MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
anzusprechen, der ihn zunehmend erstaunte.
Zu seiner Überraschung wurde ihre Miene traurig. „Es gab einen Gentleman. Mein Verlobter war wie Sie Soldat. Er ist vor einigen Jahren in Indien gestorben.“
Um ihretwillen bekümmert, aber auch froh, dass sie nicht unwiderruflich gegen die Ehe eingestellt war, sagte er: „Tut mir leid. Wir haben nicht nur bei Waterloo und auf der Iberischen Halbinsel gute Männer verloren. Haben … haben Sie sich nach dem Verlust aus der Gesellschaft zurückgezogen?“
Diesmal ritten sie einträchtig nebeneinander. Sie sagte: „Nicht direkt. Ich bin nach London gegangen, als meine anderen Schwestern Emma und Cecily in die Gesellschaft eingeführt worden sind; zu diesem Zeitpunkt waren James und ich noch verlobt. Kurz nach seinem Tod ging es mit Mamas Gesundheit bergab, sie konnte Wellingford nicht mehr verlassen. Ich bin bis zu ihrem Tod bei ihr geblieben. Seither war immer irgendetwas los – Reparaturen im Haupthaus, die Beaufsichtigung des Verwalters, während er die Höfe und Felder wieder in Ordnung brachte, die Niederkünfte meiner Schwestern, kürzlich die Reise auf den Kontinent. Aber ich habe vor, Faith nächsten Frühling nach London zu begleiten.“
„Ich habe schon viel darüber gehört, was Miss Meredyth Wellingford für ihre Familie getan hat“, sagte Allen, als sie ihre Pferde in die gekieste Auffahrt zu Wellingford Hall lenkten. „Aber was wünscht Miss Wellingford sich für sich selbst?“
Sie blickte auf ihre Hände. „Einen Ort, an den ich gehöre“, sagte sie, so leise, dass er es kaum hörte. „Wo man mich liebt und schätzt. Wo man mich nicht als Last empfindet.“
„Hier im Kreis Ihrer Familie haben Sie das bereits gefunden.“ Sie waren am Haupteingang angelangt. Er sprang vom Pferd und reichte die Zügel einem herbeieilenden Stallburschen und half ihr aus dem Sattel. Während der Bursche die Pferde wegführte, fragte er: „Sehnen Sie sich nicht nach … mehr?“
Diesmal konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die Hände sehr viel länger auf ihrer Taille zu belassen, als sie seine Hilfe gebraucht hätte, um das Gleichgewicht zu wahren. Er wollte sie einfach nicht loslassen, stand da und blickte auf sie hinab; er wusste nicht mehr, was er gefragt oder ob sie geantwortet hatte, er war verloren im Blick ihrer silbergrauen Augen, die sich erst weiteten und dann dunkler wurden. Wieder einmal kämpfte Allen gegen das überwältigende Verlangen an, sie zu küssen.
Abrupt trat sie zurück und brach damit den Bann. „V…vielen Dank für Ihre Begleitung, Mr. Mansfell“, sagte sie. Ihre Stimme klang atemlos in seinen Ohren – vielleicht lag es aber auch nur am rasenden Pochen seines Herzens. „Ich sehe Sie ja dann beim Dinner.“ Nach einem flüchtigen Knicks lief sie die Stufen hinauf.
Schweigend sah er ihr nach und wartete darauf, dass sich sein Herz beruhigte. Er lächelte. Obwohl er sie nun noch mehr begehrte als vor ihrem kleinen Intermezzo, war er auf einmal so von Euphorie und stiller Erwartung erfüllt, dass seine Ungeduld sich legte.
Ihm wurde klar, dass er Meredyth Wellingford heiraten wollte, und die Entscheidung fühlte sich gut und richtig an. Er hatte genügend Erfahrungen mit Frauen gesammelt, um zu wissen, was er sich von einer Ehefrau wünschte und was nicht. Wieder fragte er sich, ob es wirklich nötig war, bis zur Saison nächsten Frühling zu warten, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.
Nachdem sie einander seit Jahren vom Hörensagen kannten, brauchten sie nicht so viel Zeit wie andere junge Paare, um sich kennenzulernen. Sein Aufenthalt in Wellingford hatte ihm bis jetzt gezeigt, dass sie sogar noch mehr gemeinsam hatten als angenommen. Noch besser, seit dem Augenblick, da sie sich zum ersten Mal gesehen hatten, hatte er gewusst, dass zwischen ihnen eine tiefe sinnliche Anziehungskraft herrschte, die nur darauf wartete, näher erforscht zu werden.
Von ihrem Liebreiz zu kosten war ein Vergnügen, auf das zu warten sich lohnte – und die Vorfreude würde den Genuss nur noch steigern. Er würde sich diesen Augenblick verdienen, indem er auf dem guten Einvernehmen aufbaute, das sich an diesem Nachmittag zwischen ihnen eingestellt hatte, bis sich ihre Bewunderung genau wie bei ihm in Zuneigung verwandelte und sie sich der Anziehung zwischen ihnen nicht mehr widersetzte und ihm bereitwillig ihre Hand schenkte.
Ohne allzu eingebildet zu sein, glaubte er doch, dass er ihr ebenso viel zu bieten hatte wie sie ihm. So reizvoll
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