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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Rücken an die Hauswand gelehnt auf dem Bürgersteig. In der Hand hielt er einen leeren Plastikbecher. Ein Bettler.
    »Kennen wir uns?«, fragte Myron.
    »Sally und ich ...« Er zwinkerte und kreuzte seine Finger. »Wir haben uns oft wegen dem Scheiß-Telefon getroffen, klar?«
    »Wirklich.«
    Der Mann stützte sich an der Wand ab, als er sich schwerfällig erhob. Seine Gesichtsbehaarung war weißlich, doch nicht so dicht, dass sie als Bart durchgegangen wäre, aber doch länger als die der letzten Miami-Vice-Fans. Seine langen Haare waren kohlrabenschwarz. »Sally hat dauernd mein Telefon benutzt. Das hat echt genervt.«
    »Ihr Telefon?«
    »Das Münztelefon hinten im Laden«, sagte er, während er sich die Lippen leckte. »Gleich am Hinterausgang. Ich häng oft dahinter in der Gasse ab, von da kann man es gut hören, wissen Sie? Das ist mein Geschäftstelefon.« Myron konnte sein Alter nicht schätzen. Seine Züge wirkten jungenhaft, die Haut aber war ledrig - und er konnte nicht sagen, ob das vom Alter oder vom harten Leben auf der Straße kam. Beim Grinsen sah man, dass ihm zwei Schneidezähne fehlten, was Myron an den allseits beliebten Weihnachtsklassiker All l Wantfor Christmas Is My Two Iront Teeth erinnerte. Ein wirklich schöner Song. Der Junge wollte kein Spielzeug, keine Videokonsole, sondern einfach nur ein paar Zähne. Wie selbstlos.
    »Früher hatte ich ein eigenes Handy«, fuhr der Mann fort. »Zwei sogar, um genau zu sein. Aber die haben sie mir geklaut. Außerdem funktionieren die Scheißdinger auch nicht immer, vor allem nicht in der Nähe von Hochhäusern. Und jeder, der die richtige Ausrüstung hat, kann einen da abhören. Wissen Sie, meine Arbeit muss geheim bleiben. Hier lauern überall Spione. Und dann machen die Dinger einem auch noch Krebs im Kopf. Die Elektronen oder so. Tumore, so groß wie Wasserbälle.«
    Myron verzog keine Miene. »Aha.« So viel zu aufgebundenen Bären.
    »Jedenfalls hat Sally auch angefangen, es zu benutzen. Ich fand das echt Scheiße. Schließlich bin ich Geschäftsmann. Da kommen wichtige Anrufe für mich an. Geht doch nicht, dass die Leitung dauernd belegt ist, stimmt's?«
    »Hundertprozentig«, sagte Myron.
    »Wissen Sie, ich bin Drehbuchautor. Schreib vor allem für Hollywood.« Er streckte seine Hand aus. »Norman Lowenstein.«
    Myron versuchte, sich an den falschen Namen zu erinnern, den er Hector gegenüber benutzt hatte. »Bernie Worley.«
    »Angenehm, Bernie.«
    »Wissen Sie, wo Sally Guerro wohnt?«
    »Sicher. Wir waren ja ...« Norman Lowenstein kreuzte die Finger.
    »Das sagten Sie schon. Können Sie mir sagen, wo sie wohnt?«
    Norman Lowenstein presste die Lippen aufeinander und kratzte sich mit dem Zeigefinger am Hals. »Ich hab's nicht so mit Adressen und solchem Zeug«, sagte er. »Aber ich könnte Sie hinbringen.«
    Myron fragte sich, wie viel Zeit er damit verschwenden würde. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Kein Problem. Kommen Sie.«
    »Welche Richtung?«
    »Wir nehmen die Linie A«, sagte Norman. »Runter zur 125th Street.«
    Sie machten sich auf den Weg zur U-Bahn.
    »Gehen Sie oft ins Kino, Bernie?«, fragte Norman.
    »Nicht mehr als jeder andere, würd ich sagen.«
     »Ich erzähl Ihnen mal was übers Filmemachen«, begann er. Er wurde lebhafter. »Es ist nicht alles Glanz und Gloria. Es ist ein absolut gnadenloses Geschäft, in dem Träume für die Massen hergestellt werden. Und bei den ganzen hinterhältigen Intrigen, dem vielen Geld, dem Ruhm und der Öffentlichkeit -da werden die Leute mit der Zeit komisch, wissen Sie? Ich hab da gerade dieses Drehbuch für Paramount. Sie sprechen mit Willis darüber. Bruce Willis. Er ist echt interessiert.«
    »Viel Glück damit«, sagte Myron.
    Norman strahlte vor Freude. »Danke, Bernie, das ist wirklich nett von Ihnen. Das mein ich ernst. Wirklich nett. Ich würd Ihnen gern erzählen, worum es in meinem Streifen geht, aber, na ja, mir sind die Hände gebunden. Sie kennen das ja. Hollywood und der ganze Ideenklau, den es dort gibt. Das Studio verlangt, dass es geheim bleibt.«
    »Ist schon klar«, sagte Myron.
    »Ich vertrau Ihnen, Bernie, das ist nicht der Punkt. Aber das Studio besteht darauf. Und das kann man denen wirklich nicht übel nehmen. Die müssen auch ihre Interessen schützen, stimmt's?«
    »Klar.«
    »Das wird so 'ne Art Action-Abenteuerstreifen, so viel kann ich verraten. Aber auch mit Herz, verstehen Sie? Nicht bloß so'n Ballerfilm. Harrison Ford wollte die Hauptrolle haben, aber

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