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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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wußte nicht mehr, was er tun sollte.
    „Mladinska, lasse uns fahren. Der Wagen gehört Ganymed – und er wird wirklich in London eine Freundin treffen wollen. Meine Reise, mein Freund … meine Reise vollendet sich in Amesbury. Also los … worauf warten wir?“ fragte Myrddin.
    „Und Hisch …?“
    „Alle sind wir da. Mach dir keine Sorgen. Die Schimpansen sind bei Kippenhahn geblieben. Shila und Jeff sind auch hier. Es ist alles in Ordnung. Oder wolltest du noch ein turtelndes Flug-Ferkelchen von Towenz zum Andenken?“ lachte Myrddin.
    „Ich soll nicht zurück? Was tun …? Ich brauche Arbeit.“
    „Du hast Arbeit, Mladinska. Oder hast du es schon vergessen? Du wirst meine Wölfe nach Schweden bringen – und wirst sie dort laufen lassen. Und danach wird sich schon etwas für dich finden. Vielleicht bleibst du mit Ganymed zusammen? Was meinst du?“ fragte Myrddin, dem es zuviel der Menschlichkeit wurde.
    „William, ich wissen nicht. Gar nicht“, meinte Raimann.
    „Komm, laß uns einmal aussteigen, Mladinska“, knurrte Myrddin ungeduldig.
    Brian hatte zwischen den beiden Männern gesessen und sah nun Myrddin zur linken und Raimann zur rechten Seite aussteigen. Sie stellten sich in das Abblendlicht der Zugmaschine. Myrddin war über die Haderei und Zögerlichkeit von Raimann verärgert, der sich seinerseits betrogen und verraten fühlte.
    „Arbeiten, Mladinska …? Gut. Dann arbeite! Aber vergiß den Zirkus, der ohne sein Herz Ganymed nicht mehr zu leben im Stande ist. Bring meine Wölfe nach Schweden und lebe endlich ein Leben, indem du es verstehen lernst … wie die Sprache.“
    „Wie meinen …?“
    „Wo stehen wir? Schneit es nicht? Und betrachte nun diese alberne Maschine …! Gibt sie dir Licht? Ja, sie gibt dir Licht … Gerade so viel Licht, daß du dich immer ein Stück weiter durch die Dunkelheit tasten kannst. Doch … warst du jemals in der Nacht? Du bist es niemals gewesen. Du kennst sie gar nicht. Du kennst die Dunkelheit nicht und weißt nicht, wie du Licht in sie bekommen kannst, nicht, ohne eine Birne irgendwo anzuknipsen. Deshalb folgst du deinen aberwitzigen Scheinwerfern und hoffst, daß sie nicht versagen. Das ist dein Leben! Und was hast du verstanden? Nichts hast du verstanden. Du bist dein Leben lang den Scheinwerfern hinterhergekrochen, die deinen Augen versprachen, was dein Verstand ersehnte, du aber niemals bekommen solltest. Arbeite, mein Freund … und bleibe du selbst, Mladinska. Verstehst du mich jetzt?“ ärgerte sich Myrddin.
    „Nein … verstehen nicht …“, gestand Raimann.
    „Dann laß es dir von Ganymed erklären. Ich habe keine Geduld mehr, mich hier auf der Straße mit dir zu streiten. Wir fahren nach Amesbury, und du wirst mich dort aussteigen lassen, okay.“
    „Und ich … und Ganymed?“
    „Er schläft sich aus. Und du … du bist auf dem Weg nach Schweden. Patty sorgt dafür. Sie wird es dir erklären. Ihr habt Zeit … eine komische Zeit, die ihr zu dritteln und zu vierteln versteht und die euch einen Begriff von einem Raum erzeugt, den es nicht gibt. Also machen wir uns auf den Weg, auf dem wir sind. Und du, Mladinska … du kannst mir vertrauen, wenn du mich nicht verstehen kannst. Ist dir das soweit klar, mein Freund …“, ärgerte sich Myrddin über Raimann mit Erfolg.
    „Ja, William … okay … Wir fahren …“
    Die beiden Männer stiegen wieder in den Lastwagen. Myrddin war zufriedener als Raimann. Trotzdem fuhren sie in die schneereiche Nacht weiter nach Süden und stellten ihre Unterhaltung ein.
    Raimann mußte noch einmal anhalten, um Amesbury auf der Straßenverkehrskarte zu suchen, und Brian war inzwischen eingeschlafen. Sie hatte ihren Kopf auf Myrddins Schulter gelegt und schlief tief.
    Raimann starrte in den Kegel der Scheinwerfer seines Fernlichtes. Gedanken an den Zirkus blitzen durch seinen Kopf, und wie wohl Shenann das Zelt allein abbauen sollte, welche Flüche er ausstoßen würde und wovon Eaves ihre Kostüme in Zukunft bezahlen wollte.
    Doch woher kamen seine Gedanken, fragte er sich. Es war fast so, als würde William Myrddin glauben, daß er nicht zum Wanderzirkus zurückkäme.

XIL
    Es war spät in der Nacht, als sie in Amesbury ankamen. Die Straßen der kleinen Stadt waren wie ausgestorben. Unaufhörlich hatte es geschneit. Doch es lag nicht der pulvrige, knirschende Schnee Nordskandinaviens, sondern ein nasser Schneematsch Südenglands.
    Brian schlief an Myrddins Schulter und Raimann war ebenfalls übermüdet. Die

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