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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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der ist zu alt. Ich glaub, Willis ist okay. War nicht unbedingt meine erste Wahl, aber was soll man machen.«
    »Aha.«
    Die 125th lag nicht gerade im besten Viertel der Stadt. Tagsüber war es halbwegs sicher, aber es beruhigte ihn doch, dass er seine Pistole dabei hatte. Myron trug nicht gerne und auch nur selten Waffen. Nicht, weil er zartbesaitet war, es hatte eher etwas mit Bequemlichkeit zu tun. Das Schulterholster bohrte sich in seine Achsel und juckte dort wie ein Tweed-Kondom.
     Aber nach der gestrigen Soiree mit Tarnhose und Steinmauer wäre es tollkühn gewesen, unbewaffnet herumzulaufen.
    »Wo geht's lang?«, fragte Myron.
    »Richtung Downtown.«
    Sie gingen den Broadway nach Süden entlang. Norman ergötzte Myron mit Insiderwissen aus Hollywood. Erzählte ihm, was In und Out war. Myron nickte und ging weiter. Nach Süden hin wurde das Viertel besser. Hinter den vertrauten schmiedeeisernen Toren der Columbia University bogen sie nach links ab. »Wir sind gleich da«, sagte Norman. »Hier ist es. In der Blockmitte.«
    Die Straße war von mehrstöckigen Mietshäusern gesäumt, in denen größtenteils Doktoranden und Professoren der Columbia University-wohnten. Komisch, dachte Myron, dass eine Kellnerin aus einem Diner hier leben sollte. Andererseits kam es ihm sowieso ziemlich unlogisch vor, dass sie in die Sache verwickelt war - und warum sollte es gerade in diesem Punkt anders sein? Falls sie hier überhaupt wohnte und nicht zum Beispiel mit Bruce Willis zusammen in Hollywood.
    Norman unterbrach seinen Gedankengang. »Sie wollen ihr helfen, stimmt's?«
    »Was?«
    Norman blieb stehen. Er war jetzt nicht mehr so lebhaft. »Der ganze Kram, dass Sie für eine Telefongesellschaft arbeiten und so. Das ist doch alles Quatsch gewesen, oder?«
    Myron sagte nichts.
    »Hören Sie«, sagte Norman und legte eine Hand auf Myrons Unterarm. »Hector ist ein guter Mann. Er ist mit leeren Händen ins Land gekommen. Er reißt sich da im Diner echt den Arsch auf. Er, seine Frau und sein Sohn schuften jeden Tag da drin. Die machen nie frei. Und er hat jeden Tag Angst, dass ihm das irgendjemand wegnimmt. Solche Sorgen vernebeln einem das Gehirn, weißt du? Bei mir ist das was Anderes, ich hab nichts zu verlieren, also hab ich auch keine Angst. Ist einfacher so, mal was zu durchblicken. Verstehen Sie, was ich sagen will?«
    Myron nickte schwach.
    Normans helle Augen verdunkelten sich ein bisschen, als ihn ein Anflug von Realitätssinn überkam. Myron sah ihn zum ersten Mal richtig an. Er ließ seinen Blick über ihn schweifen, ohne dem Alter, der Größe oder auch dem Typus größere Beachtung zu schenken. Myron wurde klar, dass hinter den Lügen und der Selbsttäuschung ganz normale Lebensträume lagen, dass Norman Hoffnungen, Wünsche und Bedürfnisse hatte, und sie - wie bei allen Menschen - sein einziger Rückhalt waren.
    »Ich mach mir Sorgen um Sally«, fuhr Norman fort. »Vielleicht vernebelt das mein Gehirn auch ein bisschen. Aber ich weiß, dass sie nicht einfach abhauen würde, ohne mir auf Wiedersehen zu sagen. Sally würde das nicht machen.« Er sah Myron in die Augen. »Sie sind nicht von der Telefongesellschaft, oder?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Wollen Sie ihr helfen?«
    »Ja«, sagte Myron. »Ich will ihr helfen.«
    Er nickte und deutete mit dem Finger auf ein Haus. »Da drin ist es. Appartement Zwei E.« Myron ging die Eingangstreppe hoch, während Norman auf der Straße blieb. Er drückte den schwarzen Knopf, auf dem 2E stand. Es machte niemand auf. Das überraschte ihn nicht. Er versuchte, die Eingangstür zu öffnen, aber die war verschlossen. Jemand musste den Summer drücken, damit man hineinkam.
    »Sie warten besser hier«, sagte er zu Norman. Der nickte verständnisvoll. Solche nur durch einen Summer geschützten Türen waren ein recht mildes Abschreckungsmittel gegen Einbrecher. Ihr wahrer Zweck lag darin, Stadtstreicher aus den Häusern fernzuhalten, damit sie nicht in der Lobby campierten. Myron würde einfach warten. Irgendwann musste ein Bewohner das Gebäude verlassen oder betreten. Myron würde einfach hineingehen, als ob er hier wohnte. Bei einem Mann in Khakihosen und einem BD-Baggies-Hemd mit Button-down-Kragen würde niemand Verdacht schöpfen. Wenn Norman neben ihm stand, könnte derselbe Hausbewohner anders reagieren.
    Myron trat zwei Stufen zurück. Als er sah, wie sich zwei junge Frauen von innen der Tür näherten, fing er an, in seinen Hosentaschen zu wühlen, als suche er nach dem

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