit.“
„Warum nicht? Sie muss doch wissen, was für eine vorzügliche Reiterin Sie sind.“ Ein belustigtes Lächeln erschien um seine Lippen. „Gestern brauchten Sie meine Hilfe gar nicht, habe ich recht?“
Diana schüttelte den Kopf. „Aber Sie konnten mir zeigen, wie ritterlich und hilfsbereit Sie sind.“
„Ich bezweifle, dass mich sonst noch jemand in einem so vorteilhaften Licht sieht wie Sie“, erwiderte er eher spöttisch.
„Warum nicht? Geben Sie sich so viel Mühe, in Gesellschaft unhöflich zu sein?“, neckte sie ihn.
„In der Regel nicht, aber meine Neigung, mich von den meisten geselligen Abenden fernzuhalten, bringt viele Mütter heiratsfähiger Töchter gegen mich auf.“ Er lächelte. „Verderben wir uns jedoch mit solchen Dingen nicht die Laune und dieses ausnehmend erfreuliche Intermezzo.“ Er bedachte sie wieder mit einem seiner eindringlichen Blicke, als könne er ihr in die Augen sehen. „Ich werde morgen früh wiederkommen, Jenny. Und ich hoffe sehr, Sie werden mir Gesellschaft leisten.“
Diana spürte, wie ihr Puls schneller schlug. „Ich verspreche Ihnen lieber nichts, Edward, aber … ich werde es versuchen.“
„Mehr kann ich nicht von Ihnen verlangen.“ Er verbeugte sich leicht. „Bis morgen, schöne Dame.“ Damit spornte er sein Pferd an und ritt in leichtem Galopp davon.
Nachdenklich kehrte Diana um. War es richtig von ihr, diese Begegnungen fortzusetzen? Eine wirkliche Beziehung konnte es zwischen ihr und Lord Garthdale nicht geben, und doch fühlte sie sich nach so kurzer Zeit schon mehr zu ihm hingezogen, als sie durfte. Wenn er in ihre Nähe kam, schien ihr das Atmen nicht so leichtzufallen wie sonst, und immer öfter war ihr während ihrer Gespräche der Gedanke gekommen, dass sie sich noch nie so lebendig und so glücklich gefühlt hatte wie in seiner Gegenwart.
Doch auf keinen Fall durfte sie sich Hoffnungen machen. Sobald er herausfand, wer sie war – die Frau, die Lord Durling den Laufpass gegeben hatte – würde alles vorbei sein. Edward wusste gewiss alles über den Skandal. Vielleicht war er sogar ein Freund von Lord Durling und hatte aus erster Hand all die Lügen erfahren, die ihr ehemaliger Verlobter über sie verbreitet hatte.
Doch Edward würde nicht wissen, dass es Lügen waren. Er würde denken, Diana Hepworth sei eine gefühllose, hinterlistige Frau, die einen Gentleman herzlos fallenließ, als sich ihr die Chance auf eine reichere Partie geboten hatte.
Unwillkürlich seufzte sie. Aus diesem Grund durfte sie Edward auch nicht die Wahrheit sagen. Es würde sie verletzen, sollte er sie mit Verachtung betrachten. So närrisch es klingen mochte, wollte sie, dass Edward gut von ihr dachte. Und einige wenige Tage, vielleicht sogar Wochen, würde ihr das vielleicht sogar gelingen. Sie könnten morgens gemeinsam ausreiten und sich unterhalten. Da sich ihr die unverhoffte Gelegenheit geboten hatte, angenehme Stunden mit einem Mann wie Lord Garthdale zu verleben, würde sie sie nicht freiwillig aufgeben.
4. KAPITEL
Die Soirée bei Mrs. Townley schon am folgenden Abend hielt viele
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