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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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noch. Und ich gebe Ihnen den Rat, das auch zu tun und uns aus der Scheiße rauszuhalten, in der Sie wühlen.«
    Lewis saß gemütlich da, ungerührt von der unterschwelligen körperlichen Bedrohung, die in allem mitschwang, was der Mann ihm gegenüber sagte oder tat. Tom nickte kurz und drückte damit aus, dass er Sawyers Worte aufgenommen hatte, ohne sich dadurch allzu sehr beeindrucken zu lassen.
    »Haben Sie Melanie jemals geschlagen?«
    Sawyers Blick konzentrierte sich auf Tom; der Ausdruck seiner Augen wurde kalt und hart. »Hat meine Frau Ihnen das gesagt?«
    »Das war gar nicht nötig«, erwiderte Tom. »Ich habe gesehen, wie Sie auf meine Tochter reagiert haben. ›Leck mich, Joe‹, hat sie gesagt. Und Sie waren bereit, das Mädchen umzubringen.«
    Sawyers massige Hand umklammerte das Glas so fest, dass es jeden Augenblick zu zerbrechen drohte.
    »Ich hab sie nicht umgebracht«, sagte er und ließ Tom dabei nicht aus den Augen, um zu sehen, wie seine Worte bei ihm wirkten. »Ich hab sie auch nicht gefickt. Okay, ich hab sie ein paar Mal geschlagen. Sie hat es herausgefordert. Und sie hatte verdammtes Glück, dass es dabei geblieben ist.«
    »Sie geben also zu«, sagte Tom, »dass Sie nicht unglücklich waren, als sie verschwand.«
    »Einen Scheißdreck gebe ich zu. Versuchen Sie nicht, mich mit irgendwelchen Anwaltstricks reinzulegen.«
    »Ich bin kein Anwalt.«
    »Dann sollten Sie sich vielleicht einen besorgen, bevor Sie Beschuldigungen vorbringen, zu denen Sie gar kein Recht haben.«
    Sawyer hob sein Glas und sah Tom weiter in die Augen, während er trank. In das einsetzende Schweigen hinein sagte Lewis mit seiner leisen, nüchternen Stimme:
    »Ihre Frau sagte uns, dass Sie damals mit der Polizei gesprochen haben. Glauben Sie, alles getan zu haben, was Sie konnten, um das Mädchen zu finden?«
    Sawyer warf nicht einmal einen Blick in Lewis’ Richtung, als wäre dieser völlig unbedeutend und die Frage keiner Antwort würdig.
    »Die Cops haben die Spur des Mädchens bis in einen Ort östlich von Rochester verfolgt. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Und danach … ?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich nehme an, die Spur ist kalt.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille; dann fragte Lewis:
    »Erinnern Sie sich an den Namen des Beamten, der die Ermittlungen geleitet hat?«
    Erst jetzt sah Sawyer Lewis scharf an. »Für wen halten Sie mich? Für einen Gedächtniskünstler? Das ist zehn Jahre her, zum Teufel!«
    Er trank sein Bier aus, stellte das Glas mit lautem Knall auf den Tisch, schob seinen Stuhl zurück und stand auf »Lassen Sie sich ja nicht mehr in der Nähe meines Hauses blicken! Und lassen Sie sich auch hier nicht mehr sehen. Keiner von Ihnen. Nicht mal, wenn Sie das Mädchen finden. Nicht mal, wenn die kleine Hure mit ‘nem Filmstar verheiratet ist und in Beverly Hills wohnt! So weit es mich angeht, ist Melanie gestorben, und so kann es bleiben. Das gilt auch für meine Frau. Kapiert?«
    Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern drehte sich um und ging hinaus. Einige Männer an der Bar blickten herüber, aber niemand schenkte ihnen allzu deutliche Aufmerksamkeit.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Tom, nachdem die Tür sich hinter Sawyer geschlossen hatte.
    Lewis lehnte sich zurück, zog eine Augenbraue hoch und schürzte die Lippen. »Ziemlich üble Geschichte. Der Bursche ist zu allem fähig, würde ich sagen.«
    »Wir müssen den Cop finden, der damals für den Fall zuständig war«, sagte Tom.

26
    »Detective Schenk?«
    Der schwergewichtige Mann mit den dichten grauen Locken, der eine Angelausrüstung und eine Kühltasche aus dem Kofferraum seines Wagens hob, drehte sich zu Tom um. »Der wohnt hier. Wer sucht ihn?«
    »Auf der Wache hat man uns Ihre Adresse gegeben und gesagt, Sie würden anrufen.«
    Der Mann gab einen grunzenden Laut von sich, schlang sich den Riemen eines Angelkastens um die Schulter und schlug den Kofferraumdeckel zu.
    »Ich war seit dem Morgengrauen draußen. Meine Frau muss die Nachricht entgegengenommen haben.«
    Er warf einen kurzen Blick auf Oliver Lewis, der neben dem Wagen stand, und sah dann wieder Tom an.
    »Sie wollen mich sprechen?«
    »Wir interessieren uns für den Fall einer Vermissten, den Sie vor ungefähr zehn Jahren bearbeitet haben, soviel ich weiß. Mein Name ist Tom Freeman, und das ist Dr. Oliver Lewis. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ein wenig Zeit für uns hätten.«
    Schenk musterte beide Männer durch eine randlose Brille und gelangte

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