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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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»Ich glaub, es ist besser, wenn ich jetzt gehe.«
    Sie begleitete ihn zur Tür. Bevor sie sie öffnete, legte sie ihm noch eine Hand auf den Arm. Ihre Berührung brannte sich di- rekt durch seine Kleidung hindurch. »Schon okay«, sagte sie sanft. »Lass gut sein. Greg hat nie was davon erfahren.«
    Myron nickte.
    Sie atmete tief durch und lächelte wieder. Ihre Stimme wurde wieder normal. »War schön, dich wiederzusehen, Myron.«
    »Geht mir genauso«, sagte er.
    »Schau mal wieder rein, ja?« Sie versuchte wirklich, locker zu sein. Myron wusste, dass sie nur schauspielerte. Er kannte das von früher. »Vielleicht noch mal in Gedenken an alte Zeiten anstoßen. Tut ja keinem weh, oder?«
    Noch ein letzter kleiner Schock. Myron riss sich los. »Das haben wir letztes Mal auch gesagt«, sagte er. »Und es tut immer noch weh.«

10
    »Es war am Abend vor der Hochzeit«, begann Myron. Er war wieder im Büro, und Esperanza saß ihm gegenüber. Sie sah ihn an, aber er merkte es nicht. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte zur Decke. Seinen Stuhl hatte er weit zurückgekippt. »Willst du die Einzelheiten hören?«
    »Nur wenn du's mir erzählen willst«, sagte Esperanza.
    Er erzählte es ihr. Er erzählte ihr, wie Emily ihn angerufen hatte. Er erzählte ihr, wie sie auf sein Zimmer gekommen war. Er erzählte ihr, dass sie beide zu viel getrunken hatten. Das letzte war eine Art Testballon, doch ein kurzer Blick auf Esperanza verriet ihm, dass sie nicht darauf hereinfallen würde. Sie unterbrach ihn mit einer einzigen Frage.
    »Wie lange nach den NBA-Drafts war das?«
    Myron lächelte die Decke an. Sie war so verdammt scharfsinnig. Er brauchte nicht zu antworten.
    »Ich vermute«, fuhr Esperanza fort, »dass dieses kleine Stelldichein irgendwann zwischen dem NBA-Draft und deiner Verletzung stattfand.«
    »Da vermutest du richtig.«
    »Ah«, sagte sie mit einem kurzen Nicken. »Mal sehen, ob ich jetzt richtig im Bilde bin. Es ist dein Abschlussjahr auf der Uni. Dein Team gewinnt im NCAA Finale - ein Punkt für dich. Du verlierst Emily, die sich mit Greg verlobt - ein Punkt für ihn. Dann kommen die NBA-Drafts. Greg wird als Siebter gewählt, du als Achter - ein Punkt für Greg.«
    Myron schloss die Augen und nickte. »Und jetzt überlegst du, ob ich versucht habe, mit ihm gleichzuziehen.«
    »Ich überlege nicht«, korrigierte Esperanza. »Die Antwort ist offensichtlich.«
    »Du bist keine große Hilfe.«
    »Wenn du Hilfe brauchst, geh zum Psychiater«, sagte sie. »Bei mir kriegst du nur die Wahrheit zu hören.«
    Sie hatte recht. Er nahm die verschränkten Arme von der Brust und streckte die Hände in die Luft, verschränkte sie dann hinterm Kopf und legte die Füße auf den Schreibtisch.
    »Hat sie dich auch mit ihm betrogen?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Sie haben sich erst kennen gelernt, nachdem mit uns Schluss war.«
    »Zu blöd«, sagte sie. »Damit hättest du eine hübsche Ausrede gehabt.«
    »Ja. Jammerschade.«
    »Deshalb fühlst du dich Greg also verpflichtet? Weil du mit seiner Verlobten geschlafen hast?«
    »Zum Großteil ja, aber da steckt noch mehr dahinter.«
    »Zum Beispiel?«
    »Es mag etwas kitschig klingen, aber zwischen uns bestand immer eine Art Band.«
     »Band?«
    Myrons Augen wanderten von der Decke zur Wand mit den Filmplakaten. Woody Allen und Diane Keaton bei einem ruhigen Moment in Manhattan in Der Stadtneurotiker. Bogie und Bergman lehnten an Sams Klavier in jenen fernen Tagen, als ihnen immer noch Paris blieb. »Greg und ich waren Konkurrenten, wie es sie nur einmal im Leben gibt«, sagte er. »Und zwischen so engen Konkurrenten gibt es immer eine besondere Verbindung. So wie zwischen Magic Johnson und Larry Bird. Der eine wird durch den anderen definiert. Genau so ist das auch bei Greg und mir gewesen. Wir haben nie darüber gesprochen, wussten aber beide, dass dieses Band besteht.«
    Er brach ab. Esperanza wartete schweigend. »Als ich die Knieverletzung hatte«, fuhr Myron fort, »hat Greg mich im Krankenhaus besucht. Gleich am nächsten Tag. Ich bin aus der Narkose aufgewacht, und er war da. Stand neben Win. Ich hab es damals sofort verstanden. Win muss es auch verstanden haben, sonst hätte er ihn rausgeworfen.«
    Esperanza nickte.
    »Greg ist öfter vorbeigekommen. Er hat mir bei der Reha geholfen. Das meine ich mit dem Band. Die Nachricht hatte ihn umgehauen, weil auch ein Stück von ihm verschwunden ist, als ich mich verletzt habe. Er wollte

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