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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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wollte.
    „O ja. Es sind Menschen … wenngleich eigentlich nur ein alter Mann. Aber er ist das, was ich einen Menschen nennen würde“, bestätigte Caspar, der immer noch nicht verstehen konnte, weshalb sich Myrddin über den Umstand nicht freuen konnte.
    „Sage mir noch …: du bist zu mir gekommen … und ich bin wahrhaft nicht in deiner Welt …?“
    „So ist es. Wir sind zu dir gekommen. Ruhe dich nur aus und wir sprechen ein anderes Mal, Myrddin, wenn du ausgeschlafen hast. Ich glaube, du brauchst etwas, was du Schlaf nennst, nicht wahr“, sagte Caspar, zog ihm die Decke unter das Kinn und schwirrte hoch.
    „Halt … Halt … Bleibe noch, du Elfe. Wo willst du hin?“
    „Ich werde im Nebel auf dich warten und Halvdan und Elwe von deiner Genesung berichten. Solange …“
    „Halvdan …? Elwe …? Elwe Singollo …? Er ist hier?“
    „Nein. Elwe, Sohn des Elwe Singollo.“
    „Wo …?“ fragte Myrddin schwach und verlor wieder das Bewußtsein.
    Caspar wartete, ob er, den sie Myrddin nannten, noch einmal erwachen und seiner Frage noch etwas hinzufügen würde, schlug sich dann aber den Graumantel um und schwirrte unbemerkt zur Tür zurück, die sich nur geräuschvoll öffnen und schließen ließ. Caspar huschte durch den Türspalt hinaus, und Palluck rief – wieder aus seinem Schlaf gerissen – nach Leslie Tralee und fügte dann hinzu, daß er wohl schon Gespenster höre.
    „Halt, du Elfe … Warte … Wohin … Nein, bleib bitte noch …“, faselte Merlin leise vor sich hin, doch nicht leise genug, als daß der erwachte Palluck es nicht hätte hören können.
    „Sieh an. Du schaffst es … und sprichst sogar meine Sprache“, sagte er freundlich mit der rauhen Stimme eines Trinkers, der noch nicht gehustet hat.
    Palluck stand schwerfällig aus seinem Schaukelstuhl auf, indem er sich auf die Armlehnen stützte, ging zu Merlin, schaute ihm ins Gesicht, sah die geschlossenen Augen und hörte erst dann sein dudelndes Radio. Er machte es aus, legte Holz auf das Feuer seines Ofens und sprach wieder mit sich selbst.
    „Ich werde wohl auch schon älter … Ohne meinen Mantel auszuziehen, bin ich einfach eingeschlafen. Und dir mache ich noch einen Becher meiner Medizin. Die hilft gegen alles, alter Träumer. Erzählst mir etwas von Elfen … wie ich von Irene, was …“
    Palluck sah aus dem Fenster. Der Nebel hatte sich nicht gehoben. Im Gegenteil: er war dichter geworden.
    „Na, Leslie Tralee … Wo bleibst du? Wenn die Suppe noch weiter zuzieht, wirst du wohl nicht mehr kommen.“ Er nahm das heiße Wasser von der Ofenplatte, mischte es wie zuvor in einem Becher mit Whisky und ging zu Merlin. „Komm … trink das. Es treibt die Steife aus deinen Knochen …“, sagte er und hob Merlins Kopf, um ihm das Trinken zu erleichtern.
    Merlin schien zu schwitzen und schlug plötzlich die Augen auf. Mit unfaßbar abweisender Schärfe für einen kaum noch Lebenden sah er in die Augen Pallucks, so daß dieser trotz seines schweren Kopfes erschrocken zurückwich und Merlins Kopf auf das Kissen fallenließ. Dabei goß er sich vor Schreck den verdünnten heißen Whisky über seine Hand, rutschte von der Bettkante hinab, fiel auf den Boden und stieß einen Fluch aus.
    „Mann, Old Jerry. Reiß dich am Riemen. Der fiese Schnaps wird dir sonst noch die Birne ganz leerpusten. Was ist bloß los mit dir …?“ Und noch auf dem Boden sitzend begann er schwer atmend vor Schrecken doch laut über sich zu lachen. Er lachte über seine unbegründete Furcht, die er gehabt hatte, als hätte er in die Augen eines vermeintlich Toten gesehen – eines einbalsamierten Leichnams, der seine Augenlider nur geöffnet hatte und zeigen wollte, daß noch Reflexe von Leben in ihm steckten.
    Palluck ließ sich zurück auf den Boden fallen, legte sich auf den Rücken und lachte laut über sich und seine kindische Angst. Er lachte und lachte …
    „Mister Jeremiah Palluck. Wie habe ich das zu verstehen?“ fragte plötzlich eine strenge Frauenstimme hinter ihm und der Trinker drehte sich verlegen um, da er sich seiner süchtigen Neigung überführt fühlte, was ihm äußerst unangenehm war, und sah alsdann in die gütigen Augen derjenigen, die er seine Fee nannte.
    „Ach, Leslie …! Es ist nicht, wie du denkst …“
    „Woher will der Herr wissen, was die Dame hinter ihm denkt?“ spaßte sie spitz mit ihm.
    „Komm, hilf mir hoch, Leslie. Ich muß irgendwie ausgerutscht sein.“
    Tralee faßte ihm unter die Arme und half ihm, auf die

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