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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Leon kommen.«
    Myron nickte.
    »Ich muss los. Jess holt mich im Wagen am Hinterausgang ab. Halt mich auf dem Laufenden.«
    »Ja, viel Spaß.«
    Er duschte, trocknete sich ab und begann, sich anzuziehen. Er dachte an Gregs heimliche Freundin, die bei ihm übernachtet hatte. Konnte das Fiona White gewesen sein? Das würde auch die Heimlichtuerei erklären. War Leon White dahintergekommen? Es klang schon plausibel, wenn man sich ansah, welche Abneigung Leon gegen Greg empfand. Und was sagte das nun? Und wie hing das alles mit Gregs Spielsucht und Liz Gormans Erpressung zusammen?
    Holla? Moment mal.
    Vergessen wir mal das Spielen. Vielleicht hatte Liz Gorman ja etwas ganz anderes über Downing - etwas, das mindestens ebenso viel Aufsehen erregen würde, wie die Tatsache, dass er ein paar Wetten zu viel gemacht hatte. Vielleicht hatte sie irgendwie herausgefunden, dass Greg eine Affäre mit der Frau seines besten Freundes hatte. Vielleicht wollte sie Greg und Clip mit diesem Wissen erpressen. Wie viel würde Greg bezahlen, damit seine Fans und Mannschaftskameraden nichts davon erfuhren? Wie viel würde Clip bezahlen, damit diese Bombe nicht mitten in seinem Manager-Wahlkampf detonierte? Das sollte er sich auf jeden Fall mal näher ansehen.

27
    Myron hielt an der Ampel, wo die South Livingston Avenue in den JFK Parkway überging. Diese Kreuzung hatte sich in den letzten dreißig Jahren kaum verändert. Rechts von ihm lag immer noch Nero's, das Restaurant mit seiner vertrauten Klinkerfassade. Ursprünglich war es Jimmy Johnson's Steak House gewesen, aber das war mindestens fünfundzwanzig Jahre her. An der gegenüberliegenden Ecke lag immer noch die Gulf-Tankstelle, an der dritten ein kleines Feuerwehrhaus, die vierte war unbebaut.
    Er bog in die Hobart Gap Road ein. Die Bolitars waren gerade einmal sechs Wochen nach Myrons Geburt nach Livingston gezogen. Verglichen mit dem Rest der Welt hatte sich hier nur wenig geändert. So viele Jahre lang immer die gleichen vertrauten Anblicke vor sich zu haben, hatte Myron eher abgestumpft, als dass es ihm Ruhe und Behaglichkeit vermittelte. Man nahm die Umgebung praktisch nicht mehr wahr. Man schaute zwar hin, sah aber nichts.
    Als er in die Straße einbog, auf der sein Vater ihm das Fahren ohne Stützräder beigebracht hatte - auf seinem Kinderrad mit den Batman-Reflektoren -, versuchte er, die Häuser, die er schon sein Leben lang kannte, wirklich wahrzunehmen. Natürlich hatte sich auch hier manches geändert, ihm kam es aber immer noch wie 1970 vor. Seine Eltern und er griffen immer noch auf die Namen der Erstbesitzer zurück, wenn sie über die Häuser sprachen - wie bei den Plantagen in den Südstaaten. So wohnten zum Beispiel die Rackins schon seit über zehn Jahren nicht mehr im Rackin-Haus. Myron konnte gar nicht sagen, wer jetzt im Kirschner-Haus, im Roth-Haus oder bei den Parkers lebte. Wie die Bolitars waren die Rackins und Kirschners und alle anderen eingezogen, als die Siedlung neu erbaut war und man noch die Reste der Schnectman-Farm erkennen konnte. Livingston galt damals noch als Wildnis, lag es doch mitten im Nichts zwischen dem vierzig Kilometer entfernten New York und dem Westen Pennsylvanias. Die Rackins, die Kirschners und die Roths hatten große Teile ihres Lebens hier verbracht. Sie waren mit kleinen Kindern eingezogen, hatten sie großgezogen, ihnen auf den gleichen Straßen das Fahrradfahren beigebracht, sie auf die Burnet-Hill-Grundschule geschickt, dann auf die Heritage-Junior-High und schließlich auf die Livingston-High-School. Dann waren die Kinder auf die Universität gegangen und nur noch in den Semesterferien zu Besuch gekommen. Kurz darauf wurden Hochzeitseinladungen verschickt. Ein paar der Alteingesessenen begannen Fotos ihrer Enkelkinder herumzuzeigen und dabei die Köpfe zu schütteln, weil es unfassbar war, wie schnell die Zeit verging. Schließlich bekamen die Rackins, die Kirschners und die Roths das Gefühl, hier fehl am Platz zu sein. Die Stadt, die dafür gebaut worden war, Kinder großzuziehen, konnte ihnen nichts mehr bieten. Ihre Häuser waren zu groß und zu leer, also verkauften sie sie an neue junge Familien mit kleinen Kindern, die bald auf die Burnet-Hill-Grundschule, dann auf die Heritage-Junior-High und schließlich auf die Livingston-High-School gehen würden.
     Myron stellte fest, dass das Leben einem dieser deprimierenden Werbespots für Lebensversicherungen gar nicht so unähnlich war.
    Ein paar alteingesessene Nachbarn

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