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Myron Bolitar 03 - Der Insider

Myron Bolitar 03 - Der Insider

Titel: Myron Bolitar 03 - Der Insider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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denken, dass er allein sein wollte. Obwohl sie sich oft einmischten, wussten seine Eltern doch ziemlich genau, wann sie sich rarmachen mussten. Sie würden ihn zu Hause erwarten und zur Not die ganze Nacht wach bleiben. Bis zum heutigen Tag blieb sein Vater auf der Couch sitzen und sah fern, bis Myron nach Hause kam. Sobald Myron den Schlüssel ins Schloss steckte, stellte sein Vater sich schlafend, die Lesebrille noch auf der Nasenspitze, die Zeitung über die Brust gebreitet. Myron war jetzt zweiunddreißig Jahre alt, und sein Vater wartete immer noch, bis er nach Hause kam. Irgendetwas stimmte da doch nicht, oder?
     Audrey sah vorsichtig um die Ecke und wartete dann. Sie kam erst näher, als er sie herangewinkt hatte. Sie steckte Block und Stift in ihre Handtasche und zuckte die Achseln. »Konzentrier dich auf das Positive«, sagte sie.
    »Und das wäre?«
    »Du hast immer noch einen tollen Hintern.«
    »Das sind diese Profi-Shorts«, sagte Myron. »Die stützen und formen.«
    »Stützen und formen?«
    Er zuckte die Achseln. »Hey, alles Gute zum Geburtstag.«
    »Danke«, sagte Audrey.
    » Hüte dich vor den Iden des März «, deklamierte Myron dramatisch.
    »Die Iden sind am fünfzehnten«, sagte Audrey. »Heute ist der siebzehnte.«
    »Ich weiß. Aber ich lass keine Gelegenheit aus, Shakespeare zu zitieren. Das lässt mich schlau aussehen.«
    »Grips und ein toller Hintern«, sagte Audrey. »Wen kratzt es da, dass du kaum einen Schritt zur Seite machen kannst?«
    »Komisch«, sagte Myron. »Jess hat sich darüber noch nie beklagt.«
    »Dir gegenüber jedenfalls nicht.« Audrey lächelte. »Schön, dass du so gut drauf bist.«
    Er erwiderte ihr Lächeln und zuckte die Achseln.
    Audrey sah sich um, ob auch niemand in Hörweite war. »Ich hab was für dich«, sagte sie.
    »Worum geht's?«
    »Um diesen Privatdetektiv in der Scheidungssache.«
    »Hat Greg ihn beauftragt?«
    »Entweder er oder Felder«, antwortete sie. »Ich hab einen Informanten, der alles mit Elektronik für ProTec Investigations macht. Felder beauftragt die immer. Mein Informant kennt nicht alle Details, aber er hat vor zwei Monaten mitgeholfen, im Glenpointe Hotel eine Videoüberwachung einzurichten. Kennst du das Glenpointe?«
    Myron nickte. »Liegt an der Route 80. Knapp zehn Kilometer von hier.«
    »Genau. Mein Informant weiß nicht, wofür das war oder was dabei rausgekommen ist. Er weiß nur, dass es um die Downing-Scheidung ging. Er hat auch noch bestätigt, was auf der Hand liegt: Das macht man normalerweise, um jemanden in flagranti zu erwischen.«
    Myron runzelte die Stirn. »Vor zwei Monaten?«
    »Jepp.«
    »Aber da hatten sich Greg und Emily schon getrennt«, sagte Myron. »Die Scheidung war praktisch durch. Wozu sollte das gut sein?«
    »Die Scheidung war durch«, stimmte sie zu. »Aber der Streit ums Sorgerecht hatte gerade erst angefangen.«
    »Ja und? Sie ist praktisch Single und geht mit irgendjemand ins Bett. So was beweist ja heutzutage wohl kaum, dass das Kindeswohl gefährdet ist.«
    Audrey schüttelte den Kopf. »Gott, bist du naiv.«
    »Wieso?«
    »Die Aufnahme einer Mutter, die mit irgendeinem Hengst wer weiß was in einem Motel treibt? Wir leben immer noch in einer sexistischen Gesellschaft. Es hätte auf jeden Fall Einfluss auf die Gerichtsentscheidung.«
    Myron überlegte, aber es wollte nicht so recht passen. »Erstens müsstest du davon ausgehen, dass der Richter sowohl ein Mann als auch ein Reaktionär ist. Zweitens ...«, er hob die Hände und zuckte die Achseln, »... verdammt, wir leben in den Neunzigern. Eine Ehefrau, die nach der Trennung Sex mit einem anderen Mann hat? Weltbewegend ist das nicht gerade.«
    »Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, Myron.«
     »Hast du noch was?«
    »Das war's«, sagte sie. »Aber ich bin dran.«
    »Kennst du Fiona White?«
    »Leons Frau? Wir grüßen uns. Wieso?«
    »War sie mal Model?«
    »Model?« Sie kicherte. »Ja, so könnte man's nennen.«
    »Ein Centerfold?«
    »Ja.«
    »Weißt du, in welchem Monat?«
    »Nein. Wieso?«
    Er erzählte ihr von der E-Mail. Inzwischen war er ziemlich sicher, dass es sich bei Ms F um Fiona White handelte und dass Sepbabe die Abkürzung für »September Babe« war, der Monat, in dem sie Centerfold gewesen war. Audrey lauschte gebannt. »Das krieg ich raus«, sagte sie, als er fertig war. »Ich guck nach, ob sie September-Playmate war.«
    »Das wäre gut.«
    »Es würde einiges erklären«, fuhr Audrey fort. »Woher die Spannungen zwischen Greg und

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