MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)
nicht so einfach zu erklären«, erwiderte Noski. »Ich kann dich nur bitten, mir zu vertrauen.«
»Aber klar. Das mache ich doch.«
»Dann glaube mir bitte auch, dass ich unmöglich zur Polizei gehen kann. Die würden mich nämlich auf der Stelle verhaften - trotz deiner Aussage.«
»Aber wieso denn?«
Nalik legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hab Geduld, Niko. Zum rechten Zeitpunkt wirst du alles erfahren. Bis dahin musst du mir einfach vertrauen.«
»Okay.« Niko nickte. »Aber wieso sind Sie ausgerechnet hierher gekommen? Nach Oberrödenbach?«
»Nun...« Zum ersten Mal glitt ein Lächeln über das ernste Gesicht des Sensheis. »Dafür gibt es mehrere Gründe. Aber der Hauptgrund, der bist du, Niko. Weil du der Einzige bist, der mir wirklich helfen kann.«
»Ich?«, fragte Niko fassungslos. »Warum denn ich?«
»Nur Geduld, Niko!«, mahnte der Senshei. »Eines Tages wirst du alles verstehen. Aber zunächst brauche ich einen sicheren Ort, an den ich mich so lange zurückziehen kann, bis diese vertrackte Geschichte restlos aufgeklärt ist.«
»Sie meinen wohl ein Versteck?«
»Genau.« Nalik Noski nickte. »Ein Platz, an dem mich so schnell niemand findet. Die Sache wird nämlich einige Zeit dauern, fürchte ich.«
In Nikos Kopf ratterte es wie in einem Hochleistungscomputer. Trotzdem fiel ihm nur eine Lösung ein: »Gehen wir einfach zu Opa Melchior. Der kennt die Gegend hier wie seine Westentasche und weiß bestimmt ein gutes Versteck.«
Wieder schüttelte der Senshei den Kopf. »Nein, Niko. Ich möchte deinen Opa da nicht mit hineinziehen - und deine Mutter auch nicht. Das würde sie nur unnötig in Gefahr bringen. Lass dir bitte etwas anderes einfallen.«
Wieder zermarterte sich Niko den Kopf. Zum Glück kam ihm der rettende Einfall ziemlich schnell. »Warten Sie hier«, flüsterte nun auch er. »Ich bin gleich wieder zurück.«
E s war unerträglich heiß in der Folterkammer. Dabei lag der düstere Raum im tiefsten Verlies der Kellergewölbe von Burg Helmenkroon. Zuckendes Fackellicht erhellte ihn nur spärlich. Wasser rann über die Wände und tropfte von der Decke. Die Luft war feucht und schwül und roch nach Fäulnis und Moder. Feiste Ratten huschten vor den groben Steinwänden entlang, als würde sie das grausame Geschehen in der Kammer nicht im Geringsten stören.
Der Gefangene, der mit eisernen Zwingen an die Wand gefesselt war, bekam das längst nicht mehr mit. Er war mehr tot als lebendig und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Seine Haare waren lang und verfilzt, das hagere Gesicht war von einem dichten Bart überwuchert. Schwärende Wunden zogen sich über seinen nackten, ausgemergelten Oberkörper. Die Haut, die sich wie Pergament über die weit hervortretenden Rippenknochen spannte, war von blutigen Striemen gezeichnet und an vielen Stellen zerfetzt.
Auch der Folterknecht war halb nackt. Nur ein schmutziges Lendentuch verhüllte seine Blöße. Sein Haupt dagegen war von einer schwarzen Kapuze mit Sehschlitzen bedeckt. Dicke Muskeln spielten unter der schweißglänzenden Haut seiner Arme, als er ein weiteres Mal die Geißel hob und erbarmungslos zuschlug.
Der Mann zuckte zusammen und stöhnte unterdrückt auf. Dann röchelte er und sein Kopf fiel kraftlos nach vorne.
Seinen Peiniger schien das nicht im Geringsten zu stören. Erneut hob er den Arm, um ein weiteres Mal zuzuschlagen, als eine laute Stimme ihm Einhalt gebot: »Genug, du Narr! Tot ist er uns nicht mehr von Nutzen.«
Rhogarr von Khelm trat aus dem Schatten der Wand, von der aus er das blutige Treiben beobachtet hatte, schob den Folterknecht zur Seite und trat vor den Gefangenen hin. Mit der rechten Hand packte er ihn am Kinn und hob seinen Kopf. Die smaragdgrünen Augen des Gequälten leuchteten im zuckenden Fackellicht. »Sehr gut - der Alwenhund ist noch bei Sinnen«, sagte Rhogarr, ließ den Kopf des Gefangenen wieder fallen und wandte sich an den Herzog, der ihm auf dem Fuß gefolgt war. »Wie war noch mal sein Name, Dhrago?«
»Mayan, mein Gebieter«, antwortete der beflissen. »Er heißt Mayan und kommt aus einem kleinen Dorf im Flüsternden Forst.«
Rhogarr reckte den Kopf nach vorne, bis seine Nasenspitze beinahe die des Gefangenen berührte. »Ist das wahr, Mayan?«, fragte er leise.
Der Gefesselte holte rasselnd Luft. »Warum fragt Ihr mich, wenn Ihr es ohnehin wisst?«
»Zähme deine Zunge,
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