Myrddin
Wasserhahn anschließen wollte, um das Seifenwasser von den Wänden der Wohnwagen abwaschen zu können. Und Myrddin ging allein zu dem Wohnwagen der beiden Lowells voraus und begann ihn schon von draußen zu schrubben.
Akita wollte natürlich wissen, was der Mann gesagt hatte, und Myrddin erklärte den Wölfen die Geschichte, die ihm nicht lustig erschien, da sich ein Mensch an seinen Tierfreunden vergreifen wollte. Wäre Raimann nicht dabeigewesen, hätte er den Polizisten sich selbst solange treten lassen, bis er nicht mehr auf seinen eigenen Beinen hätte frei herumlaufen können . Aber so ließ er ihn sich nur entkleiden und hatte ihn stehengelassen. Seine Menschenfreunde sollten ihn so sehen und er – er sollte sich niemals wieder an Tieren vergreifen, meinte Myrddin ernst und zornig. Das Schauspiel barg Komik, der Anlaß aber war bedenklich.
Raimann hatte einen langen Schlauch mitgebracht, der eine regulierbare Düsenöffnung besaß, mit dem er den Wasserstrahl kontrollieren konnte. Ein praktisches Instrument, fand Myrddin, und während er die Außenwände der Wohnwagen schrubbte, spritzte Raimann das Seifenwasser und den Schaum ab. In freundschaftlicher Bewunderung warf er Blicke zu Myrddin, der sich in seine neue Arbeit vertieft hatte und in den Geräten, die er zu verwenden hatte, nützliche Hilfsmittel zum Waschen von Fahrzeugen erkannte – doch den Sinn von Fahrzeugen an sich anzweifelte. Und über seine Gedanken hatte er den Polizisten schon vergessen, der nur eine unbedeutende Episode in seinem Leben war.
„William … wie das machen?“ faßte Raimann seinen Mut zusammen und fragte den Zauberer.
„Mladinska … nix dumm machen. So das machen“, erwiderte Myrddin ihm.
„Mladinska Papa sagen …“
„Ich wollte deinem Vater nicht den Sohn nehmen. Entschuldige bitte, Alex“, meinte Myrddin.
„Ne, ne … nix machen. Gut William“, erklärte Raimann.
„Du kannst mich gut verstehen, Alex. Aber du sprichst meine Sprache nicht flüssig.“
„Ja, verstehen gut … sprechen nix gut. Nix lang England … vier Woche … äh Jahren, nix lernen … arbeiten, arbeiten, arbeiten …“, meinte Raimann.
„Dann werde ich dir die Sprache beibringen, so gut ich kann. Was meinst du, Alex? Hast du Lust? Wenn du besser sprechen kannst, wirst du auch besser von den Menschen behandelt“, sagte Myrddin. „Wir putzen, arbeiten und rackern, und du lernst dabei die Sprache sprechen. Wäre das was?“
„Ja, lernen … Du zeigen … ich lernen, William. Nix Alex … du Mladinska sagen. Name du Mladinska sagen …“, freute sich Raimann, den auch die Lowells für etwas schwachsinnig hielten, nur weil er eine Sprache nicht beherrschte, die ihm niemand beigebracht hatte.
„Und du nix William sagen. Ich bin WILLIAM. Probiere es, Mladinska“, spaßte Myrddin und schrubbte die Wände, während er die Artikulation von Raimann so lange korrigierte, bis er ein klares William herausbringen konnte. Dann plötzlich peitschte die schrille Stimme Shenanns über den Parcours. Er wollte, daß sich das gesamte Ensemble auf dem Platz vor seiner Residenz versammeln sollte.
„Alles herkommen! Die Polizei will eure Gesichter sehen – die Personalien sollen festgestellt werden!“ brüllte der Direktor aus seiner offenen Wohnwagentür.
Die beiden Polizisten hatten die Aussagen der Lowells noch einmal aufgenommen und wollten sie zur Vervollständigung des Protokolls den Aufzeichnungen hinzufügen, die in der Nacht bereits gemacht worden waren.
Ganapathy hatte ihnen ihre Situation geschildert. Er hatte ihnen gesagt, daß sie Spieltermine hatten und auf die Lowells unter keinen Umständen verzichten könnte, da sie die einzigen Artisten der Truppe wären. Und da sie nicht vorbestraft waren, würde er sich persönlich für sie verbürgen, sollte Anklage gegen sie erhoben werden. Die Polizisten gaben sich mit der Erklärung des redegewandten Diplomaten Ganapathy zufrieden und hatten der Ordnung halber noch Einsicht in die Gewerbegenehmigungen des Wanderzirkus genommen, die Aufenthaltsgenehmigung des Ordnungsamtes gesehen und wollten nur noch die Personalien der Artisten überprüfen. Alles Routine, wie man versicherte. Deshalb sollte sich das Ensemble einfinden. Die Papiere hatte Shenann aufbewahrt und sie wurden von ihm nur ausgegeben, falls sich jemand in einer Stadt vergnügen wollte und sich vom Zirkus entfernte. Für diesen Fall hatte er immer Fotokopien der Pässe bei sich. Und er hatte den Polizeibeamten sämtliche
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