Myrddin
scharfkantigen Schuhen an den Hinterschenkel treten. Blitzschnell sprang sie auf, setzte sich auf die andere Seite Myrddins zu Pacis, knurrte leise und fletschte die Zähne, gleichwohl der Tritt des Polizisten ins Leere ging.
„Schon gut … es ist alles in Ordnung“, beruhigte Myrddin sie und streichelte ihr den Kopf. „Nicht knurren. Es lohnt sich nicht. Ich kümmere mich schon darum. Bleib nur ruhig sitzen. Hab keine Sorge …“
Der Polizist fand sich mit der Blamage nicht ab und Raimann konnte nur noch danebenstehen und die Ereignisse beobachten.
„Sollte ich nur mit ansehen, daß Ihr meinen Hund treten wolltet? O, entschuldigen Sie, mein Herr. Wenn ich es richtig sehe, habt Ihr Euch nur versehentlich echauffiert, nicht wahr?!“ höhnte Myrddin. „Gut! Das also war dein Auftritt. Und nun kommen wir zu meinem! Bitte laß uns dich in deinen Unterhosen sehen …! Ich denke, wir verstehen uns! Das soll dir eine Lehre sein, meine Hunde treten zu wollen, Freund …!“ sagte Myrddin dann mit einer bestechenden Strenge.
Raimann war fassungslos, als er das hörte, wenn er es richtig verstanden haben sollte. Es war eine Katastrophe, die der Neue heraufbeschwor und die ihrer gesamten Tournee ein jähes Ende setzen würde.
„Hast du mich nicht gehört?“ fuhr er den Beamten scharf an. „Wir wollen dich in deinen Unterhosen sehen. Stelle dich vor deinen Wagen und ziehe dich bitte aus!“
Der Polizist sah in die Augen Myrddins, die ihn anfunkelten, und er sah in eine alles verschlingende Macht, die ihn durchschwemmte. Er spürte, wie sein fragwürdiger Willen dahinschmolz, wie er verwelkte und zu Staub zerfiel.
„Ja, Sir. Sofort Sir. Entschuldigung, Sir …!“ faselte er und verlor seine Haltung, seinen Gesichtsausdruck und sein eigenes Wesen.
„Und jedesmal, falls es dich in aller Zukunft überkommen sollte, ein Tier treten zu wollen, wirst du dich hinstellen und dich ausziehen. Das macht die Welt ein bißchen besser und bunter. Ist das von dir verstanden worden, mein Freund?“ fragte Myrddin lächelnd.
„Jawohl, Sir!“ antwortete die Witzgestalt eines Polizisten, der sich seine Hosen vor den Augen von Raimann auszog, seine Jacke aufknöpfte, sie abstreifte, Hemd und Unterhemd säuberlich auf den Wagensitz legte, die Schuhe aufband und dann nur noch in Socken und Unterhosen vor dem Polizeiauto stand.
„Was ist mit deinen Strümpfen? Hast du sie vergessen?“
„Nein, Sir! Ja, Sir! Nein, jawohl, Sir …!“ Der Polizist stand stramm, bückte sich, zog seine Socken aus und stand dann wieder stramm.
„Gut gemacht, Sir!“ lachte Myrddin und hockte sich zu Akita und Pacis, die er auf ihre Weise lachen hörte. „Seht ihr … so sehen Menschen aus …“, sagte er und streichelte die beiden Grauwölfe, die sich den mageren, rippigen Mann ansahen, der barfuß in weißen Unterhosen vor ihnen salutierte.
Zuerst grinste Raimann nur, weil er eventuelle Repressalien befürchtete, kicherte dann und brach schließlich in schallendes Lachen aus. So eine Szene konnte es im wirklichen Leben nicht geben. Und trotzdem stand ein Polizistenhänfling vor ihnen stramm, grüßte mit der Hand an der Stirn, wie er einen Inspekteur bei der Parade zu grüßen hätte, und hatte binnen Sekunden ganz offensichtlich seinen Verstand verloren. Der stolze Hahn seiner Männlichkeit hing als schlaffes Beutelchen an seiner rechten Seite und hatte die akkurate Unterhose der Krone gelb verfärbt. Und Raimann bog sich vor Lachen.
„Alex, wir haben hier genug gewaschen, finde ich.“
„Ja … weg … nix stehen … hahahaha …“, lachte Raimann und warf einen letzten Blick auf den Polizisten, der als Denkmal seiner Zunft in den Unterhosen ihrer Majestät gehorsame Ehre zu machen schien.
„Laß uns die Wohnwagen waschen. Was meinst du?“ erkundigte sich Myrddin.
„Okay … waschen …“, stimmte Raimann ihm immer noch lachend zu und machte sich erst jetzt Gedanken darüber, wie es zu einer solch unglaublichen Szene kommen konnte, die er selbst erlebt hatte. Myrddin mußte irgend etwas getan haben, daß dieses sonderbare Verhalten des Polizisten bewirkte. Doch was es gewesen sein könnte, konnte er sich nicht vorstellen. Er nahm seinen Eimer, die beiden Schrubber, da Myrddin die Wölfe an der Leine führen mußte und nur eine Hand für einen Eimer freihatte, und sie stahlen sich wie zwei Knaben davon, die etwas ausgeheckt hatten.
„Schlauch holen … Wasser machen …“, meinte Raimann, der einen Schlauch an einen
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