Myriams letzte Chance
wurde.â
âDas stimmt.â Myriam dachte wieder an Merle. Vielleicht war Toris Verdacht gegen sie doch nicht so abwegig. Immerhin hatte sie mit Sicherheit eine Menge Dreck am Stecken.
âHalt mich auf dem Laufendenâ, sagte April jetzt. âErzähl mir bitte, wenn ihr was Neues rausfindet. Versprichst du mir das?â
âGanz bestimmtâ, versicherte Myriam. âDu kannst dich auf mich verlassen.â
Merles Geheimnis
âHast du April erzählt, dass wir Merle im Verdacht haben?â, fragte Tori, als sie hörte, dass Myriam und April am Morgen ausgeritten waren.
âKlar. Es geht schlieÃlich um ihr Pferd.â
Tori antwortete nichts, sie verzog nur das Gesicht.
âWas ist denn los?â, fragte Myriam empört. âHast du was gegen April?â
âQuatsch.â
âAber zum jetzigen Zeitpunkt können wir keinem trauenâ, sagte Sina. âAuch April nicht.â
âWie bitte? Spinnt ihr? Warum sollte sie ihr eigenes Pferd entführen?â
âZwanzigtausend Euro sind eine Menge Geld. Die zahlt ihr Dad vielleicht als Lösegeld für Charlie. Aber er würde April die Kohle bestimmt nicht einfach so schenken.â
âIst natürlich nur so ein Gedankeâ, meinte Juliana. âRein theoretisch.â
Aber April kann es nicht gewesen sein, dachte Myriam. Sie war die ganze Nacht mit Tom zusammen, sie hat ein Alibi. Jetzt musste sie die anderen einweihen. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, April zu verraten.
âAuÃerdem ist April Sues Nichteâ, ergänzte Ayla. âWer weiÃ, was sie ihrer Tante alles erzählt. Und wir haben Sue und Stefan doch versprochen, dass wir nichts auf eigene Faust unternehmen. Es ist auf jeden Fall besser, wenn April erst mal auÃen vor bleibt.â
âEinverstanden?â, fragte Sina.
Myriam nickte und dachte gleichzeitig mit schlechtem Gewissen an das Versprechen, das sie April vor ein paar Stunden gegeben hatte.
âDann wäre das also geklärt. Mmmh!â Toris Augen leuchteten auf. Viktor, der in Albertos Eisdiele als Aushilfskellner jobbte, brachte ein Tablett voll Eisbecher und Milkshakes an den Tisch. âFür mich die Eisschokolade, bitte.â
âKannst du nicht mal einen Moment Pause machen und dich zu uns setzen?â, fragte Sina Viktor. âWir reden grade über Merle und überlegen, wie wir weitermachen.â
Viktor warf einen unbehaglichen Blick zur Theke. Aber sein Chef war soeben in der Küche verschwunden und auÃer den Pferdemädchen waren kaum Gäste im Laden.
âAlso gut.â Er setzte sich neben Sina auf die Bank. âAber macht schnell.â
âWir müssen rausfinden, was Merle gestern in dem Schrebergarten versteckt hatâ, sagte Tori.
âUnd wie?â, fragte Hannah. âWillst du da etwa einbrechen?â
âGanz genauâ, meinte Tori. âHeute Nacht, sobald es dunkel ist. Viktor kommt mit. Und Myriam.â
âIch?â, fragten Viktor und Myriam wie aus einem Munde.
âViktor muss mit, weil er der GröÃte von uns ist. Zur Abschreckung, falls einer von diesen Emos plötzlich auftaucht. Und Myriam muss uns den Schrebergarten zeigen. Meinetwegen kannst du Schmiere stehen, während Viktor und ich das Gelände untersuchen.â
âDu spinnst wohlâ, meinte Viktor. âIch mach mich doch nicht strafbar.â
âNun mach dir mal nicht in die Hoseâ, sagte Tori. âWir schauen uns nur ein bisschen um. Und sobald es irgendwie brenzlig wird, hauen wir sofort wieder ab.â
âIch weià nichtâ, sagte Myriam skeptisch.
Anstatt ihr zu antworten, verdrehte Tori nur die Augen. âWir treffen uns um Viertel vor elf vor der Kleingartenanlage. Keine Widerrede.â
Als Myriam aufschreckte, war es halb elf. Wilde Schüsse peitschten durch den Raum. Im Fernseher hatte ein Polizeikommando eine Gruppe Mafiosi in einen Hinterhalt gelockt. Gerade noch rechtzeitig, denn ohne das Geballer wäre Myriam nie und nimmer rechtzeitig aufgewacht.
Gähnend rappelte sie sich aus dem Sessel. Das war nun schon die dritte Nacht in Folge, in der sie nicht ins Bett kam. Ein Glück, dass morgen ihre Eltern zurückkehrten. Dann fanden die nächtlichen Wanderungen zwangsläufig ein Ende.
Ihr Vater prahlte vor seinen Geschäftspartnern immer mit seinen wohlerzogenen, fleiÃigen Kindern. Seine beiden GroÃen, die so
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