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Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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offenbar zu der Ansicht, dass sie harmlos genug aussahen, um ihnen den Rücken zuzuwenden; dann ging er die leicht ansteigende Auffahrt zu dem bescheidenen, aber schmucken Bungalow hinauf der sein Zuhause war.
    »Kommen Sie mit«, sagte er. »Ich habe massenhaft Zeit.«
    Die Tür wurde von einer kleinen schlanken Frau mit blondem Haar und strahlendem Lächeln geöffnet. »Sie müssen die Herren sein, wegen denen man bei uns angerufen hat«, sagte sie zu Tom und Lewis. »Wenn du endlich mal daran denken würdest, dein Handy mitzunehmen, Murray!«
    Der alte Cop reichte ihr die Kühltasche und sagte irgendetwas Launiges über die Privilegien des Rentnerdaseins. Tom stellte sich und Lewis vor und erfuhr, dass die Frau Evelyn hieß. Sie fragte, ob sie ihnen einen Kaffee anbieten könne. Die Männer nahmen das Angebot dankend an und folgten Schenk zu seinem holzgetäfelten Arbeitszimmer im hinteren Teil des Hauses. Es war mit Angeltrophäen ausgestattet, die zusammen mit Bildern seiner besten Fänge stolz ausgestellt wurden. Ein alter schwarzer Schäferhund, der träge auf einem abgenutzten Ledersofa schlummerte, bellte flüchtig, als sie das Zimmer betraten. Schenk kraulte dem Tier liebevoll die Ohren und scheuchte es dann vom Sofa, um für Lewis Platz zu schaffen. Tom setzte sich in einen abgenutzten Sessel, während Schenk hinter seinem mit Papieren und Büchern eingedeckten Schreibtisch Platz nahm, den Hebel für die Rückenlehne des Sessels betätigte und sich behaglich zurücklehnte.
    Evelyn Schenk brachte den Kaffee, als Tom gerade dabei war, die Hintergründe seiner Geschichte darzulegen und zu erklären, weshalb sie Schenk aufsuchten. Als gute Polizistenfrau, die sie offenbar immer gewesen war, ließ Evelyn sich nicht anmerken, dass sie hörte, worüber gesprochen wurde, geschweige denn, dass sie darauf reagierte oder irgendeinen Kommentar abgab. Sie stellte einen Teller mit selbst gebackenen Plätzchen auf den Schreibtisch, forderte ihre Gäste auf sich zu bedienen, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Schenk hörte sich die Geschichte in aller Ruhe an. Als Cop musste er eine Menge verrückte Sachen erlebt haben, doch Tom gewann den Eindruck, das diese Geschichte sogar für Schenk eine Klasse für sich war. Als Tom fertig war, blickte Schenk eine Zeit lang vor sich hin. Dann nahm er einen Keks, knabberte daran und wandte sich an Oliver Lewis.
    »Sie sagen, dass so etwas oft vorkommt, Doc?«
    Lewis nickte. »Öfter, als man sich vielleicht vorstellt – bis man sich näher damit beschäftigt.«
    »Das ist das Verrückteste, das ich je gehört habe.« Wieder nahm Schenk einen Bissen vom Keks. In seiner Stimme lag Skepsis, als er fragte: »Und Sie sind der Einzige, der wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet betrieben hat?«
    »Du lieber Himmel, nein«, sagte Lewis. »Haben Sie einen Internetanschluss?«
    Auf einem drehbaren Gestell neben dem Schreibtisch befand sich ein Computer. Schenk zog ihn zu sich heran. »Sicher«, sagte er. »Was wollen Sie wissen?«
    Auf Lewis’ Bitte tippte Schenk das Wort »Reinkarnation« in eine Suchmaschine, so wie Tom es einige Tage zuvor getan hatte. Schenk war ebenso überrascht über den Umfang der Suchergebnisse, wie Tom es gewesen war. Lewis führte ihn durch einige der Seiten, auch durch seine eigene. Als Schenk genug gesehen hatte, lehnte er sich zurück, strich sich nachdenklich mit der Hand übers Kinn und sah zu Tom hinüber.
    »Sie glauben also, dass Ihre Tochter von dieser Melanie Hagan besessen ist, Tom?«
    Wie alle Cops, die Tom kennen gelernt hatte, hatte auch Schenk die Angewohnheit, die Leute gleich bei der ersten Begegnung mit dem Vornamen anzureden.
    »Ich bin mir nicht sicher, dass Dr. Lewis es ›Besessenheit‹ nennen würde«, antwortete Tom und warf Lewis einen Seitenblick zu, »aber für mich hat es etwas davon, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Lewis machte ein zweifelndes Gesicht. »›Besessenheit‹ bezieht sich normalerweise auf ›dämonische Besessenheit‹«, sagte er. »Sie wissen schon, Der Exorzist und so weiter. Hier haben wir es mit etwas Subtilerem zu tun, und nicht notwendigerweise mit etwas Bösartigem. Tatsächlich habe ich nicht einen einzigen Fall kennen gelernt, den ich ohne Umschweife als bösartig bezeichnen würde. Es geht schlicht um das Problem unerklärlicher Erinnerungen, die sich in Köpfen befinden, in denen sie eigentlich nicht sein dürften.«
    »Aber es sind immer Kinder?«
    »Fast immer, ja.«
    Schenk

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