MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Nicht dass ich etwas gegen die Vorstellung hätte, wenn es zur rechten Zeit – und mit der richtigen Dame – passiert.“
Wieder liefen ihre Wangen rosig an. „Als mustergültiger junger Mann aus gutem Haus mit hervorragenden Zukunftsaussichten haben Sie auf dem Heiratsmarkt doch die freie Auswahl.“ Schnell wechselte sie das Thema. „Zum Witwensitz geht es hier den Weg hinunter.“
Er folgte ihr und bewunderte dabei, wie elegant sie im Damensattel saß und wie geschickt sie ihr Pferd lenkte. Wenn er annehmen durfte, dass ihre Bemerkung ernst gemeint war und nicht nur reine Schmeichelei – und nach allem, was er von ihr gesehen hatte, glaubte er nicht, dass sie sich zu Letzterem hinreißen ließe –, konnte er daraus schließen, dass sie seinen Charakter ebenso anziehend fand wie er den ihren. Eine äußerst erfreuliche Ausgangsposition. Gegenseitige Bewunderung führte leicht zu Freundschaft und zärtlicher Zuneigung, und das war seiner Meinung nach die beste Grundlage für eine glückliche Ehe.
Vor dem Witwensitz, einem geräumigen Fachwerkbau aus elisabethanischer Zeit, brachte sie ihr Pferd zum Stehen und wartete darauf, dass er ihr beim Absitzen zu Hilfe kam. Das tat er mit Freuden, genoss es, die Hand auf ihre schlanke Taille zu legen, während er ihr aus dem Sattel half.
Bevor er die momentane Nähe noch irgendwie ausnutzen konnte, kam ein älterer Mann herausgelaufen, der sie offensichtlich hatte kommen hören. „Guten Tag, Miss Wellingford – Sir“, sagte er und verbeugte sich. „Wir sind gerade im vorderen Salon fertiggeworden. Möchten Sie ihn ansehen?“
„Sehr gern“, erwiderte sie. Sie nickte Allen zu, sie zu begleiten, und folgte dem Bauleiter. Unsicher, was er getan hätte, wenn sie nicht unterbrochen worden wären, aber ein wenig betrübt darüber, dass er es nicht hatte herausfinden können, ging er den beiden nach.
Sie durchquerten die Eingangshalle, deren Parkettboden abgeschliffen worden war und wo es nach Farbe roch, und betraten einen Seitenraum, der ebenfalls frisch gestrichen worden war und eine schöne Kassettendecke aufwies.
„Der Ofen ist jetzt angeschlossen“, erklärte der Bauleiter. „Sind Sie wirklich sicher, dass er besser heizt als der Kamin, Miss? Sonderlich groß ist er ja nicht.“
„Das stimmt, Baxter, er ist kleiner, aber dadurch zieht er auch weniger kalte Luft an und lässt nicht so viel Wärme durch den Schornstein entkommen. Aufgrund der geringen Tiefe und der abgewinkelten Rückseite strahlt mehr Hitze ins Zimmer“, erklärte sie.
Der Bauleiter sah immer noch zweifelnd drein. „Wenn Sie es sagen, Miss. Jetzt, wo wir wissen, wie es geht, werden wir die Öfen in den anderen Zimmern schneller installiert haben. Ich mache mich mal wieder an die Arbeit.“
„Danke, Baxter.“
„Sie lassen in allen Räumen Rumford-Öfen installieren?“, erkundigte sich Allen.
„Ach, Sie kennen die Erfindung?“, fragte sie überrascht.
„Ja. Nachdem ich die Abhandlung von Graf Rumford über die Prinzipien der Heizung gelesen habe, habe ich mir ein paar Exemplare angeschaut. Ich kenne auch die von ihm entwickelte Bain-Marie und ein Modell seines Küchenherds.“
Ihre Augen glänzten vor Begeisterung. „Den Herd habe ich mir in London auch angesehen. Ich würde gern einen installieren lassen, aber für unsere Küche ist er zu groß.“
„Sie scheinen sich aber auch gut auszukennen“, sagte Allen, nun seinerseits überrascht – und beeindruckt. „Haben Sie Rumfords Abhandlung gelesen?“
„Nein, aber Hal – Mr. Waterman – hat mir davon erzählt. Es werden so viele neue Gerätschaften entwickelt! Meine Mutter hat dieses Haus dem Haupthaus vorgezogen – damals war es ein so zugiges, baufälliges Gemäuer, dass man ihr das kaum vorwerfen konnte – und ist nach dem Tod meines Vaters hierhergezogen und hat hier gewohnt, bis sie starb. In all der Zeit wurde hier am Haus nichts gemacht. Nachdem wir also ohnehin renovieren mussten, habe ich beschlossen, so viele neue Gerätschaften einzubauen, wie es nur geht.“
„Dann hat Hal Sie für seine technischen Erfindungen interessieren können? Seine Begeisterung ist ja ziemlich ansteckend. Wir sind seit Oxford miteinander befreundet, und ich staune immer noch über das schiere Ausmaß seiner Kenntnisse.“
„Geht mir genauso“, stimmte sie zu. „Ich kenne ihn auch schon seit Jahren – seit meine Schwester Sarah Lord Englemere geheiratet hat.“
Eine verräterische Röte huschte über ihr Gesicht, sodass
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