MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
eine ganze Zukunft darauf aufzubauen. Ich habe einmal ein sehr viel erfüllenderes Gefühl erfahren dürfen, wie Sie ja auch. Meinen Sie nicht, dass Sie sich irgendwann einmal betrogen fühlen, wenn Sie sich jetzt mit einer Ehe zufriedengeben, die auf bloße Zuneigung gründet?“
Sie hatte also von seiner Verlobung mit Susanna gehört. Überrascht war er nicht davon; vielleicht hatte Thomas es erwähnt. War sie pikiert, weil er keine heftigere Leidenschaft garantierte?
„Ich hatte mich tatsächlich schon einmal an eine Frau gebunden“, räumte er ein. „Genau wegen dieser … unglücklichen Geschichte bin ich ja zu der Überzeugung gelangt, dass eine Ehe zwischen zwei gleich gesinnten Partnern, die auf gegenseitiger Wertschätzung und echter Zuneigung gründet, eher zu wahrem Glück führt als heftige Gefühlswallungen, die ebenso leicht zu entsetzlichem Elend führen können. Sie haben auch jemanden verloren, der Ihrem Herzen sehr nahe stand. Halten Sie es nicht für möglich, dass ich recht haben könnte?“
Sie nickte. „Das ist durchaus möglich. Aber was ist, wenn Sie sich täuschen? Wenn die Zuneigung nicht wächst und tiefer wird? Was ist, wenn sie stattdessen abebbt … vielleicht weil man eine neue, stärkere Leidenschaft gefunden hat? Ist das nicht ebenfalls möglich?“
Stellte sie etwa seine Beständigkeit infrage? „Nicht wenn beide Partner sich einander verpflichten. Ich weiß, dass Sie sich zu mir hingezogen fühlen. Dass Sie mich zumindest ein bisschen mögen. Leugnen Sie das?“
Sie lächelte ein wenig. „Nein. Ich mag Sie sehr gern.“
„Warum haben Sie sich dann die ganze Zeit mit aller Kraft bemüht, der Anziehung zwischen uns zu widerstehen? Ich bin mir sicher, dass Sie sie vom ersten Augenblick an gespürt haben, genau wie ich. Halten Sie mich für unbeständig, weil ich Ihnen meine Zuneigung so bald nach einer vorigen Bindung zu Füßen lege? Obwohl ich mir wünschen würde, dass Sie jetzt gleich einwilligen, bin ich durchaus bereit, Ihnen meine Beständigkeit zu beweisen. Erlauben Sie mir nur, Ihnen zu zeigen – wenn es nötig wird, über die ganze Saison hinweg –, wie anhänglich ich sein kann.“
Angst und das wachsende Bedürfnis, sie für sich zu gewinnen, besiegte seine Vorsicht. Er drehte ihre Hand um, liebkoste die weiche Stelle, wo Handschuh auf Handgelenk traf, und saugte ihren Rosenduft tief in sich ein. „Wollen Sie mir das Recht nicht gewähren?“, flüsterte er und küsste die Stelle, die er eben noch liebkost hatte.
Als wäre sie verbrannt worden, entriss sie ihm die Hand. „Ich … ich stelle weder Ihre Ehre noch Ihre Beständigkeit infrage. Es tut mir leid, wenn ich Sie … enttäusche, aber ich muss Ihren Antrag abweisen. Ich will einen Mann, der mir aus Leidenschaft und glühender Liebe einen Antrag macht, nicht aus bloßer Wertschätzung. Zum Glück interessieren Sie sich noch nicht allzu lange für mich; ich hoffe, dass Sie sich ebenso rasch wieder davon erholen, und wünsche Ihnen für Ihr weiteres Leben aufrichtig viel Glück.“
Obwohl er gewusst hatte, dass sie ihn vielleicht abweisen würde, war er dennoch schockiert. „Und das … das ist alles? Darf ich nicht hoffen, dass Sie es sich vielleicht doch noch anders überlegen, wenn wir uns in London wiedersehen?“
Sie presste die Lippen aufeinander und wandte den Blick ab. „Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie sich keine Hoffnungen machen würden. Und da ich diese … Sache nicht ansprechen werde, können wir während Ihres restlichen Aufenthalts weitermachen wie bisher. Ich sehe Sie dann beim Dinner.“
Da er immer noch nicht glauben konnte, dass sie ihn so vollkommen abweisen würde, blieb Allen einfach knien, wie betäubt, während sie sich erhob, rasch knickste und sich entfernte. Mit einiger Verspätung stand er ebenfalls auf und sah ihr nach, bis sie kurz darauf den Rosengarten verließ und seinen Blicken entschwand.
Genau wie er in wenigen Tagen aus ihrem Leben verschwinden sollte. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und begann in raschem Tempo durch den Garten zu laufen.
Wie konnte er sich nur so getäuscht haben? Er war sich so sicher gewesen, dass sie ihm, selbst wenn sie den Antrag ein wenig voreilig gefunden hätte, gestatten würde, ihr während der Saison den Hof zu machen. Er hatte nicht einmal in Erwägung gezogen, dass sie ihn komplett abweisen könnte.
Ein vollkommen unerwartetes Gefühl der Verlassenheit überkam ihn. In seinen Augen hatten sie einander so
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