MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Wenn du mich nicht weggeschickt hättest, wer weiß, wie viel kostbare Zeit ich verschwendet hätte, bevor ich erkannt hätte, wie sehr ich dich anbete? Ich bin hergekommen in der festen Absicht, dir mein Herz zu Füßen zu legen und dich zu bitten, mir zu erlauben, das deine zu erlangen. Willst du?“
Durch irgendein Wunder, auf das sie nicht zu hoffen gewagt hatte, liebte er sie. Sie konnte ihrem Herzen folgen, ohne Einschränkung und ohne Angst vor den Folgen haben zu müssen, mit all der Leidenschaft und Begeisterung, deren sie fähig gewesen war, ehe Verlust und Kummer die Freude in ihrem Leben an die Kette gelegt hatten.
„Du brauchst dich gar nicht darum zu bemühen“, sagte sie leise, während ihr vor Liebe fast schwindelig wurde. „Du hast mein Herz an jenem Nachmittag im Witwensitz mit dir genommen.“
Dieses Geständnis trug ihr ein strahlendes Lächeln ein, und er sank auf ein Knie. „Dann willst du mich heiraten, mein Liebling? Nicht weil ich dich zu schätzen weiß und du viele Tugenden besitzt, sondern weil ich dich zu meinem Glück unbedingt brauche. Kann ich dich nicht davon überzeugen, dass ich für dein Glück genauso unabdingbar bin?“
Wie perlender Wein strömte ihr die Freude durch die Adern, und sie blickte auf ihn herab, wie er da vor ihr kniete und leidenschaftlich zu ihr aufsah.
„Wie genau möchtest du mich denn davon überzeugen?“, fragte sie und strich ihm über die Hand, welche die ihre umfasste.
Sofort verdunkelten sich seine Augen vor Begierde. „Mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen – seelischer wie körperlicher Natur.“
„Ah, das klingt vielversprechend. Habe ich schon erwähnt, dass die Arbeiten im Witwensitz nun ganz abgeschlossen, alle neuen Lampen und Rumford-Öfen installiert sind?“
Ein verwegenes Lächeln spielte um seine Lippen. „Neue Gerätschaften muss man ausprobieren, findest du nicht auch? Vor allem die im Schlafzimmer im ersten Stock.“ Geschmeidig stand er auf und bot ihr den Arm. „Begleitest du mich, meine Liebste – jetzt und immerdar?“
„Jetzt und immerdar“, versprach sie und reckte sich seinem Kuss entgegen.
– ENDE –
Annie Burrows
Vertrau mir,
schenk mir dein Herz
PROLOG
… Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen …
Harry Tillotson stürmte durch die Kirchentür und den Mittelgang hinauf, wischte sich dabei die Schniefnase an dem zerrissenen Ärmel seiner Jacke ab.
Bis Weihnachten waren es nur noch zwei Wochen, und in der Sonntagsschule hatten sie alles über die Ankunft des Jesuskinds gelernt. Maria würde ein Kind bekommen, aber es war nicht von ihrem Mann, hatte Hochwürden Byatt gesagt.
Einige ältere Jungen hatten ihn angeschaut und spöttisch gekichert und auf dem Heimweg hässliche Bemerkungen über seine Mutter gemacht. Er hatte versucht, sie zum Schweigen zu bringen, doch sie waren in der Überzahl gewesen. Und alle dachten sie, sie wären etwas Besseres als er, bloß weil sie eine Mutter und einen richtigen Vater hatten, von denen die meisten hier in dieser Kirche geheiratet hatten.
Wütend starrte Harry zu dem Buntglasfenster hinauf, auf dem die Jungfrau Maria das Kleine auf ihrem Schoß strahlend anlächelte. Hochwürden Byatt hatte gesagt, Gott hätte das Jesuskind auf die Welt geschickt zum Zeichen, dass er den Sündern vergeben würde.
Und warum verzieh niemand seiner Mutter, dass sie ein Baby bekommen hatte? Dass sie ihn bekommen hatte? Wo sie doch die freundlichste und klügste und fleißigste Mutter in ganz Barstow war?
Er schniefte und wischte sich wütend eine Träne aus seinem mit Dreck und Blut verkrusteten Gesicht. Die Leute in der Bibel waren ganz anders als im richtigen Leben. Dieser Josef zum Beispiel, der Zimmermann, Marias Mann, der hatte irgendwie gewusst, dass er nicht der richtige Vater des Kindes war, aber er hatte nicht überall herumerzählt, dass Maria böse wäre, und war dann in den Krieg gezogen und gefallen! Nein, er war da geblieben und hatte sich um sie gekümmert. „Warum hat meine Mum nicht so einen wie Josef geheiratet?“, platzte er heraus, und die gequälten Worte erschreckten ihn, als sie durch die leere Kirche hallten.
Man durfte in der Kirche nicht reden. Nur um zu beten.
Er riss sich die Mütze vom Kopf, umklammerte sie und senkte bußfertig den Kopf.
Doch seine Stimme war immer noch voll Groll, als er murmelte: „Sie hätte einen Mann gebraucht, der in guten wie in schlechten Tagen zu ihr
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