Myron Bolitar 03 - Der Insider
seinem Blick. »Ich mag Sie auch, Myron. Und das macht es so schwer.«
»Was macht es so schwer?«
Aber Clip wischte es beiseite. »Ich will ihm helfen. Ich konnte ihn überzeugen, sich Hilfe zu suchen. Professionelle Hilfe.«
»Hat er auf Sie gehört?«
»Letzte Woche hat Greg die erste Sitzung gehabt. Bei einem Psychiater, der sich auf Spielsucht spezialisiert hat. Außerdem haben wir ihn überredet, den Werbevertrag zu unterzeichnen«, ergänzte er. »Um die Spielschulden zurückzuzahlen.«
»Hat Marty Felder gewusst, dass Greg spielt?«, fragte Myron.
»Das weiß ich nicht genau«, sagte Clip. »Der Psychiater hat mir erzählt, was sich Spieler alles einfallen lassen, um ihre Sucht geheim zu halten. Aber Marty Felder hat den größten Teil von Gregs Geld verwaltet. Es würde mich überraschen, wenn er nichts davon gewusst hätte.«
Hinter Clips Kopf hing ein Poster der aktuellen Mannschaft. Myron sah es einen Moment lang an. Die beiden Kapitäne, TC und Greg, knieten vor den anderen. Greg mit einem breiten Lächeln, TC mit dem üblichen spöttischen Grinsen. »Also haben Sie schon, als Sie mich eingestellt haben, gedacht, dass Gregs Verschwinden was mit dem Spielen zu tun haben könnte?«, fragte Myron.
»Nein.« Nach kurzer Überlegung fuhr Clip fort: »Zumindest nicht so, wie Sie denken. Ich hab nicht damit gerechnet, dass Gregs Buchmacher ihm was antun würde. Ich dachte, mit dem Forte-Vertrag hätte er Zeit gewonnen.«
»Wie dann?«
»Ich habe mir Sorgen um seinen Geisteszustand gemacht.«
Clip deutete auf Gregs Foto auf dem Poster hinter sich. »Greg ist nie ein besonders ausgeglichener Mensch gewesen, aber ich habe mich gefragt, inwieweit der Druck der Spielschulden seinen schon vorher labilen Geisteszustand belastet. Wissen Sie, er liebt das Bild, das die Öffentlichkeit sich von ihm gemacht hat, so komisch das auch klingen mag. Liebling der Fans zu sein, war ihm wichtiger als das Geld. Aber wie würden die Fans reagieren, wenn sie die Wahrheit erfuhren? Daher habe ich mich gefragt, ob der Druck nicht einfach zu groß für ihn geworden ist. Ob er nicht einen Knacks gekriegt hat.«
»Und was glauben Sie jetzt, wo Sie wissen, dass die Frau ermordet wurde?«
Clip schüttelte energisch den Kopf. »Ich kenne Greg besser als jeder andere. Wenn er das Gefühl hat, in der Falle zu sitzen, läuft er weg. Er würde niemanden umbringen. Das sage ich aus vollster Überzeugung. Er ist kein gewalttätiger Mensch. Die Gefahren, die in der Gewalt liegen, hat Greg schon vor langer Zeit kennen gelernt.«
Einen Moment lang sagte keiner etwas. Myron und Win warteten darauf, dass Clip das näher erklärte. Als er das nicht tat, sagte Win: »Mr Arnstein, haben Sie uns noch mehr zu sagen?«
»Nein. Das war alles.«
Win stand ohne ein weiteres Wort oder eine Geste auf und verließ das Büro. Myron zuckte kurz die Achseln und folgte ihm.
»Myron?«
Er drehte sich wieder um und sah Clip an. Der alte Mann war aufgestanden. Er hatte feuchte Augen.
»Genießen Sie das Spiel heute Abend«, sagte er leise. »Es ist nur ein Spiel. Vergessen Sie das nicht.«
Myron nickte, obwohl Clips Verhalten ihn wieder einmal verunsicherte. Er lief hinter Win her, bis er ihn eingeholt hatte.
»Hast du mein Ticket?«, fragte Win.
Myron gab es ihm.
»Beschreib diese Klopfer bitte.«
Das tat Myron. Als sie am Fahrstuhl waren, sagte Win: »Dein Mr Arnstein sagt noch immer nicht die Wahrheit.«
»Hast du was Konkretes, oder ist das nur eine Intuition?«
»Mit Intuitionen befasse ich mich nicht«, sagte Win. »Glaubst du ihm?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Du magst Mr Arnstein, nicht wahr?«
»Ja.«
»Obwohl er schon zugegeben hat, dich belogen zu haben?«
»Ja.«
»Dann möchte ich dir ein interessantes Szenario vorstellen«, sagte Win. »Wer, außer Greg Downing, hat am meisten zu verlieren, wenn dessen Spielsucht an die Öffentlichkeit kommt? Wer, außer Greg, hat das größte Interesse daran, Liz Gorman zum Schweigen zu bringen? Und schließlich: Wenn Greg die Dragons richtig in Verlegenheit bringen sollte - so weit, dass Clip Arnsteins Chancen, sie weiter managen zu können, sinken oder gar zunichte gemacht werden -, wer hätte dann das beste Motiv, für Greg Downings Verschwinden zu sorgen?«
Myron sparte sich die Antwort.
25
Der Platz neben Klopfer war frei. Win setzte sich und strahlte sie mit einem Hundert-Watt-Lächeln an.
»Guten Abend«, sagte er.
Sie erwiderte das Lächeln. »Hallo.«
»Sie müssen Ms
Weitere Kostenlose Bücher