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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Erleichterung bückte sich die Schwarzmagierin nach dem Schemel, stellte ihn wieder auf und setzte sich darauf nieder. Dann stützte sie den Kopf auf ihre Hände und starrte trübsinnig auf den silbernen Kessel am Rande des Tisches.
     
    »Oh, Odhur«, seufzte sie. »Warum hast du das zugelassen? Warum hast du nicht verhindert, dass die Seiten aus dem Buch des Schicksals gelöscht wurden? Waren sie nicht zu deiner Zufriedenheit beschrieben? Sprich zu mir, oh, Odhur, sprich durch deinen Kessel!«
     
    Doch Odhurs Kessel schwieg. Nichts rührte sich in der dunklen Flüssigkeit. Kein Brodeln war zu hören, und kein Wirbel bildete sich über dem wundersamen Gefäß, um Sâga eine Botschaft zu übermitteln. Stattdessen vernahm die Schwarzmagierin ein Geräusch in ihrem Rücken - ein Geräusch, das sie sofort herumschnellen und aufspringen ließ.
     
    Eine Gestalt im grauen Umhang stand wie ein in Fels gemeißelter Schatten vor der Höhlenwand.
     
    »Oh nein!«, schrie Sâga dem Wanderer entgegen. »Verflucht sollst du sein, du elender Diener der Unsichtbaren, und auf ewig in den Abgründen des Orkus schmoren!«
     
    »Ich danke dir für deine guten Wünsche, Sâga.« Der Wanderer blieb ganz ruhig. »Und trotzdem möchte ich sie nicht erwidern.«
     
    Die Schwarzmagierin schoss wie eine Furie auf ihn zu und starrte ihm in das Gesicht, das tief im Schatten seiner Kapuze lag. »Was willst du von mir? Warum bist du gekommen?«
     
    »Das weißt du genau, Sâga.« Der Wanderer hielt den wütenden Blicken, die sie ihm zufeuerte, ohne Regung stand. »Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich dir eine Botschaft überbringe: Deine Zeit neigt sich dem Ende zu, Sâga, und der Tag ist nahe, an dem deine Macht gebrochen wird.«
     
    »Das hättest du wohl gerne!« Die Stimme der Schwarzmagierin überschlug sich fast, während sie wie ein Raubtier vor dem Besucher hin und her lief. »Aber das wird nicht geschehen, niemals!«
     
    »Oh, doch, Sâga. Auch wenn du dich dagegen sträubst, wirst du es nicht verhindern können.« Der Wanderer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Die Gesetze Odhurs sind dir wohlbekannt. Du hast ihm schließlich über viele Jahre treu gedient und dadurch große Macht errungen. Doch damit ist es nun bald vorbei.«
     
    »Schweig!« Sâgas Stimme fuhr wie ein scharfer Schwerthieb durch die Höhle, sodass selbst die Fledermäuse mitten im Flug taumelten und die in der hintersten Ecke dösende Schlange erschrocken den keilförmigen Kopf hob. »Schweig und verschone mich mit deinen verfluchten Lügen!«
     
    »Du weißt, dass ich die Wahrheit spreche, Sâga. Du hast doch selbst herausgefunden, dass Odhur sich von dir abgewendet und seine Gunst einem anderen geschenkt hat. Die Fäden des Schicksals werden dir nach und nach entgleiten, und Odhurs neuer Schützling wird sie aufnehmen und fortspinnen, um an deiner Stelle die Macht über Mysteria zu gewinnen.« Der Wanderer deutete auf das abgeschlagene Männerhaupt auf dem Tisch in der Nische. »Sonst wäre es dir doch längst gelungen, das Haupt des Weisen zum Sprechen zu bringen. Nur deshalb hast du es doch aus dem Hain des Wissens entwendet - weil du hoffst, dir mit seiner Hilfe deine Macht zu bewahren.«
     
    »Freu dich nicht zu früh, du Narr«, zischte die Magierin ihn an. »Sobald ich in den Besitz einer Kette aus dem Alwenhort gelange, werde ich seine toten Lippen zum Leben erwecken und mir sein grenzenloses Wissen zunutze machen.«
     
    »Selbst das wird dir nichts helfen, Sâga«, entgegnete der Wanderer ruhig. »Du hast diese Welt lange genug beherrscht und ihr deinen Willen aufgezwungen. Aber nichts währt ewig und alles ist im ständigen Wandel begriffen.«
     
    »Sei still!« Die Schwarzmagierin starrte ihn in wilder Wut an. »Ich will nichts mehr hören.«
     
    »Ich kann dich sogar verstehen, Sâga«, sagte der Wanderer. »Es ist gewiss nicht leicht, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Dennoch hilft es nichts, wenn du dich weiter dagegen sträubst. Du hast die Zeichen doch selbst erblickt. Sonst hättest du deinen schrecklichen Helfer nicht durch das Nebeltor geschickt.«
     
    »Was kümmert das dich?«, entgegnete die Schwarzmagierin kühl.
     
    »Und ob mich das kümmert, Sâga!« Der Graue blickte die Schwarzmagierin vorwurfsvoll an. »Damit hast du ein weiteres Mal gegen die Gesetze der Unsichtbaren verstoßen und Ereignisse in Gang gesetzt, die nicht mehr deiner Kontrolle unterliegen. Dein Helfer hat Blut vergossen und damit das Band

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