MYLADY SOMMERBAND Band 03: HERZKLOPFEN IM ROSENGARTEN / LADY ODER KURTISANE? / (German Edition)
mich jedoch, dass er danach nicht einfach weitergeritten ist, denn das hätte in jedem Fall besser zu ihm gepasst. Hat er dich nach deinem Namen gefragt?“
„Ja, aber ich gab ihm keine Antwort, weil ich Angst hatte, er könnte sich dann an den Vorfall von vor vier Jahren erinnern.“
„Und selbst wenn das geschehen wäre. Dein Leben ist nicht vorbei, nur weil du dich geweigert hast, Lord Durling zu heiraten.“
„Ginge es nach Lord Durling, schon.“
„Unsinn. Der Mann lebt sein Leben, warum solltest du nicht deins leben?“
„Weil ich es war, die ihn sitzen gelassen hat, Tante Isabel. Und ich bezweifle sehr, dass er mir vergeben hat. Erinnerst du dich nicht, wie wütend er auf mich war? Was für entsetzliche Dinge er über mich verbreitete? Er tat doch alles, um meinen Ruf zu zerstören und mich als die Schuldige hinzustellen.“
„Selbstverständlich tat er das, der Mann ist schließlich unglaublich egozentrisch. Und da du dich weigertest, deine Seite der Dinge zu verraten, hast du der Gesellschaft erlaubt, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.“
„Du weißt, warum ich nichts sagte.“
„Ja, doch ich bin immer noch der Meinung, dass es ein Fehler war, meine Liebe. Wenn du mit jemandem gesprochen hättest …“
„Lord Durling ist Mitglied des House of Lords!“
„Das mag ja sein, aber deswegen steht er nicht über dem Gesetz.“
Diana schüttelte den Kopf. „In den Augen der guten Gesellschaft ist er über jeden Zweifel erhaben. Und da wir an Phoebes guten Ruf denken müssen, können wir uns nicht erlauben, unvorsichtig zu sein.“
„Diana, vier Jahre sind seitdem vergangen.“
„Ich weiß, aber ich traue Lord Durling heute nicht mehr als damals“, erwiderte Diana bedrückt. „Er ist ein nachtragender Mensch, und ich wäre nicht überrascht, wenn er versuchen sollte, Phoebe in Schwierigkeiten zu bringen, nur um sich an mir zu rächen.“
„Deswegen möchte ich ja auch, dass du den Leuten die Wahrheit über ihn sagst, Diana“, rief ihre Tante. „Der Mann hat dich geschlagen, mein Kind. Er hob die Hand gegen dich und versetzte dir einen harten Schlag, der dich zu Boden schickte. Ein solches Verhalten ist unentschuldbar. Und jeder Mann, der eine Dame so zu behandeln wagt, sollte vor aller Welt als der Rohling bloßgestellt werden, der er ist!“
„Ich bin ja deiner Meinung, Tante Isabel, aber wer würde mir denn glauben? Es stünde mein Wort gegen seins, und Lord Durling ist ein angesehenes Mitglied der guten Gesellschaft und ein sehr charmanter Mann, wenn auch nur nach außen.“
„Nun, ich werde deine Wünsche respektieren, wie ich es auch damals tat, aber das bedeutet nicht, ich sei einverstanden. Der Himmel weiß, ich würde den gemeinen Kerl allzu gern selbst zur Rede stellen, nur können wir nicht riskieren, dass er Phoebe dafür büßen lässt.“
Diana wandte sich ihrem Frühstück zu. „Genau. Lord Durling ist es gelungen, meinen Ruf zu zerstören, und ich werde alles tun, um Phoebe vor ihm zu schützen. Lass uns jetzt nicht mehr über ihn reden.“
Und tatsächlich verloren sie kein Wort mehr über ihn, und der Rest des Mahls verlief mit angenehmem Geplauder über die neue Mode und bevorstehende Gesellschaften. Insgeheim fragte Diana sich allerdings, ob es nicht ein großer Fehler gewesen war, Phoebe nach London zu begleiten.
3. KAPITEL
Diana hielt es nicht für unvernünftig, am nächsten Morgen auszureiten. Ihre Tante hatte ihr gesagt, dass es nicht Lord Garthdales Gepflogenheit war, unverheiratete junge Damen zu ermutigen, also würde er sehr wahrscheinlich nicht ihre Nähe suchen. Dementsprechend begab sie sich unbesorgt um halb acht morgens zum Hyde Park, der in frühsommerlichem Grün prangte.
Ihr schmerzender Hals zeigte allerdings keine Anzeichen der Besserung. Diana hatte mit Salzwasser gegurgelt, bevor sie das Haus verließ, doch ihre Stimme war immer noch genauso heiser wie am Tag davor. Wieder trug sie den dichten Schleier, um von niemandem erkannt zu werden – ganz besonders von Lord Durling nicht, sollte sie ihm zufällig im Park begegnen. Die Wahrscheinlichkeit schien nicht groß, allerdings war er früher gern am frühen Morgen ausgeritten.
Trotz ihrer vielen Zweifel über ihre Rückkehr nach London hatte ihr erster Tag sich als sehr angenehm erwiesen, wie sie zugeben musste. Bei Madame Claremont hatten sie nicht nur neue Kleider und Accessoires für ihre Tante und Phoebe bestellt, sondern auch mehrere Ensembles für sie selbst.
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