Myron Bolitar 03 - Der Insider
Mason sein.«
Sie nickte. »Und Sie sind Windsor Hörne Lockwood III. Ich habe Ihr Foto in Forbes gesehen.«
Sie schüttelten sich die Hände und sahen sich in die Augen. Die Hände ließen sie wieder los, der Blickkontakt blieb bestehen. »Es ist mir eine außerordentliche Freude, Ms Mason.«
»Bitte nennen Sie mich Maggie.«
»Gern.« Win intensivierte das Lächeln für einen Moment. Auf dem Platz ertönte ein Summer. Das erste Viertel war zu Ende. Er sah, wie Myron aufstand, damit seine Mitspieler sich setzen konnten. Es berührte Win auf sehr seltsame und unangenehme Weise, Myron in einem NBA-Trikot auf einem Basketballplatz zu sehen. Er wollte nicht hinsehen. Er wandte sich wieder Klopfer zu. Sie sah ihn erwartungsvoll an.
»Wie ich gehört habe, sind Sie an einer Anstellung in meiner Firma interessiert«, sagte Win.
»Das stimmt.«
»Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
»Bitte.« Sie lud ihn mit einer knappen Geste ein.
»Wenn ich richtig informiert bin, arbeiten Sie gegenwärtig bei Kimmel Brothers, ist das richtig?«
»Ja.«
»Wie viele Wertpapierhändler arbeiten dort derzeit noch?«, fragte Win.
»Unter zehn«, sagte sie. »Wir sind ein sehr kleines Unternehmen.«
»Aha.« Win legte die Fingerspitzen aufeinander und tat so, als dächte er über ihre Worte nach. »Sind Sie auch an den Wochenenden in der Firma?«
»Manchmal.«
»Auch an den Abenden?«
Ihre Augen verengten sich ein wenig, entspannten sich dann aber wieder. »Manchmal«, wiederholte sie.
»Und letzten Samstagabend?«
»Wie bitte?«
»Sie kennen doch Greg Downing, nicht wahr?«
»Natürlich, aber ...«
»Wie Sie sicherlich wissen«, fuhr Win fort, »wird er seit Samstagabend vermisst. Interessanterweise erfolgte der letzte Anruf aus Mr Downings Haus an Ihr Büro. Erinnern Sie sich daran?«
»Mr Lockwood ...«
»Bitte. Nennen Sie mich Win.«
»Ich weiß nicht, was Sie hier vorhaben ...«
»Das ist eigentlich recht simpel«, unterbrach Win. »Gestern Abend haben Sie meinem Geschäftspartner Mr Bolitar gegenüber geäußert, Sie hätten Greg Downing seit Monaten nicht gesprochen. Und doch habe ich, wie bereits erwähnt, Informationen, die Ihrer Aussage widersprechen. Wir haben es also mit einer Diskrepanz zu tun - einer Diskrepanz, die Sie, Ms Mason, in den Augen mancher Menschen als nicht ganz ehrlich erscheinen lassen könnte. Solche Mitarbeiter kann ich bei Lock-Horne Securities nicht dulden. Meine Angestellten müssen über jeden Zweifel erhaben sein. Deshalb hätte ich von Ihnen gerne eine Erklärung für diesen Widerspruch.«
Win nahm eine Tüte Erdnüsse aus seiner Manteltasche. Er schälte ein paar davon mit spitzen Fingern aufs Manierlichste, fegte die Schalen mit kurzen Bewegungen in eine zweite Tüte und platzierte die Erdnüsse einzeln und nacheinander in seinem Mund.
»Woher wissen Sie, dass Mr Downing in meinem Büro angerufen hat?«, fragte Klopfer.
»Ich bitte Sie«, sagte Win mit einem Seitenblick. »Verschwenden wir keine Zeit mit Trivialitäten. Sein Anruf hat erwiesenermaßen stattgefunden. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Das Warum und Wieso sollten wir dabei vollkommen außer Acht lassen.«
»Am letzten Samstagabend habe ich nicht gearbeitet«, sagte sie. »Greg Downing muss wohl jemand anderen angerufen haben.«
Win runzelte die Stirn. »Diese Strategie empfinde ich als ermüdend, Ms Mason. Sie haben mir eben selbst gesagt, dass Kimmel Brothets eine sehr kleine Firma ist. Falls es Ihnen lieber ist, kann ich natürlich auch Ihren Arbeitgeber anrufen. Er wird Mr Windsor Hörne Lockwood III. sicher gern mitteilen, ob Sie zu dem fraglichen Zeitpunkt im Büro waren.«
Klopfer lehnte sich im Sitz zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete das Spiel. Die Dragons führten mit 24 zu 22. Sie folgte dem Weg des Balls über das Spielfeld mit dem Blick. »Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, Mr Lockwood.«
»Ah. Kein Interesse mehr an einer Stelle?«
»Genau.«
»Ich glaube, Sie verstehen mich falsch«, sagte Win. »Ich meine nicht nur bei Lock-Horne Securities. Ich meine überhaupt, einschließlich Ihres gegenwärtigen Arbeitgebers.«
Sie drehte sich zu ihm. »Was?«
»Sie haben zwei Möglichkeiten«, sagte Win. »Ich bin gerne bereit, sie Ihnen vor Augen zu führen, damit Sie sich für die richtige entscheiden können. Erstens: Sie sagen mir, warum Greg Downing Sie am Samstagabend angerufen hat und warum Sie Myron diesbezüglich belogen haben. Sie erzählen mir
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