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MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

Titel: MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss , Annie Burrows , Terri Brisbin
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hält. Dann hätte nie jemand erfahren, dass sie etwas Unrechtes getan hat. Und die anderen Jungen würden sich nicht einbilden, sie dürften mir das Leben zur Hölle machen, nur weil ich keinen richtigen Vater habe! Dann würden sie meine Mutter auch nicht so beschimpfen. Ich versuch ja, für sie einzutreten, aber …“, er hickste, dachte an die Meute, die ihn gerade eben noch eingekreist und verhöhnt und verspottet hatte, „… ich bin zu klein!“ Eine weitere Träne rollte ihm heiß über das Gesicht und tropfte auf sein Hemd.
    „Der Pfarrer hat gesagt, du hast Jesus in einem Stall zur Welt kommen lassen, um zu zeigen, dass du die Ärmsten und Niedrigsten erreichen und ihnen ihre Sünden vergeben willst. Also“, beschwerte er sich, „auf uns schauen sie alle herunter. Wir sind also die Niedrigsten. Und Squire Jeffers sagt, meine Mutter ist die größte Sünderin weit und breit. Also sollte man doch meinen, du könntest uns einen Mann wie Josef schicken, der alles in Ordnung bringt. Dann …“, trotzig blickte er zum Altar, „… glaube ich vielleicht auch, dass Weihnachten irgendeinen Sinn hat!“
    Plötzlich fiel ein Sonnenstrahl durch das Marienfenster und traf direkt vor seinen abgestoßenen Stiefeln auf den Fußboden.
    Er zuckte zusammen und räumte schuldbewusst ein, dass er Gott nicht hätte anbrüllen sollen.
    Ein räudiger Balg. Das hatte Squire Jeffers über ihn gesagt. Obwohl Hochwürden Byatt immer behauptete, Gott würde allen verzeihen.
    Harry drehte sich auf dem Absatz um und raste den Mittelgang hinunter. Er wusste nicht, wer von beiden recht hatte, aber eines wusste er: Er musste schleunigst dahin zurück, wo er, wie er wusste, immer willkommen war, obwohl er ein Bastard war.

1. KAPITEL
        
    Der Himmel war bleigrau, aber wenigstens war der Boden weich. Nell wickelte sich ein Tuch um den Kopf, nahm eine langstielige Grabgabel und machte sich auf den Weg zum Gemüsegarten. Der Frost neulich hatte die Pastinaken sicher schön süß werden lassen.
    Am Ende der Reihe hatte sie gerade behutsam die erste Wurzel ausgegraben, als sie hinter sich Schritte hörte. Sie fuhr herum und sah sich einem Mann in einem abgetragenen Mantel und abgestoßenen Stiefeln gegenüber, der den Gartenweg heraufgekommen war und sie jetzt mit dem hungrigen Blick eines Bettlers anschaute.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie erschreckt habe“, sagte er freundlich, als sie hastig einen Schritt nach hinten tat und die Gabel hob, wie um ihn abzuwehren. Doch ihr Herzschlag beruhigte sich nicht.
    Mit einem gewöhnlichen Bettler wäre sie fertig geworden. Sie lebte mit ihrem sechsjährigen Sohn allein am Rand von Barstow und hatte im Lauf der Jahre gelernt, auf sich aufzupassen. Doch dies war kein gewöhnlicher Bettler.
    Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
    Man hatte ihr doch erzählt, Carleton sei tot. Vor fünf Jahren war ein Brief gekommen, in dem gestanden hatte, er sei in irgendeinem Ort in Portugal, dessen Namen sie nicht einmal versucht hatte auszusprechen, als Spion gehängt worden.
    Auch wenn sie es damals nicht geglaubt hatte. Carleton ein Spion! Der Mann, den sie geheiratet hatte, war nicht fähig zu etwas, wobei man gerissen sein musste. Kaum ging ihm ein Gedanke durch den Kopf, platzte er auch schon damit heraus.
    Nein, sie hatte nie geglaubt, dass er Spion war.
    Aber sie hatte geglaubt, er sei tot.
    Also konnte er unmöglich der Mann sein, der jetzt auf dem Gartenweg stand. Obwohl der ihm so ähnlich sah. Abgesehen davon, dass er älter war und dünner und dass ihm die Arroganz, die Carleton damals aus allen Knopflöchern gekommen war, völlig abging.
    „Ich suche Mrs. Green.“ Er runzelte die Stirn, als wäre er verwirrt. „Ist das nicht ihr Haus?“
    „War es einmal …“, begann sie. Doch das war viele Jahre her. Das Haus hatte schon leer gestanden, als der Mann, der beim Tod ihres Mannes Viscount Lambourne geworden war, es ihr wies.
    Doch bevor sie ihm all das erklären konnte, hob der Mann, der sie so sehr an ihren verstorbenen Gatten erinnerte, eine zitternde Hand an die Stirn, murmelte: „Ich glaube, ich …“, und brach prompt zusammen.
    Und während er in ihre Johannisbeersträucher kippte, erkannte Nell, dass nicht nur seine Gesichtszüge, sondern auch seine Stimme sie beunruhigend an längst vergangene Zeiten erinnert hatte.
    Auch die Anmut, mit der er nun das Bewusstsein verlor, brachte in ihr eine Saite zum Erklingen. Die meisten Männer wären irgendwie zu Boden gegangen und womöglich

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