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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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so unerwartet kam, wie sich der Sinn seiner Geschichte verändert hatte. Sie lachten über den leibhaftig gewordenen Schmerz des Clowns Ganymed. Und Myrddin sah ihn schwanken, nach Luft ringen, sich an sein Herz fassen und im Scheinwerferlicht zusammenbrechen. Ein paar der Zuschauer lachten noch immer, andere waren unsicher und wieder andere sahen, daß sich vollkommen unattraktiv eines der Dramen abspielen sollte, das sie sich in ihrem Innersten gewünscht hatten, mit dem Aufschrei in der Kehle: Schaut nur … Er ist tot!
    Es waren Sekunden, in denen die Menschen nicht wußten, wo sie waren, noch was geschehen würde. Shenann stand wie angewurzelt, und Raimann war sich nicht sicher, ob sich Ganapathy nur einen neuen Abgang ausgedacht hätte. Die letzten lachenden Stimmen verstummten und unruhiges Gemurmel ging durch die etwa einhundert Zuschauer, als Shenann rufen sollte, daß sie einen Arzt bräuchten, da es ein Notfall sei. Doch bevor es irgend jemand richtig bemerkte, stand Myrddin mit seinen Grauwölfen im Licht der Scheinwerfer neben dem reglosen Clown.
    Die Manege atmete auf, und einige Menschen klatschten ob der gelungenen Schau. Andere starrten wie Shenann, der nicht wußte, was das sollte. Jegliches Raunen und Munkeln war verstummt. Myrddin stand über Ganapathy, der einen Zusammenbruch erlitten hatte, und breitete seine Arme über ihn. Akita und Pacis saßen zu beiden Seiten von Myrddin. Der Zauberer lächelte versunken, murmelte etwas und der scheinbar leblose Körper des Clowns hob sich aus den Sägespänen der Manege. Die Zuschauer waren fasziniert. Sie hatten so etwas schon einige Male im Fernsehen gesehen, aber waren noch niemals bei einer solchen Vorführung dabeigewesen. Myrddin hob den Körper, ohne ihn zu berühren, und drehte ihn über seinem Kopf in der Luft, als wäre er schwerelos geworden. Während sich Ganapathy in der Luft um seine horizontale Achse drehte, hob Myrddin die Bierdose auf, band sie mit dem Luftballonfetzen an den Fuß des Clowns und ließ ihn wie einen im Wind treidelnden Ballon aufsteigen, aus dem Kegel der Scheinwerfer schweben, und nach seinem Willen erlosch das Licht in der Manege.
    Atemberaubt saßen die Zuschauer in der Dunkelheit und rührten sich nicht von den Bänken. Sie hörten plötzlich einen Wind wie über einen Flaschenhals singen, der in das Zelt zu streifen schien, sich in der Höhe der Kuppel fing und in die Manege herabfiel. Dann spürten sie den Wind mit dem Staub der Späne auf ihrer Gesichtshaut, und wie in einem Karussell, das sich beschleunigte, streifte eine Bö an den Innenwänden des Zeltes hinter den Zuschauern entlang. Die Plane knatterte im Wind, der schneller wurde – vielleicht, weil er keinen Ausgang aus der Manege fand. Der Wind drehte sich immer schneller und drückte die Zeltplane bereits nach außen. Die Zuschauer glaubten, in die Mitte eines Wirbelsturmes geraten zu sein. Das Pfeifen, Tosen und Brausen um sie herum wurde lauter und brachte sie durcheinander. Sie konnten nicht sagen, woher die Geräusche kamen, die um sie herumstürmten und plötzlich, wie ein fliegender Luftballon aus dem Zelt herausschoß und die Wirbelschleppe eine scharfe Bahn in den Sägespänen hinterließ.
    Die Scheinwerfer erstrahlten wieder und Myrddin stand in der Mitte der Manege mit seinen Wölfen. Er stand über der Spur, die sein Wind in die Späne geschnitten hatte, trug Ganymed auf seinen Armen, der langsam zur Besinnung kam, und ein Beifallssturm entlud sich über ihnen.
    Die Menschen waren außer sich. Sie hatten ihre Kontrolle verloren und riefen vor Begeisterung den Namen des Clowns. Sie klatschen, trampelten mit den Beinen und wollten nicht nach Haus gehen.
    Schelmisch verneigte sich Myrddin und ging mit dem Clown auf seinen Armen und den Wölfen aus de Zelt. Das Publikum aber forderte eine Zugabe.
    „Ladys und Gentlemen …! Der Große Gannyyymeeed … der größte aller Clowns …! Gannyyymeeed …!“ rief Shenann immer wieder in sein Mikrophon und gab ihnen dann die nächsten Spieltermine an. Die Zuschauer waren enttäuscht, da der Clown keine Zugabe geben wollte und statt seiner Kippenhahn mit geschwellter Brust und seinen Tauben in die Manege kam, den sie nicht sehen wollten. Sie pfiffen ihn aus, verhöhnten ihn und gingen nach Hause, da Huddersfield nicht allzuweit von Bolton entfernt war. So könnten sie am nächsten Wochenende Ganymed in Huddersfield bewundern, falls sie wollten.
    Myrddin stand mit Ganapathy an seinem Wohnwagen. Bis auf

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