MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
Angesichts der neuen Mode war sie sogar froh darüber, da sie in ihren eigenen Sachen tatsächlich wie eine arme Verwandte ausgesehen hätte.
Zu Hause hatten sie einen ruhigen Nachmittag verbracht, und erst nachdem Phoebe zu Bett gegangen war, hatte sie etwas über den faszinierenden Lord Garthdale erfahren – und warum ihre Tante ihn früher nicht erwähnt hatte.
„Natürlich hätte ich dich ihm vorgestellt, meine Liebe, aber da sein Vater damals gerade gestorben war, nahm Lord Garthdale nicht an Gesellschaften teil. Erst nach der Trauerzeit ging er wieder aus, und da war deine Beziehung mit Lord Durling bereits zu einem Ende gekommen.“
Jetzt verstand Diana, warum sie nichts von Lord Garthdale gehört hatte. Allerdings bedeutete das nicht, er habe nichts von dem Skandal damals erfahren.
„Also hat die Dame doch beschlossen, eine weitere Begegnung mit mir zu riskieren“, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme. „Ich fühle mich geehrt.“
Zu ihrem Erstaunen sah Diana Lord Garthdale auf sich zureiten. Er war sicher nicht gekommen, um sie zu treffen?
„Es ist ein schöner Morgen. Man merkt, dass der Sommer nicht mehr fern ist“, sagte sie so gelassen sie konnte, obwohl ihr Herz schneller klopfte. „Und ich fand nicht, das vage Risiko einer Begegnung sollte mich zwingen, zu Hause zu bleiben. Immerhin ist der Park groß genug, dass wir beide hier ausreiten könnten, ohne uns zu begegnen, oder?“
Er lächelte amüsiert. „Ich stimme Ihnen zu, dass es eher unwahrscheinlich schien, einander wiederzusehen, aber ich gebe auch zu, dass ich in der Hoffnung kam, Ihnen zu begegnen.“
Diana war nur allzu froh, dass der Schleier die Röte verbarg, die ihr in die Wangen stieg. „Sie sollten vorsichtig sein, Lord Garthdale. Man hat mir anvertraut, es sei nicht Ihre Art, unverheiratete Damen unnötig zu ermutigen.“
Sein Lachen war genauso anziehend wie seine ganze Erscheinung. „Sie haben sich also die Mühe gemacht, meinen Namen herauszufinden. Sehr schmeichelhaft.“
„Nicht so sehr, wie Sie glauben“, wandte sie schmunzelnd ein. „Ich kenne ihn lediglich deswegen, weil mein Reitknecht mir gestern versicherte, er wäre mir zu Hilfe geeilt, wenn Lord Garthdale es nicht bereits getan hätte.“
„Ach, so war es also. Nun, da Sie jetzt meinen Namen kennen, ist es nur recht, wenn Sie mir auch Ihren verraten.“
Sie hatte darüber nachgedacht, was sie ihm auf eine solche Frage antworten sollte, und war zu dem Schluss gekommen, dass es ungefährlich wäre, ihm ihren zweiten Vornamen anzuvertrauen. Sollten sie sich dann irgendwann in Gesellschaft wiedersehen, würde er nicht darauf kommen, dass es sich bei ihr um die Frau mit dem Schleier handelte. „Sie können mich Jenny nennen.“
„Jenny?“ Er wartete ab. „Mehr nicht?“
„Mehr nicht. Einfach nur Jenny.“
„Ich nehme an, es gibt einen Grund, weshalb Sie mir nicht Ihren vollen Namen verraten wollen?“
„Ja, aber der ist nicht von Belang für Sie.“
„In dem Fall“, überlegte Lord Garthdale, „könnte ich denken, Sie seien eine berühmte Kurtisane, die sich nach einem neuen Beschützer umsieht. Allerdings hätten Sie sich dann nicht die Mühe gemacht, einen Reitknecht mitzunehmen.“
Diana errötete heftig. Er schien sie herausfordern zu wollen, aber sie durfte sich nicht zu einer unvorsichtigen Bemerkung hinreißen lassen. „Sehr interessante Überlegung, Mylord, doch eine Kurtisane bin ich ganz gewiss nicht.“
„Vielleicht sind Sie eine Witwe, die nach London gekommen ist, um sich einen Liebhaber zu nehmen, indem sie sich diskret mit Gentlemen im Park trifft.“
Wieder errötete Diana bei seinen Worten. Er wollte sie wirklich aus irgendeinem Grund aus der Reserve locken. „Warum sollten Sie glauben, dass meine Ausritte im Park einen unmoralischen Grund haben müssen?“
„Aber ganz im Gegenteil. Ich versuche nur herauszufinden, warum eine junge Frau einen Schleier vor dem Gesicht trägt, der es unmöglich macht, sie zu erkennen, und sich darüber hinaus weigert, mehr als ihren Vornamen zu enthüllen.“
„Wahrscheinlich führe ich ein so eintöniges Leben, dass ich mich damit unterhalte, fremde Männer meine Identität raten zu lassen.“
Er lächelte, schüttelte aber den Kopf. „Auch wenn ich Sie nicht kenne … Jenny, bezweifle ich, dass Sie sich sich so leicht langweilen. Ich vermute vielmehr, Sie sind eine Frau von edler Herkunft und hoher Intelligenz, die an allem, was sie tut, Vergnügen zu finden vermag.
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