MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
schier in den Wahnsinn getrieben hatte.
„Danke“, erwiderte er. „Wollen wir dann aufbrechen?“
Sie nickte und spornte ihr Pferd zum Trab, sorgfältig darauf bedacht, seinem Tier nicht zu nahe zu kommen. Nachdem sein Körper ihn bereits drängte, schneller vorzugehen, fand er ihre Vorsicht frustrierend, faszinierend – und sehr verlockend.
Wie ein schönes, nervöses Fohlen würde er Meredyth Wellingford beruhigen und besänftigen müssen, wenn er wollte, dass sie zu ihm kam. Allen fand es unerwartet aufregend, dass er, wenn er diese Frau umwerben wollte, erst einmal ihr Herz und ihren Geist für sich würde gewinnen müssen, ehe er sich daran machen konnte, ihre Sinne zu betören. Und je besser er sie kennenlernte, je mehr Zeit er in ihrer Gesellschaft verbrachte, desto mehr wünschte er sich gerade das.
„Thomas hat uns erzählt, dass Sie die Verwaltung des Familienguts übernommen haben, als Sie die Armee verlassen haben“, sagte sie gerade. „Es gefällt Ihnen also, Verantwortung zu tragen?“
„Ja, allerdings“, bestätigte er. „Es macht mir Freude, zu beobachten, wie die Felder sich im Lauf der Jahreszeiten verwandeln, von brauner Wintererde zur Frühjahrssaat zu ersten grünen Spitzen bis zur Ernte. Ich bespreche mich gern mit den Pächtern, was man tun könnte, um die Erträge zu steigern, das Land zu verbessern und die Häuser gut in Schuss zu halten.“ Er lachte. „Ich liebe die Ordnung, die Schönheit – und den Geruch von Tünche und Farbe.“
„Dann wird Ihnen der Witwensitz sicher Freude bereiten“, erwiderte sie lächelnd.
In diesem Augenblick flog eine Wachtel auf. Meredyths Stute wieherte und stieg, doch bevor Allen sein Pferd zügeln konnte, um ihr zu Hilfe zu eilen, hatte sie das Tier bereits wieder beruhigt.
„Gut gemacht!“, meinte Allen. „Einen Augenblick habe ich befürchtet, Ihr Pferd könnte mit Ihnen durchgehen, aber Sie haben es wunderbar unter Kontrolle. Was für eine hervorragende Reiterin Sie sind!“
Meredyth tat das Kompliment mit einem Schulterzucken ab. „Wenn man auf dem Land aufwächst, ist das wohl unvermeidlich.“
„Keineswegs. Meine Schwestern reiten beide, aber keine kann es mit Ihnen aufnehmen. Sie werden eins mit Ihrem Pferd, es ist eine wahre Freude, Ihnen zuzusehen.“
Obwohl er seine Bemerkung wirklich in keiner Weise anzüglich gemeint hatte, weiteten sich ihre Augen, als sie ihn misstrauisch ansah. Wieder einmal hatte er das Gefühl, sich ihr nähern zu müssen, ihr die blonden Strähnen aus der Stirn zu streichen, am Rand ihrer Handschuhe entlangzufahren und die weiche Haut an den Handgelenken zu liebkosen.
Ihre silbergrauen Augen wurden rauchig, beinahe als hätte sie seine Gedanken lesen können. Als sie schließlich seufzte und sich mit der rosa Zungenspitze über die Lippen fuhr, sodass sie feucht glänzten, begann sein Puls zu rasen. Das Herz hämmerte ihm in der Brust, und er wurde von einer solchen Woge des Begehrens überrollt, dass er beinahe die Kontrolle über sein Pferd verloren hätte.
Erschüttert und gleichzeitig innerlich jubelnd versuchte er sich zu beherrschen. O ja, Miss Wellingford war eine zutiefst leidenschaftliche Frau. Er sehnte sich danach, sie zu erforschen. Jetzt gleich.
Vielleicht würde er doch nicht bis zur Saison im Frühling warten, um ihr offen den Hof zu machen …
4. KAPITEL
Während Allen zu diesem erfreulichen Schluss kam, war Miss Wellingford ein Stück vorausgeritten. Sie war auf noch größere Distanz gegangen. Aber nicht für lange, schwor er sich.
„Liegt der Besitz Ihres Vaters weit verstreut?“, erkundigte sie sich nun bei ihrer Rückkehr.
„The Grange ist sein Hauptgut, aber durch Erbschaft oder Kauf ist der Besitz durch einige andere große Güter erweitert worden“, erwiderte er und lenkte sein Pferd zu ihrem. „Ich schaue dort alle paar Monate vorbei.“
„Dann sind Sie viel unterwegs? Gefällt Ihnen das?“
„Ja, es macht mir Spaß. Papa nicht, all das Gerüttel macht seine Knochen müde, sagt er. Außerdem, nachdem meine Schwester den Besitzer des Nachbarguts geheiratet hat, bleibt Papa lieber zu Hause und genießt die Zeit mit seinen Enkeln.“
„Ihre Familie erwartet auch von Ihnen in Kürze welche?“, erkundigte sie sich, sorgfältig darauf bedacht, seinem Blick auszuweichen.
War das ein Funken Interesse? Er wollte es hoffen. Ermutigt erwiderte er: „Sie drängen mich nicht zu heiraten, aber ich bin mir sicher, dass sie sich darüber freuen würden.
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