Myriams letzte Chance
annähernd so toll gewesen wie Aprils Performance. Aber sie hatte die Ãbungen, die sie in den letzten Tagen gelernt hatte, allesamt gut absolviert. âImmerhin ist mir der Fächer nicht runtergefallen.â
Tom lachte.
âSchade, dass ich dich nicht gesehen habe. Aber nachdem wir einmal umgezogen waren, hat Ella mich nicht mehr aus dem Haus gelassen. Damit die anderen unser Kostüm nicht sehen.â Er verzog das Gesicht.
Myriam lachte ebenfalls. âIhr wart toll. Und euer Outfit hat mir auch richtig gut gefallen.â Tom und Ella hatten sich als Indianer verkleidet. Ella als Squaw mit schwarzer Perücke und in einem sexy Lederminikleid, Tom als Häuptling mit Federschmuck, nackter Brust, Lederhosen und Tomahawk in der Hand. Im Gegensatz zu den anderen beiden Paaren hatten sie zwei unterschiedliche Patterns einstudiert, die sich aufeinander bezogen. Ihre Spins, Stops und Galoppwechsel hatten sich geschickt abgewechselt. Während Tom sich auf seinem Pferd um die eigene Achse gedreht hatte, war Ella um ihn herumgaloppiert. Und bei Toms Sliding Stop hatte Ella Candy in einem Rollback zurückweichen lassen, als habe sie Angst vor ihm.
âIch fand die anderen Vorführungen aber auch superâ, sagte Tom, obwohl er natürlich wusste, dass er und Ella um Klassen besser gewesen waren.
âAber man hat gleich gemerkt, dass ihr viel Reining-Erfahrung habtâ, widersprach Myriam. âGenau wie April.â
âJa, April war einfach gigantischâ, sagte Tom.
Dieser Satz versetzte Myriam einen Stich. Aber bevor sie darüber nachdenken konnte, warum sie Toms Bewunderung für April so kränkte, rutschte ihr Brotteig vom Stock. Myriam versuchte ihn noch zu retten, aber er verwandelte sich innerhalb von Sekunden in einen schwarzen Ascheklumpen.
âMist!â, schimpfte Myriam. âDas Brot war fast fertig.â
Als keine Antwort kam, merkte sie, dass Tom gar nicht mehr neben ihr stand, sondern zu den anderen zurückgegangen war.
Sie hatten Zelte auf der Wiese hinter der Weide aufgeschlagen, sodass sie nach der Party nicht nach Hause fahren mussten. Wahrscheinlich hätten sie bis zum Morgen weitergefeiert, aber um elf erklärte Sue die Party für beendet. âAb in die Schlafsäcke!â, sagte sie. âAuch wenn Ferien sind. Morgen müssen die Pferde schlieÃlich wieder auf die Weide gebracht und der Stall ausgemistet werden â¦â
âHör auf!â, stöhnte Tori. âWie kannst du jetzt an so etwas denken!â
Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte verträumt in den sternenbedeckten Himmel. âVielleicht schlaf ich ja hier drauÃen unter dem freien Sternenzelt.â
âDu spinnst wohlâ, meinte Sue. âAlle übernachten im Zelt. Und vorher Zähneputzen nicht vergessen!â
Myriam stand gähnend auf. âIch mach den Anfangâ, sagte sie. âIch bin nämlich hundemüde.â
âWarte, ich komm mit.â Hannah sprang auf und hakte sich bei ihr unter. âWo ist denn eigentlich April?â
Myriam sah sich um. âKeine Ahnung.â
April hatte angekündigt, dass sie bei Myriam und Hannah im Zelt übernachten wollte, obwohl sie in ihrem Bett im Haus hätte schlafen können.
âVielleicht ist sie doch schon reingegangen. Ich würd mich auch lieber in mein gemütliches Bett legen, anstatt auf eine harte Isomatteâ, sagte Hannah.
Nach dem Zähneputzen war April immer noch nicht aufgetaucht. âIch sagâs doch. Die schläft im Hausâ, sagte Hannah. âAmerikaner sind solche Weicheier.â
âDu bist bloà neidischâ, meinte Myriam.
âVielleichtâ, gab Hannah zu. âApril ist super geritten, findest du nicht auch?â
âEs war irreâ, stimmte Myriam zu. âSo gut wie sie werde ich in hundert Jahren nicht.â
âSchade, dass Sarah morgen wieder abreist. Es wär toll, wenn sie uns auch in Zukunft unterrichten würde.â
âVielleicht überlegt Sue es sich ja noch und stellt sie einâ, sagte Myriam hoffnungsvoll. âWenn wir sie ordentlich beknien?â
âSie hat erzählt, dass sie in Hamburg einen Job hatâ, sagte Hannah. âFür den Workshop musste sie sich Urlaub nehmen.â
Myriam gähnte. âZu schade aber auch.â
Als Myriam aufwachte, brauchte sie einen Moment, bis sie sich erinnerte, wo sie war. Im Dunkeln angelte sie nach ihrem
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