Myron Bolitar 03 - Der Insider
ist es mit einer Carla oder Sally?«
»Was soll die Frage? Wollen Sie wissen, ob ich je eine Carla oder eine Sally gekannt...«
»In letzter Zeit. Oder eine Frau, die irgendwie mit Greg Downing in Kontakt stand.«
Clip schüttelte den Kopf. »Calvin?« Auch Calvin schüttelte den Kopf, zögerte aber einen Augenblick zu lange. »Warum fragen Sie?«, wollte Clip wissen.
»Weil sie am Abend seines Verschwindens Gregs Begleitung war«, sagte Myron.
Clip setzte sich aufrecht. Seine Worte kamen wie aus dem Maschinengewehr. »Wo ist sie? Könnte sie bei Greg sein? Vielleicht sind sie zusammen.«
Wieder sah Myron Win an. Der nickte fast unmerklich. Ihm war es auch aufgefallen. »Sie ist tot«, sagte Myron.
Alle Farbe wich aus Clips Gesicht. Calvin schwieg, schlug aber die Beine übereinander. Eine große Geste für den alten Frosty. »Tot?«
»Sie wurde ermordet, um es genauer zu sagen.«
»Oh mein Gott ...« Clips Blick wanderte von einem Gesicht zum nächsten, als hoffte er, darin eine Antwort oder Trost zu finden. Das gelang ihm nicht.
»Sind Sie sicher, dass Sie die Namen Liz Gorman, Carla oder Sally nicht kennen?«, fragte Myron.
Clip öffnete den Mund, bekam aber nichts heraus. Er versuchte es noch einmal. »Ermordet?«
»Ja.«
»Und sie ist mit Greg zusammen gewesen?«
»Er ist der letzte, von dem wir wissen, dass er sie lebend gesehen hat. Seine Fingerabdrücke wurden am Tatort gefunden.«
»Am Tatort?« Seine Stimme bebte, und seine Augen waren trüb. »Mein Gott, das Blut, das Sie bei ihm im Keller gefunden haben«, sagte er. »Ist die Leiche in Gregs Haus gewesen?«
»Nein. Sie wurde in ihrer Wohnung in New York umgebracht.«
Clip sah ihn fragend an. »Ich dachte, Sie hätten in Gregs Wohnung Blut gefunden. Im Spielzimmer der Kinder.«
»Stimmt. Aber das Blut ist nicht mehr da.«
»Nicht mehr da?« Clip klang verwirrt und verärgert. »Was heißt nicht mehr da?«
»Das heißt, dass jemand da sauber gemacht hat.« Er sah Clip direkt in die Augen. »Das heißt, dass jemand in den letzten zwei Tagen in Gregs Haus gewesen ist und versucht hat, den unappetitlichen Skandal zu vertuschen.«
Clip war überrascht. Sein Blick wurde wieder lebhafter. »Sie glauben, dass ich das war?«
»Sie waren der Einzige, dem ich von dem Blut erzählt habe. Sie wollten die Entdeckung geheim halten.«
»Ich habe Ihnen die Entscheidung überlassen«, entgegnete Clip. »Ich habe gesagt, dass ich es für besser hielt, hätte es aber auch akzeptiert, wenn sie anders ausgefallen wäre. Natürlich wollte ich einen Skandal vermeiden. Wer will das nicht? Aber so etwas würde ich nie tun. Da sollten Sie mich besser kennen, Myron.«
»Clip«, sagte Myron, »ich habe eine Liste der Telefongespräche der Toten. Vier Tage vor ihrer Ermordung hat sie Sie angerufen.«
»Was heißt, sie hat mich angerufen?«
»Ihre Büronummer steht in ihrer Anrufliste.«
Er wollte etwas sagen, brach ab und versuchte es dann noch einmal. »Na ja, vielleicht hat sie ja hier angerufen, aber das heißt nicht, dass sie auch mit mir gesprochen hat.« Er klang alles andere als überzeugend. »Vielleicht hat sie mit meiner Sekretärin gesprochen.«
Win räusperte sich. Dann meldete er sich zum ersten Mal zu Wort, seit sie das Büro betreten hatten. »Mr Arnstein«, sagte er.
»Ja.«
»Bei allem gebotenen Respekt, Sir«, fuhr Win fort, »aber Ihre Lügen werden langsam lästig.«
Clip fiel der Unterkiefer herunter. Er war es gewohnt, dass irgendwelche Untergebenen ihm den Hintern küssten, nicht dass man ihn einen Lügner nannte. »Was?«
»Myron hat große Hochachtung vor Ihnen«, sagte Win. »Das ist bewunderungswürdig. Es ist nicht leicht, Myrons Hochachtung zu gewinnen. Aber Sie kennen diese Tote. Sie haben mit ihr telefoniert. Das können wir beweisen.«
Clips Augen verengten sich. »Was für Beweise?«
»Als Erstes hätten wir die Anruf liste ...«
»Aber ich habe Ihnen doch gerade schon ...«
»Und dann wären da noch Ihre eigenen Worte«, fuhr Win fort.
Clip sah Win argwöhnisch an. »Was soll das denn jetzt heißen?«
Win legte die Fingerspitzen aneinander. »Vor ein paar Minuten hat Myron Sie gefragt, ob Sie Liz Gorman oder Carla oder Sally kennen. Erinnern Sie sich?«
»Ja. Und ich habe gesagt, dass das nicht der Fall ist.«
»Korrekt. Und dann hat er Ihnen gesagt - und ich zitiere wörtlich, weil das hier wichtig ist: Weil das am Abend seines Verschwindens Gregs Begleitung war . Eine recht ungelenke Ausdrucksweise, wie
Weitere Kostenlose Bücher