MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
davonmachte – immer dahin, wo um hohe Summen gespielt wurde und die Frauen leicht zu haben waren. Erschöpft vom Kummer und den ständigen Schwangerschaften, waren die Gesundheit und Selbstachtung ihrer Mutter zum Zeitpunkt von Coltons Geburt vollkommen ruiniert gewesen.
Natürlich war Allen Mansfell ihrem verstorbenen Vater charakterlich haushoch überlegen. Wenn Mr. Mansfell ihr seine Treue gelobte, wusste sie, dass er dieses Versprechen in Ehren halten würde. Aber die Welt war voll alleinstehender Frauen, die nach Sicherheit, gesellschaftlichem Aufstieg oder einfach einem Abenteuer Ausschau hielten und sich zu einem so attraktiven und vermögenden Mann hingezogen fühlen würden.
Und der Gentleman, der sich der Zuneigung und Treue seiner Frau sicher sein konnte und seinerseits nur durch die Pflicht und eine milde Zuneigung an sie gebunden war, würde einer verlockenden Witwe, die sich eine kurze Affäre wünschte, oder einer verführerischen Kokotte, die einen neuen Beschützer suchte, leicht zum Opfer fallen. Tatsächlich waren die moralischen Vorstellungen einer Gesellschaft, in der die eheliche Treue als verschroben und Eroberungen als männliche Ehrensache betrachtet wurden, eher dazu angetan, derartige Affären zu ermutigen – vor allem, wenn der Gentleman dafür sorgte, dass seine Frau von seinen kleinen Sünden zumindest offiziell nichts mitbekam.
Wie ihrer Mutter würde eine solche Beziehung auch ihr nichts als Herzeleid, Zorn und Bitterkeit bringen, welche jene Zuneigung zerstören würden, auf der die Ehe ursprünglich aufgebaut hatte.
Auch wenn die Leidenschaft sie reizte – nachdem sie erfahren hatte, wie sich die wahre Liebe anfühlte, wollte sie sich mit nichts Geringerem zufriedengeben.
Und je länger sie sich die Sache durch den Kopf gehen ließ, desto zorniger wurde sie, weil Allen Mansfell sie anscheinend für so bescheiden, mild und fügsam hielt, dass er glaubte, sie würde sich auf eine lauwarme Vernunftehe einlassen – als wäre sie eine arme alte Jungfer, die sich verzweifelt nach einem Mann sehnte, der ihr seinen Namen und seinen Schutz bot. Als ob sie nicht den Geist, das Feuer oder die strahlende Seele besaß, um einen Mann dazu zu inspirieren, sein Herz an sie zu verlieren.
Auch wenn sie sitzen geblieben war, eine alte Jungfer oder was der abfälligen Ausdrücke mehr war, mit denen die Gesellschaft unverheiratete Frauen ab einem gewissen Alter stigmatisierte. Aber sie war Gott sei Dank weder bescheiden noch fügsam, noch brauchte sie den Schutz eines Ehemanns.
Besser, Tante und alte Jungfer zu bleiben, als wie ihre Mutter zu leiden. Daher würde sie die Aufmerksamkeit eines jeden Mannes abwehren, bis sie überzeugt war, dass er sie nicht nur wegen ihres herausragenden Charakters zu heiraten wünschte, sondern weil er sie ebenso leidenschaftlich liebte wie sie ihn.
7. KAPITEL
Zwei Tage später saß Allen Mansfell nach einem zwanglosen Lunch am Tisch und hörte zu, wie Meredyth Wellingford mit ihren Schwestern plauderte. Nach ihrem Ausritt an jenem ersten Nachmittag war es für ihn zu einer ziemlich faszinierenden Beschäftigung geworden, die Hausherrin zu beobachten.
Er hatte auf ihr entzückendes Lachen gelauscht, während sie mit den Kindern Verstecken spielte. Das Funkeln in ihren Augen beobachtet und ihren Triumphschrei, wenn sie ihren Schwager Nicky beim Schach besiegte. Ihre versunkene Konzentration und ihre anmutigen Bewegungen, wenn sie abends das Pianoforte spielte. Hatte die Zärtlichkeit auf ihrem Gesicht gesehen, wenn sie einer ihrer kränkelnden Schwestern half oder ein schlafendes Kind hinauf ins Bett trug.
All das hatte er beobachtet, weil das Objekt seiner Aufmerksamkeit jede Galanterie abgewehrt und jede Gelegenheit, mit ihm allein zu sein, umgangen hatte – obwohl sie seinen Charakter anscheinend immer noch bewunderte, seinen Witz genoss und seine Interessen teilte.
Weitaus enttäuschter, als er sich eingestehen wollte, hätte er inzwischen seine Bemühungen einstellen sollen, weil ihn sein erster Eindruck, sie sei ihm gewogen, offenbar getrogen hatte. Nur dass sie ihm trotz ihres ausweichenden Verhaltens immer wieder Signale gab, dass die Anziehung doch nicht einseitig war.
Wie an jenem Nachmittag nach ihrem Ausritt, als er sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte und sie dabei angetroffen hatte, wie sie mit den Kindern Mikado spielte. Er hatte die Überraschung und Zustimmung in ihrem Blick gesehen, nachdem er sich auf dem Teppich
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