MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
machte.
Sie mochte ja eine alte Jungfer sein, aber sie verspürte eben trotzdem das Bedürfnis, in der Nähe eines attraktiven Mannes so vorteilhaft wie möglich auszusehen.
Während sie noch zögerte, meinte er: „Verzeihen Sie. Ich wollte mich nicht aufdrängen. Schließlich kann ich mir denken, dass Sie sehr viel zu tun haben.“
Es war verlockend, einfach zuzustimmen – allerdings war er in einem Moment zu ihr gekommen, als sie vor dem Fenster gestanden und geträumt hatte, offenbar weit davon entfernt, sich in irgendwelche fieberhaften Tätigkeiten zu stürzen. Er war außerdem ihr Gast, es war ihre Pflicht, ihn zu unterhalten, und im Winter auf dem Land waren die Vergnügungen rar gesät. Und eigentlich wollte sie ja ausreiten …
„Ich muss das Julscheit inspizieren und nachschauen, welche Fortschritte die Renovierungsarbeiten am Witwensitz machen. Ich freue mich, wenn Sie mich begleiten möchten – wenn Sie sicher sind, dass Sie derart triviale Besorgungen nicht furchtbar langweilig finden.“
„In Ihrer Gesellschaft könnte es mir nie langweilig werden“, entgegnete Mansfell, und wieder hatte seine Stimme jenen samtweichen Ton angenommen, während sein Blick langsam an ihrer Gestalt auf und ab wanderte, sodass sie innerlich erzitterte. „Renovierungsarbeiten am Witwensitz, sagten Sie?“, fuhr er fort.
„Ja, Renovierungsarbeiten und Reparaturen“, erwiderte sie und versuchte ihre verwirrende, anscheinend unvermeidliche Reaktion auf seine Stimme zu überwinden. „Wie Colton sagte, eines Tages bringt er eine Braut nach Hause, und dann brauche ich ein neues Zuhause.“
So – jetzt hatte sie ihm praktisch gesagt, dass sie sitzen geblieben war. Das sollte seiner Galanterie – wenn es das überhaupt war – ein Ende bereiten.
Mansfell nickte nur. „Das würde mich sehr interessieren. Ich habe soeben eine Liste mit all den Behausungen in Papas Besitz aufgestellt, bei denen Reparaturen oder eine Renovierung anstehen. Sie haben hier in Wellingford so großartige Arbeit geleistet, dass ich mir sehr gerne ansehen würde, wie Sie die Reparaturen im Witwensitz angehen.“
So viel also zur Galanterie – zumindest von seiner Seite. Offensichtlich interpretierte sie viel zu viel in seine Stimme und seinen Blick hinein. Während er einfach nur ihre Fähigkeiten als Gutsherrin von Wellingford bewunderte und sich für eine genauere Demonstration interessierte.
Gott sei Dank hatte sie nicht versucht, mit ihm zu flirten! Sie konnten Freunde werden, genau wie sie und Thomas befreundet waren, verbunden durch ihr Interesse an Gutsverwaltung, Reparaturen und ähnlich prosaischen Dingen. Sie würde es schaffen, selbst mit einem Mann, der so attraktiv und faszinierend war wie Allen Mansfell, einfach nur befreundet zu sein.
„Ich lasse Ihnen durch Twilling ausrichten, wenn ich zum Aufbruch bereit bin“, erklärte sie und wandte sich mit einem Knicks ab. Wieder war sie sich seines Blickes im Rücken bewusst, als sie zur Treppe ging. Sie ignorierte das Stimmchen in ihrem Ohr, das ihr zuflüsterte, dass eine Freundschaft mit ihm ebenso gefährlich wie unwahrscheinlich war, solange sie sich innerlich nach ihm verzehrte.
Kurz darauf suchte Twilling sie auf, um ihr mitzuteilen, dass Sarah und ihre Familie eingetroffen seien. Voll Vorfreude darauf, ihre älteste Schwester wiederzusehen, die ihr schon ihr ganzes Leben Beraterin, Vertraute und Freundin gewesen war, lief Meredyth in den Salon.
„Nicky! Sarah!“, rief sie und blieb auf der Schwelle stehen. Nachdem ihr Schwager Lord Englemere sie auf die Wange geküsst hatte, stürzte sie zum Sofa und schloss ihre Schwester stürmisch in die Arme. „Willkommen zu Hause!“
„Es ist wunderbar, wieder hier zu sein“, meinte Sarah und erwiderte die Umarmung mit derselben Inbrunst. „Wellingford sieht einfach prächtig aus! Der neue Marmorboden und der Stuck in der Eingangshalle sind wunderschön!“
„Die Arbeiter sind gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig geworden“, erklärte Meredyth. „Ich muss mich bei dir bedanken, Nicky; du hast für unsere Ernte einen so guten Preis erzielt, dass wir die nötigen Handwerker beauftragen konnten. Ich muss zugeben, jetzt, wo alles mit Kiefern- und Tannenzweigen geschmückt ist, erinnert es mich an frühere glückliche Weihnachten.“
„In Wellingford hat es an Weihnachten nie so gut ausgesehen wie jetzt“, erwiderte Sarah unverblümt. „Das Beste damals war immer, dass wir alle zusammen waren. Aber das Haus
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