MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Familie begründet.
Nein, sie hatte schon die richtigen Entscheidungen getroffen, die nötigen Entscheidungen; wenn sie alles noch einmal durchleben müsste, würde sie es nicht anders machen. Außer dass es vielleicht zu vorsichtig von ihr gewesen war, nicht mit James ins Bett zu gehen.
Aber wenn sie in seinen Armen die Freude kennengelernt und dabei ein Kind empfangen hätte, hätte sie diesen Spross ihrer Liebe niemals behalten können. Schlimmer als die entsetzliche Schande und der Skandal wäre gewesen, dass sie das Baby hätte aufgeben müssen.
Womit sie wieder am Anfang angelangt war. Sie würde vor Sehnsucht und Neid lieber vergehen, ehe sie ihre Familie merken ließ, wie tief ihr Glück sie verletzte. Sie musste sich mehr darauf konzentrieren, die geliebte Schwester und die liebende Tante zu sein.
Mit einem Haus, das sie nach ihrem Geschmack neu einrichten lassen konnte, eigenem Grundbesitz und einem unabhängigen Einkommen ging es ihr weitaus besser als anderen unverheirateten Damen, die oft von Haushalt zu Haushalt gereicht wurden, wo sie in der Familie eben gerade gebraucht wurden – unbezahlte, abhängige Dienstbotinnen, die im Alter nur noch eine Last waren.
Nein, sie würde ihre Geschwister besuchen, deren Kinder lieben und ihnen helfen, wenn es nötig war. Aber als finanziell unabhängige Frau würde sie in ihr eigenes Haus zurückkehren oder auch Reisen unternehmen, wann immer sie wollte. Und wenn eine leise Stimme flüsterte, dass ein solches Leben unfruchtbar und leer klang, so unterdrückte sie sie so entschlossen wie die Stimme, die sie vor einer Freundschaft mit Allen Mansfell gewarnt hatte.
3. KAPITEL
Als Meredyth auf dem Weg zum Schulzimmer die Eingangshalle durchquerte, machte sie das Fußgetrappel auf dem Treppenabsatz darauf aufmerksam, dass die Kinder im Anmarsch waren. Im nächsten Augenblick sah sie die Meute die Treppe hinunterpoltern. Wie üblich war Sarahs und Nickys Sohn Aubrey, der älteste Cousin, ihr Anführer. Als sie Meredyth sahen, stürmten sie auf sie zu.
„Tante Merry! Tante Merry! Wir sind so froh, dass wir hier sind!“, riefen sie, als sie bei ihr angekommen waren. Aubrey und David blieben stehen und verbeugten sich vor ihr, während die kleine Bella ihr die Ärmchen um die Röcke schlang. Meredith zog sie an sich, genoss ihre Wärme, ihren kindlichen Duft, ihre Nähe.
„Papa, Onkel Hal und Onkel Sinjin sind mit Onkel Colton auf die Jagd gegangen, aber ich habe Papa gesagt, dass ich hierbleibe und dir helfe“, erklärte Aubrey.
„Wir können dir auch helfen, Tante Merry“, meinte Elizabeths Sohn David.
„Ich auch“, mischte sich Clares Tochter Bella ein. „Mama sagt, ich bin ein starrköpfiger Quälgeist, und Papa hat mir erklärt, das heißt, ich könnte viele Sachen machen. Ich werde mal eine Schönheit, weißt du!“ Zu Aubrey gewandt, fügte sie hinzu: „Dann heirate ich dich und werde Countess.“
„Du weißt doch, dass ich nicht heiraten werde“, gab Aubrey entschieden zurück. „Ich werde mein Leben der Wissenschaft widmen.“
Bella kniff die Augen zusammen, und ihr Lächeln erlosch. „Ich kann dich aber heiraten, wenn ich will“, erwiderte sie.
Als er sah, wie David besorgt die Stirn runzelte, beruhigte Aubrey ihn: „Bella meint es nicht böse. Sie ist manchmal nur ein bisschen … schwierig.“
Bella stemmte die Hände in die Hüften. „Bin ich nicht!“
„Bist du wohl!“ Aubrey wandte ihr den Rücken zu.
„Nein, bin ich nicht!“, schrie Bella und stampfte mit dem Fuß auf.
„Kinder, in der Küche warten Ingwerkekse und Limonade auf euch“, ging Meredyth hastig dazwischen. „Deine Lieblingskekse, Bella.“ Einer plötzlichen Inspiration folgend fügte sie hinzu: „Danach könnt ihr mich alle begleiten und das Julscheit inspizieren.“
Bellas finstere Miene machte einem strahlenden Lächeln Platz. „Darf ich mein Pony reiten?“
„Es ist besser, wenn alle in der Kutsche fahren. Im Wald kannst du unserem Stallburschen John helfen, Stechpalmen und Tannenzweige zu sammeln“, meinte Meredyth. Und ich werde bei meinem Ausritt mit Allen Mansfell eine aufreibende Schar Begleiter dabei haben, fügte sie im Stillen hinzu.
„Ich liebe Ingwerkekse“, erklärte Bella. „Und ich heirate Aubrey doch , wenn ich will – ihr werdet schon sehen. Wer als Erstes in der Küche ist!“ Mit wirbelnden weißen Unterröcken stob sie plötzlich Richtung Hintertreppe davon, die beiden Knaben hinterdrein.
Zufrieden, dass sie
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