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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Manege.
    Shenann mimte einen Conférencier, hatte sich einen Oberlippenbart angeklebt, ein Mikrophon in der Hand und krächzte aus einem übersteuerten Lautsprecher die Ankündigungen für die nächste Darbietung. Das Publikum war nicht interessiert – einige Mädchen und Jungs hatten Kopfhörer auf, spielten mit ihren Mobiltelephonen oder hörten lieber ihre eigene Musik. Und der erste Veranstaltungstag ging spurlos an ihnen vorüber. Doch das Wichtigste war, daß die Einnahmen stimmten. Sie zählten am Abend nach der zweiten Vorführung insgesamt einhundertundvierzehn Besucher, von denen neunundvierzig in den Büchern registriert wurden. Dazu kamen achtunddreißig Ponyritte und zehn Pfund Sterling von Bourke, der einem Kunden in seinem Wohnwagen die Zukunft weisgemacht hatte. Die Anteile für jeden Beteiligten wurden ausgerechnet, kamen in eine Gemeinschaftskasse und wurden monatlich nach Abzug aller Unkosten auf das Ensemble verteilt.
    Die Artisten waren zufrieden und müde, Eaves war getröstet und mit der Welt wieder versöhnt, und sie hatten noch zwei Vorstellungstage mit insgesamt sechs Vorstellungen vor sich. Morgens für die Kleinen und Neugierigen, am Nachmittag für das Hauptpublikum und abends für die Betrunkenen und Obdachlosen, die sich nur aufwärmen wollten, meinte Ganapathy. Die einzig wichtige Vorstellung sei jedesmal die Abschlußvorstellung am Sonntagabend, erklärte er Myrddin.
    Für ihn und Raimann war der Tag keineswegs zu Ende, da sie die Tribünen zurechtrückten, den Abfall zusammenfegten, den die Menschen hinterlassen hatten, und die Sägespäne mit zwei breiten Rechen planieren mußten. Danach hatten sie sich noch um die Tiere zu kümmern und kamen erst spät nachts zur Ruhe.
    Jeder Tag eines Wanderzirkus ist ein langer Tag, dachte Myrddin, doch ihm gefielen die Arbeiten, das Leben und sein Kollege Raimann, der ein sonniges Gemüt besaß, solange ihn Shenann und Kippenhahn in Ruhe ließen. Raimann machte seine Arbeiten sauber und gewissenhaft und genoß sein Leben, lernte von Myrddin die Spracheigentümlichkeiten kennen und gab sich größte Mühe, während der Arbeit alles zu behalten, was Myrddin ihm über die Grammatik erzählte.
    Und während sie die Sägespäne harkten, kam Ganapathy in die Manege. „Alex, morgen mußt du besser auf den Lautsprecher acht geben. Das Gekrächze ist kaum auszuhalten. Und übersteuere ihn nicht wieder. Und du, William? Willst du nicht Schluß machen? War doch ein langer, harter Tag für dich … Und deine Elfen warten auf dich“, meinte Ganapathy unverbindlich. Und Myrddin erschrak.
    „Wieso …? Haben sie dir etwas gesagt?“ Er schaute überrascht zu Ganapathy auf.
    „Du bist wohl nicht kleinzukriegen, was? Hast selbst jetzt noch Humor“, schmunzelte der Clown und Myrddin begriff, daß es eine Redensart von Ganapathy gewesen war. „Wie hat es dir gefallen? Kommt, macht wirklich Schluß für heute …“, sagte er auch zu Raimann, der daraufhin durch die Manege zum Zeltausgang lief. „Alex, nimmst du bitte noch die Harke von William mit“, rief ihm der Clown hinterher, und Raimann holte sie bereitwillig, bevor er verschwand. „Also, wie war es für dich?“
    „Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, Ganymed. Falls ihr genug Geld eingenommen habt, dann war es gut“, meinte Myrddin.
    „Ha, zum Glück hast du keine Vergleichsmöglichkeiten, so armselig ist unser Vorstellung. Unser Material ist schlecht, wir setzen unsere Phantasien nicht um. Und ohne Phantasie wird alles zu einer skurrilen Kuriositätenschau und das Publikum beobachtet uns bei unsern letzten Zuckungen“, erwidere der Clown. „Wenn ich es mir recht überlege, schäme ich mich manchmal dafür. Na ja … dein Hirsch zieht die Leute an, William. Ist dir das auch aufgefallen? Vielleicht sollten wir dich in unser Programm mit einbauen. Was meinst du?“
    „Es sind mir zu viele Menschen und das will ich dem Hirsch nicht antun.“
    „Du würdest auch ein bißchen Geld dafür bekommen, William. Dann wirst du doch noch unser Derwisch!“ lachte Ganapathy und spielte mit einer Münze in seiner Hand. „Na, du kannst es dir ja noch einmal überlegen, die Leute würde es jedenfalls beeindrucken, glaube ich“, und Myrddin wußte, das er die Menschen verzaubern konnte und es tun würde – nicht mit Hörn, Akita oder Pacis, sondern mit den Vanyar, seinen Blondelfen, und als hätte Ganapathy seinen Gedanken aufgegriffen, fragte er: „Und was ist eigentlich mit deinen Puppen? Kannst du

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