MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18
Thomas.
Natürlich war es möglich, dass sie sich in irgendeiner abgelegenen Hütte auf ihrem Land mit ihren Liebhabern getroffen hatte. Aber wer sollte das sein? Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie mit dem ältlichen Gutsverwalter tändelte. Nein, es gab keine Verehrerschar, keine anderen Landsitze in der Nähe, wo die Art Gentlemen abstiegen, mit denen sich die Dame vom Gutshof hätte einlassen können.
Was bedeutete … trotz ihrer Anstrengungen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen … dass sie sich mit überhaupt niemandem eingelassen hatte. Die Beweise, die er soeben gesammelt hatte, verrieten ihm ebenso wie all seine Instinkte, dass Meredyth Wellingford kein liederliches Weibsstück war.
Aber warum hatte sie ihm dann gerade das weisgemacht? Er hatte keine Ahnung. Aber gleich am nächsten Morgen wollte er es herausfinden.
Bei der Aussicht, sie wiederzusehen, empfand er wachsende Erregung und Freude. Er konnte es kaum abwarten, ihren Rosenduft einzuatmen, ihre Hand, ihre weichen Lippen zu berühren.
Was immer sie auch bewogen hatte, Meredyth Wellingford würde herausfinden, dass er sich viel schwieriger abwimmeln ließ, als es im Witwensitz den Anschein gehabt hatte.
Und während er noch lächelnd an sie dachte, dämmerte ihm die Wahrheit, so deutlich, dass er sich fragte, warum er so lange gebraucht hatte, um sie zu erkennen. Der Grund, warum er so außer sich gewesen war über ihre Täuschung, so zornig bei der Vorstellung, sie könnte einen anderen haben. Der Grund, warum er so verzweifelt war, seit er Wellingford verlassen hatte und den Gedanken hatte aufgeben müssen, sie könnte seine Frau werden.
Er liebte Meredyth Wellingford. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte vor Freude laut auf, was ihm einen neugierigen Blick von den Neuankömmlingen im Schankraum eintrug.
Morgen würde er ihr zeigen, wie viel Leidenschaft und Überzeugungskraft er aufzubringen bereit war, um ihre Liebe zu erringen.
Nach dem Frühstück ging Meredyth durch den Rosengarten, wo es durch die schützenden Mauern in der Sonne schon recht warm war. Vor einem Monat waren ihre letzten Weihnachtsgäste abgereist – Sarah hatte Faith mitgenommen, um ihr bei der Planung der Saison zu helfen, Colton weilte bei einem Freund in der nächsten Grafschaft. Zwei Monate war es her, seit sie Allen Mansfell zum letzten Mal gesehen hatte. Und doch geisterte er ständig durch ihre Gedanken.
Sie setzte sich auf die Bank, wo er ihr seinen Heiratsantrag gemacht hatte. In den langen Tagen und noch längeren Nächten seither war es ihr nicht gelungen, das ungute Gefühl abzuschütteln, dass es vielleicht ein schwerer Fehler gewesen war, ihn abzuweisen.
Sie war sich jedoch sicher, dass es nicht falsch gewesen war, ihrem Begehren nachzugeben. Schließlich war es überaus wahrscheinlich, dass sie nie wieder in den Genuss derartiger Freuden kommen würde, die er ihr an jenem Nachmittag bereitet hatte, und so hätte sie wenigstens ihre Erinnerung.
Eine Erinnerung, an der sich keine Schande und kein Skandal heften würden, denn ihre Monatsblutung hatte sich pünktlich eingestellt.
Statt dass die Erfüllung ihre Sehnsucht befriedigt hätte, sah es allerdings so aus, als ließe sich der lange schlummernde Hunger, den Allen Mansfell in ihr geweckt hatte, nicht mit einem einzigen wunderbaren Nachmittag stillen. Sie hatte die Freuden an seiner Seite kennengelernt und sehnte sich nach mehr.
Sie wusste auch nicht zu verhindern, dass sie ihre gemeinsamen Augenblicke in Gedanken immer wieder durchlebte; sie erinnerte sich an den Klang seiner Stimme, sein Lachen, wie sich seine grünen Augen vor Leidenschaft verdunkelten. Wie sollte sie aufhören, seine Berührungen in ihrer Erinnerung zu genießen, sobald sie die Augen schloss, und sich jeden Morgen beim Aufwachen einsam und verlassen zu fühlen?
Wenn ich der Verlobung zugestimmt hätte, die er im Witwensitz vorgeschlagen hatte, hätte meine Liebe gereicht, um mich glücklich zu machen, überlegte sie.
Wie dumm von ihr, dass sie sich trotz aller guter Vorsätze in ihn verliebt hatte!
Der Rat, den Sarah ihr bei ihrer Abreise gegeben hatte, bot ihrem Kummer nur neue Nahrung. „Ich will ja nicht neugierig sein“, hatte ihre Schwester gemeint, „aber es ist offensichtlich, dass zwischen dir und Allen Mansfell irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen ist. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich möchte dich dringend bitten, es nicht auf sich beruhen zu lassen, ohne noch einmal mit ihm
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