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Myrddin

Myrddin

Titel: Myrddin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Saunders
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Schluck … und dann fahre endlich, in Gottes Namen“, drängte sie ihn und er zog sich schon den Mantel an, sah durch die Fensterscheibe nach draußen, und wie ein winselnder Hund, dem das nasse Wetter nicht gefiel, in das er geschickt wurde, maulte er vor sich hin.
    „Scheiß Brühe, draußen …! Bloß in Zukunft die Finger von den Menschen lassen. Willst du ihnen helfen, bringen sie dir nichts als Schwierigkeiten. Was ist bloß verkehrt mit den Leuten? Aber wahrscheinlich habe ich es an der Marmel … So sieht’s jedenfalls aus. Scheiß Wetter …“ Und dann rief er zu Tralee: „Ich geh dann jetzt, Les. Wo war noch der Chadwick …?“
    „In Laxo. Wenn du ihn nicht finden kannst, frag einfach irgend jemanden. Man wird dir schon den Weg zeigen können. Jerry … Ich finde dich ganz prima!“
    „Ja, ja … Dann kann er ja auch gleich meine Beine befummeln … Also, in Lako, ja …? Chadwick …! Leslie, ich gehe dann jetzt …“, muffelte Palluck vor sich hin, ging aus seiner Baracke, nahm sein Fahrrad, das er insgeheim immer gepflegt hatte und das neben seinem Verschlag stand. Er machte sich auf den Weg zu der Landstraße zwischen Neap und Laxo, die er kannte, so wie er auch seinen Weg in der tiefsten Finsternis aus der Bucht gefunden hätte, da ihm jeder Stein und jede Perspektive bekannt waren.

XVI
    „Ja, kommen Sie herein, Doktor. Guten Abend und frohe Weihnachten“, sagte Leslie Tralee, als jemand an der Tür klopfte, und ein hagerer Mann betrat die Baracke, nahm seine Schiebermütze ab, zog seinen dichten, dunklen Wollmantel aus und stellte eine Tasche auf den Tisch von Palluck. Palluck selbst wollte nicht mit hereinkommen. Fremde in seiner Hütte mochte er nicht, da die Menschen ihm wie in seine Gedärme stachen, ließen sie ihn in seiner Bucht nicht in Ruhe. Er wußte, daß die Menschen hinter seinem Rücken über ihn und seinen Spleen Geschichten erzählten. Und er wußte, daß dies ausgerechnet jene Leute waren, die ihm mit falscher Freundlichkeit begegneten.
    „Wirklich. Einen guten Abend und fröhliche Weihnacht, Miss … Miss …?“
    „Miss Tralee“, sagte sie, dem Arzt entgegenkommend.
    „Ist das der Mann, der ins Wasser gefallen ist?“ fragte Dr. Chadwick und deutete auf Merlin, der noch nicht wieder aufgewacht war.
    „Wer sollte es wohl sonst sein, Doktor?“ fragte sie ironisch zurück.
    „Stimmt, Miss … Wer wohl sonst.“
    „Miss Tralee, Doktor Chadwick …“, ergänzte sie abermals und ärgerte sich über die herablassende Art des Arztes, der ihren wahrhaft gewöhnlichen Namen nicht zu behalten vorgab.
    Chadwick setzte sich auf die Bettkante, zog die Decken zurück, sah die Frostbeulen an Merlins Beinen, klopfe ihm seine Brust an, nahm ein Stethoskop und horchte auf des Zauberers Puls.
    „Wieder so ein armer Schlucker. Zuerst besaufen sie sich wie die Tiere, vertrinken ihr Hab und Gut, fallen dann in die See und wir … wir können dann sehen, wie wir sie wieder hinkriegen, damit sie weitertrinken können. Er ist ziemlich übel dran, Miss …“, murmelte er vor sich hin. „… wie Kinder. Und was tun sie für das soziale Wohl? Nichts! Sie pfeifen drauf und machen sich noch lustig über uns, solange sie ihre Sauferei überleben. Sie scheren sich einen Dreck um …“
    „Mister Chadwick, ich wußte gar nicht, daß Sie gut mit diesem Herren bekannt sind …“, sagte Tralee.
    „Wieso? Bin ich nicht“, stutzte er.
    „Nicht? Hmmm … na dann … Können Sie etwas für den Mann tun oder wollen Sie über das Leben philosophieren und mich in Ihren Betrachtungsweisen unterrichten?“ fragte Tralee mit einem scharfen Unterton, da ihr die Redensarten des Arztes nicht gefielen.
    Chadwick seinerseits billigte die ironischen Bemerkungen Tralees nicht, die sein Bemühen nicht ausreichend zu honorieren schien.
    „Ich kenne das schon, Miss … Miss Tralee. Man gibt sich alle erdenkliche Mühe … und wer bezahlt einen nachher? Kein Mensch. Die Ärzte haben es ja. Medikamente sind teuer und wir zahlen immer nur dazu. Ist der Mann hier überhaupt versichert?“ fragte er mißgelaunt, als wolle er es von der Krankenversicherungsnummer Merlins abhängig machen, ob er ihm helfen würde oder nicht.
    „Machen Sie sich über die Bezahlung keine Gedanken, Mister Chadwick“, meinte Tralee, über die sonderbare Berufsmoral des Doktors verärgert.
    „Natürlich nicht …! Deshalb habe ich auch keinen Herrensitz und fahre keinen Range Rover, Miss …“, gab er zynisch zurück und ging zu

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