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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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würgte kurz und bekam Druck auf der Brust. Er kannte den Geruch, und Angst erfüllte ihn. Er suchte in den Hosentaschen nach einem Taschentuch, fand aber nichts. Wie Bela Lugosi in Dracuki deckte er Mund und Nase mit der Beuge seines Ellbogens ab. Er wollte nicht reingehen. Das war nichts für ihn. Der Anblick, der ihn hinter der Tür erwartete, würde ihn begleiten, ihn in seinen Träumen, aber oft genug auch am Tage verfolgen. Er würde bei ihm bleiben wie ein guter Freund und ihm immer dann auf die Schulter klopfen, wenn er dachte, er wäre allein und hätte seine Ruhe.
    Er stieß die Tür weit auf. Der ranzige Geruch drang durch den unzulänglichen Schutz. Er versuchte, durch den Mund zu atmen, aber der Gedanke daran, was er da einatmete, machte auch diese Option unerträglich.
    Glücklicherweise musste er nicht weit gehen, bis er die Quelle des Geruchs gefunden hatte.

12
    »Brr, Bolitar, neues Rasierwasser?«
    »Sehr witzig, Dimonte.«
    Detective Roland Dimonte vom Morddezernat des New York Police Departments schüttelte den Kopf. »Mein Gott, was für ein Gestank.« Er war nicht in Uniform, aber man konnte seine Kleidung auch nur schwerlich als Zivil bezeichnen. Er trug ein grünes Seidenhemd und eine zu enge und zu dunkelblaue Jeans. Die Hosenbeine hatte er in lilafarbene Schlangenlederstiefel gesteckt; die Farbe changierte bei jeder Bewegung wie ein psychedelisches Jimi-Hendrix-Poster aus den späten Sechzigern. Dimonte kaute auf einem Zahnstocher herum, eine Gewohnheit, die er, wie Myron vermutete, sich angeeignet hatte, als er sich dabei einmal im Spiegel gesehen und entschieden hatte, dass es hart aussah. »Haben Sie hier irgendwas angefasst?«, fragte Dimonte.
    »Nur den Türknauf«, sagte Myron. Er hatte auch den Rest der Wohnung überprüft, um sicherzugehen, dass ihn keine weiteren schauerlichen Überraschungen erwarteten. Es gab keine.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«
    »Die Tür war nicht verschlossen.«
    »Ehrlich?« Dimonte hob eine Augenbraue und sah die Tür an. »Die fällt automatisch ins Schloss, wenn man sie zuzieht.«
    »Hab ich gesagt nicht verschlossen? Ich meinte angelehnt.«
     »Natürlich meinten Sie das.« Dimonte kaute weiter, schüttelte den Kopf. Er fuhr sich mit der Hand durch das fettige Haar. Ein paar Strähnen blieben hartnäckig auf seiner Stirn kleben. »Also, wer ist sie?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Myron.
    Dimontes Gesicht zog sich wie eine Faust zusammen. Skepsis troff aus allen Poren. Subtile Körpersprache war nicht Dimontes Stärke. »Bisschen früh am Tag für solche Spielchen, finden Sie nicht, Bolitar?«
    »Ich kenne ihren richtigen Namen nicht. Sie könnte Sally Guerro heißen. Sie könnte aber auch Carla sein.«
    »Aha.« Zahnstocher kauen. »Ich dachte, ich hätte Sie gestern Abend im Fernsehen gesehen. Weil Sie wieder Basketball spielen.«
    »Tu ich.«
    Der Gerichtsmediziner kam herüber. Er war groß und dünn, und seine Metallbrille war zu groß für sein langgezogenes Gesicht.
    »Die ist schon 'ne ganze Weile tot«, vermeldete er. »Mindestens vier Tage.«
    »Todesursache ?«
    »Schwer zu sagen. Mit einem stumpfen Gegenstand zu Tode geprügelt. Mehr weiß ich erst, wenn ich sie auf dem Tisch habe.« Mit professionellem Desinteresse sah er erst den Leichnam, dann wieder Dimonte an. »Die sind übrigens nicht echt.«
    »Was?«
    Er deutete kurz auf den Leichnam. »Die Brüste. Das sind Implantate.«
    »Meine Güte«, sagte Dimonte, »spielst du jetzt mit Leichen rum?«
    Das langgezogene Gesicht sank in sich zusammen, sein Unterkiefer fiel fast bis zum Bauchnabel herab. »Verkneif dir solche Scherze«, flüsterte der Gerichtsmediziner. »Weißt du, was passieren kann, wenn über jemand aus meiner Branche solche Gerüchte in Umlauf geraten?«
    »Eine Beförderung?«, fragte Dimonte.
    Der Leichenbeschauer lachte nicht. Er warf erst Myron, dann Dimonte einen gekränkten Blick zu. »Du findest das wohl echt witzig, was? Hör auf damit, es geht schließlich nicht um deine Karriere, verdammt noch mal!«
    »Mach mal halblang, Peretti, ich will dich doch nur ein bisschen aufziehen.«
    »Mich aufziehen? Denkst du, meine Karriere ist eine Art Witz? Du tickst doch nicht ganz richtig.«
    Dimonte kniff die Augen zusammen. »Sind wir da vielleicht ein bisschen empfindlich, Peretti?«
    »Versuch doch mal, dich in meine Lage zu versetzen«, sagte er und richtete sich auf.
    »Wenn du meinst.«
    »Was zum Teufel soll das jetzt wieder heißen?«
    »Die Dame, dünkt es mich,

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