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MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18

Titel: MyLady Weihnachtsband 2009 Band 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss , Annie Burrows , Terri Brisbin
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hätte er Mühe, sich von einem sehr finsteren Ort zu lösen. „Schließlich habe ich mich mit einer Gruppe Kriegsgefangener aus der Garnison Saragossa angefreundet. Einer von ihnen, ein einfacher Soldat namens José Tortuga, hat am Abend meiner lange aufgeschobenen Hinrichtung mit mir den Platz getauscht. Und mir so das Leben gerettet.“ Der Squire räusperte sich. „Warum sollte ein Mann so etwas Dämliches tun?“
    „Haben Sie je einen Mann mit Wundbrand gesehen?“, fragte Carleton höflich. „Glauben Sie mir, gehängt zu werden ist ein schöner Tod gegen ein langes Siechtum, bei dem einem die Beine abfaulen. Es geht schnell und hat in diesem Fall einem Mann, der sein ganzes Leben lang unbedeutend gewesen war, Gelegenheit zu einem großartigen Abgang gegeben. José ist in den Kleidern eines englischen Aristokraten zum Galgen stolziert, in dem Wissen, dass alle, die bei seiner Hinrichtung dabei waren, geglaubt haben, er wäre nicht nur fähig, militärische Geheimnisse zu stehlen, sondern auch eine schöne Frau zu verführen, die einem wohlhabenden und mächtigen Mann gehörte. Und was vielleicht noch wichtiger war, er ist in dem Wissen gestorben, dass er die verhassten Franzosen überlistet hatte.“
    „Vermutlich erzählen Sie uns gleich auch noch, er habe Ihnen bemerkenswert ähnlich gesehen?“, spottete der Squire.
    „Nicht besonders.“ Carleton zuckte mit den Schultern. „Aber die Franzosen haben ihren Gefangenen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Und zu der Zeit, als José an meiner statt zum Galgen gegangen ist, habe ich schon nicht mehr der Zuständigkeit des Generals unterstanden, der einen so persönlichen Groll gegen mich gehegt hatte.“
    Carleton schwieg, und seine Augen blickten geistesabwesend, was Nell verriet, dass er in Gedanken nicht mehr bei ihnen war, sondern in der Vergangenheit, wo er eine zutiefst bewegende Erfahrung gemacht hatte.
    „Danach“, fuhr er fort, obwohl er immer noch nicht wieder richtig in der Gegenwart angekommen zu sein schien, „wollten seine Kameraden mich unbedingt am Leben erhalten, denn sie betrachteten das als eine symbolische Tat im fortgesetzten Kampf gegen die Franzosen. Sooft sie etwas zu essen bekamen, haben sie dafür gesorgt, dass ich mehr als meinen gerechten Anteil gekriegt habe. Mir hat es während unseres langen Marschs nach Frankreich nie an Kleidern oder Stiefeln gemangelt, egal was sie zu erleiden hatten. Wir mussten in dem Sumpfland im Westen Zwangsarbeit leisten. Ich will nicht behaupten, dass die anderen Gefangenen wie die Fliegen gestorben sind. Denn Fliegen waren die einzigen Lebewesen, die in diesem abscheulichen Ödland zu gedeihen schienen.“
    Das muss eine heilsame Lektion für ihn gewesen sein, dachte Nell. Männer, die er in seiner privilegierten Jugend keines Blickes gewürdigt hätte, hatten ihr eigenes Wohlbefinden geopfert, damit er überlebte.
    „Als die anderen Gefangenen befreit und in ihre Heimat zurückgeschickt wurden, bin ich mit ihnen gegangen“, sagte er. „Ich habe versucht, dem diensthabenden britischen Offizier zu erklären, wer ich bin, doch er konnte – oder wollte – mir nicht glauben. Ich habe durchaus verstehen können, warum. Ich habe mich sicher angehört wie ein fantasierender Geisteskranker. Da stand ich, in Lumpen gekleidet, mitten unter Kriegsgefangenen, und behauptete, ein englischer Viscount zu sein!“ Er lächelte wehmütig. „Meine Behauptung, Zivilist zu sein, hat für ihn die Sache jedoch erledigt. Wenn ich je Soldat gewesen wäre, hätte ich der Verantwortung irgendeines Regiments unterstanden. Dann hätte er gewusst, was er mit mir anfangen sollte. Statt also direkt nach Hause zu kommen, als Frankreich eingenommen wurde, war ich gezwungen, einen Umweg über die Iberische Halbinsel zu machen, wodurch sich meine Rückkehr bis vor einer knappen Woche verzögerte. Und die Heimreise wurde auch nur möglich, weil meine ehemaligen Mitgefangenen zusammengelegt haben, um meine Schiffspassage zu bezahlen.“
    „Wie überaus rührend“, meinte der Squire und riss Nell aus dem Staunen heraus, mit dem sie Carletons Erzählung gelauscht hatte.
    „Jetzt werden Sie diesen kunterbunten Unsinn sicher dadurch bekräftigen, dass Sie berichten, Sie hätten ein Muttermal, von dem nur Ihre Frau weiß und dessen Enthüllung unwiderlegbar beweisen wird, dass Sie der sind, der zu sein Sie behaupten?“
    „Muttermal?“ Carleton wirkte verwirrt. „Nein, so etwas habe ich nicht.“
    Der Squire schnalzte mit der

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