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Myriams letzte Chance

Myriams letzte Chance

Titel: Myriams letzte Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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S-Bahnhof West? Ich hab euch nämlich beobachtet.“
    â€žFalls du es vergessen hast – der Kerl hat dir das Päckchen gegeben, das wir gerade in der Regenrinne gefunden haben“, erinnerte Tori sie.
    â€žDas war Harry“, sagte Merle.
    â€žUnd was hat er dir gegeben?“, fragte Viktor. „Drogen? Geld? Oder was?“
    Merle schnaubte verächtlich. „Ihr seid wirklich zu bescheuert. Mann, wir sind Emos, keine Kriminellen. Wir trinken vielleicht manchmal ein Bier, aber mit Drogen haben wir nichts zu tun.“
    â€žKomm, du hast selbst in der Schule erzählt, dass du dir immer Pillen einwirfst, um gut drauf zu sein.“
    â€žSo was erzähl ich nur, um Spießer wie euch zu schockieren“, meinte Merle kalt. „In dem Päckchen sind keine Drogen.“
    â€žSondern?“
    Anstatt zu antworten, riss Merle das Packpapier auf. Dann hielt sie einen Gegenstand hoch.
    Tori leuchtete mit der Taschenlampe darauf. „Eine Kette mit einem Totenkopfanhänger.“
    â€žHä?“, fragte Viktor. „Was soll das denn?“
    â€žDie ist für Dominik“, sagte Merle. „Wir haben zusammengelegt und Heiko hat sie gestern besorgt. Ich wollte sie ihm morgen vorbeibringen.“
    â€žAch wie süß“, meinte Tori. „Gibt es einen besonderen Anlass für das zauberhafte Präsent? Hat dein Schatz Geburtstag?“
    â€žEr muss seinen Führerschein für ein Jahr abgeben!“, zischte Merle. „Wir wollen ihn eben wieder aufbauen. Sonst noch Fragen? Ich hab langsam keinen Bock mehr, mich von euch löchern zu lassen.“
    â€žEine Frage hätte ich schon noch“, sagte Myriam. „Warum versteckst du die Kette in der Dachrinne? Habt ihr sie geklaut oder was?“
    â€žIch sagte doch bereits – wir haben alle zusammengelegt. Aber wenn ich sie zu Hause lasse und mein Alter sie findet, ist sie sofort weg.“
    â€žWie meinst du das? Was hat dein Vater denn für ein Problem damit?“
    â€žGar keines“, gab Merle zurück. „Die Kette ist vergoldet und war ziemlich teuer. Mein Alter würde sie sofort verramschen und das Geld in Alk umsetzen.“
    â€žIst das dein Ernst?“, fragte Tori verblüfft.
    Merle stieß sich von dem Maschendrahtzaun ab und wollte ein Stück auf Tori zugehen, aber dann fielen ihr die Pferdehaare wieder ein und sie blieb stehen. „Bei mir daheim ist das nicht so wie bei euch: Kind, hast du deine Hausaufgaben gemacht, was möchtest du zum Abendessen, hab ich dir dein Taschengeld schon gegeben? Mein Alter säuft und meine Mutter traut sich nicht, was dagegen zu sagen, weil er sie sonst verdrischt. Ihr denkt, ihr kennt mich, aber ihr habt keine Ahnung. Überhaupt keinen blassen Schimmer habt ihr!“ Bei den letzten Worten brach ihre Stimme. Sie drehte sich abrupt um und rannte den Schotterweg zurück zum Ausgang.
    â€žO Mann“, flüsterte Tori, als ihre Schritte in der Dunkelheit verhallten. „Was für eine Story!“
    â€žAlso, ich würd mal sagen, die Emos sind raus aus der Sache“, sagte Viktor. „Merle hat bestimmt nichts mit Charlies Entführung zu tun. Wir waren so was von auf dem Holzweg.“
    â€žEine Pferdehaarallergie“, meinte Tori. „Wer hätte das gedacht? Mist. Jetzt stehen wir wieder am Anfang. Und ich fliege morgen mit meinen Eltern in Urlaub. Toll!“
    â€žSei doch froh. Zumindest hast du mit dem Schlamassel hier nichts mehr zu tun“, erklärte Viktor.
    â€žArme Merle“, flüsterte Myriam.
    â€žSie hat Recht. Wir kennen sie kein bisschen“, sagte Viktor nachdenklich. „Irgendwie fühl ich mich ziemlich mies.“
    Myriam nickte. Tori schwieg. Nicht einmal ihr fiel dazu noch was ein.

Kribbeln im Bauch
    â€žJuhu! Myriam, du alte Schlafmütze.“
    Diesmal wurde Myriam nicht vom Telefon, sondern von der Stimme ihrer Mutter geweckt. Sie versuchte die Augen zu öffnen, aber es ging nicht. Jemand musste ihr Bleigewichte auf die Lider gelegt haben.
    â€žMeine Güte, wie sieht es hier überhaupt aus? Du wusstest doch, dass wir heute zurückkommen!“
    Mit einer gewaltigen Anstrengung schaffte Myriam es zu blinzeln. Vor dem Bett stand ihre Mutter, dreckige Socken in der einen, eine halbvolle Müslischale in der anderen Hand. „Das ist ja ein schöner Empfang. Hättest du nicht ein bisschen aufräumen können?“
    â€žLiegt

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