MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
flirten –, statt bei jedem Wort, das er von sich gab, zu kichern oder zu erröten. Ganz zu schweigen von den offensichtlichen Reizen ihres üppigen Körpers …
Wütend schob er die Erinnerungen beiseite. Er hatte nun lang genug gezürnt und getrauert. Er würde sich von ihrer Untreue nicht länger die Laune verderben lassen.
Wenn er schon gezwungen war, sich wieder auf den Heiratsmarkt zu begeben, wäre Miss Faiths Schwester Meredyth weitaus mehr nach seinem Geschmack. Groß, schlank, ihr Haar etwas heller als das Goldblond ihrer kleinen Schwester, ihre Augen eher grau- als himmelblau und von großer Eleganz. Und dann war da dieser überraschende Funken der Erkenntnis gewesen, und diese Hitze, die sich bei seiner albernen und frechen Bemerkung über die angenehmen Seiten seines Aufenthalts förmlich durch seine Handschuhe gebrannt hatte. Eleganz und – im Gegensatz zu Susanna – Integrität, vereint in einem subtil sinnlichen Körper war eine ziemlich aufregende Kombination.
Und er hatte auch keine leeren Phrasen gedroschen, als er ihr Komplimente bezüglich ihrer Verwaltung von Wellingford gemacht hatte. Er war wirklich beeindruckt von den gepflegten Feldern, Zäunen und Pächterhäuschen, an denen sie vorbeigekommen waren und deren hervorragender Zustand sogar noch bemerkenswerter war, wenn man daran dachte, wie das gesamte Landgut noch vor ein paar Jahren ausgesehen hatte.
Randolph Wellingfords verschwenderische Gewohnheiten, seine Spielsucht und die schockierende Vernachlässigung seines Anwesens hatten sich bis nach London herumgesprochen, als Allen aus Oxford in die Stadt gekommen war. In seinem Club wurde sogar gemunkelt, es sei ein wahrer Segen für die Familie, dass der Mann früh zu Tode gekommen war, als er eines Wintermorgens um irgendeiner lächerlichen Wette wegen halb betrunken davongeritten war. Meredyth Wellingford musste eine intelligente, fleißige und sparsame Verwalterin sein, um in Wellingford so viel erreicht zu haben.
Da kam ihm ein Gedanke, ebenso plötzlich wie reizvoll. Wenn er schon heiraten musste – und das musste er –, wieso sollte er sich nicht eine etwas ältere Frau suchen? Eine, von der er bereits wusste, dass sie einen hervorragenden Charakter besaß und die nötigen Fähigkeiten, um einen großen Besitz zusammenzuhalten? Eine Frau, die einer Ehe, die auf gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Respekt gründete, ebenso zugänglich wäre wie er? Eine Dame, deren subtile Reize die Befriedigung seiner Bedürfnisse verhießen, ohne ihn in die Qualen von Lust und Eifersucht zu stürzen, die Susanna in ihm geweckt hatte?
Eine Dame, die zufällig plante, ihre Schwester nächste Saison nach London zu begleiten …
Allen trank seinen Wein aus, stellte das Glas ab und lächelte. Er würde seinen Aufenthalt in Wellingford nutzen, um seine charmante Gastgeberin kennenzulernen. Und wenn er dann von Meredyth Wellingford immer noch so beeindruckt – und angenehm erregt – war wie bei ihrer ersten Begegnung, hätte er vielleicht die Lösung für sein Eheproblem gefunden.
2. KAPITEL
Am Vormittag des nächsten Tages begab Meredyth sich nach einer Besprechung mit der Haushälterin in den Salon. Beifällig stellte sie fest, dass die Beistelltischchen, die sie extra angefordert hatte, damit sie einem Haus voller Gäste auch genügend Erfrischungen servieren konnte, bereits an Ort und Stelle standen, und trat zum Fenster. Sie stahl sich einen Moment Zeit von ihren Pflichten und sah hinaus auf den Rasen und den dahinter liegenden Wald.
Colton hatte beim Frühstück seine Absicht kundgetan, später noch jagen zu gehen, und damit geprahlt, dass er ein paar Fasane für die Weihnachtsfesttafel mitbringen würde. Da sie die anderen Gäste an diesem Morgen noch nicht gesehen hatte, wusste sie nicht, ob Thomas und Allen Mansfell ihn begleiten wollten oder nicht.
Sosehr sie sich auf die unmittelbar bevorstehende Ankunft ihrer restlichen Familie freute, war Meredyth doch auch nervös. Trotz der strengen Standpauke, die sie sich letzten Abend gehalten hatte, bevor sie zum Dinner nach unten gegangen war, hatte sie, als sie Allen Mansfell begegnet war, wieder dieselbe Anziehungskraft, dasselbe leise Beben wie bei ihrer ersten Begegnung verspürt.
Wenn überhaupt, erinnerte sie sich stirnrunzelnd, war ihre Reaktion stärker gewesen. Schon in lässiger Reitkleidung war Mr. Mansfell ein schöner Mann, aber in formeller schwarzer Abendkleidung und bei Kerzenschein, der seine grünen
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