Mystery Thriller Band 224
für LARP-Conventions durchsetzen. Sollten wir jedoch scheitern …“
„Wir scheitern aber nicht!“, erklärte Louis energisch. „Ganz einfach, weil ich es nicht zulassen werde!“
„Das ist furchtbar lieb von dir, aber ich fürchte, das ist eine Sache, die wir nicht wirklich beeinflussen können. Entweder haben wir morgen hier die Bude gerappelt voll, oder unsere Eröffnungsfeier wird der Flop des Jahres. Aber selbst dann ist es bloß ein ganz normales LARP-Event ohne Zuschauer.“
Schweigend arbeiteten sie weiter. Es gab nur noch ein paar Dinge für das morgige Spiel an sich vorzubereiten, in dem es um eine geraubte Feenprinzessin ging, die von den Spielern befreit werden sollte, und die meisten der freiwilligen Helfer waren inzwischen gegangen. Auch Jack und Amber, die bis zuletzt die Stellung gehalten hatten, verabschiedeten sich nun.
„Keine Sorge“, sagte Jack und umarmte Daphne kurz aber herzlich. „Wird schon schiefgehen.“
„Genau das befürchte ich auch“, stöhnte sie. „Aber was soll’s – da müssen wir jetzt durch, ganz gleich, wie’s läuft.“
„Sollen wir dich mit zurück in die Stadt nehmen?“, fragte Amber.
Daphne, die heute nicht mit ihrem Wagen, sondern zu Fuß gekommen war, schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich will hier noch ein paar letzte Dinge erledigen und dann einen kurzen Rundgang übers Gelände machen.“
„Du kannst später mit mir fahren“, bot Louis sich an. „Ich wollte sowieso noch mal die Spielerquartiere überprüfen.“
Ganz sicher war Daphne sich nicht, aber sie glaubte, ein breites Grinsen auf den Lippen ihrer Freundin zu sehen, ehe diese sich bei Jack unterhakte und ging. Sie konnte sich schon denken, was Amber dachte. Doch sie täuschte sich gewiss, denn bisher hatte Louis kein gesteigertes Interesse an ihr, Daphne, gezeigt.
Er war nett und hilfsbereit, aber eben nur das. Dabei wünschte sich Daphne … Ja, was eigentlich? Dass er sie in seine Arme zog, leidenschaftlich küsste und ihr dann seine ewige Liebe gestand? Sie musste über sich selbst lachen. Was für eine absurde Idee!
„Was ist so komisch?“, fragte Louis und zog eine Braue hoch.
Sie winkte ab. „Ach, nichts. Nicht so wichtig.“ Hastig wandte sie sich ab und hielt Ausschau nach etwas, mit dem sie von sich ablenken konnte. „Ich geh mal kurz die Leiter holen“, sagte sie, als sie einen Lampion in einem der Bäume entdeckte, der nicht ganz richtig hing.
„Die habe ich vorhin schon vergeblich gesucht“, entgegnete Louis. „Wahrscheinlich hat sie wieder mal jemand irgendwo hingeräumt, wo sie nicht hingehört. Aber kein Problem, das kriegen wir auch so hin.“
„Was …?“ Überrascht schnappte Daphne nach Luft, als sie spürte, wie sich seine Hände auf ihre Taille legten. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, und sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. „Was tust du?“, stieß sie atemlos hervor.
Er lachte. „Ist das nicht offensichtlich? Ich hebe dich hoch, damit du den Lampion zurechtrücken kannst. Und ehe du fragst: Ich mag kein Bodybuilder sein, aber dein Fliegengewicht schaffe ich gerade noch.“
Daphne schluckte. Herzlichen Glückwunsch, da hast du dich ja wieder in eine schöne Situation manövriert!
Irgendwie musste sie da jetzt durch – möglichst, ohne dass Louis merkte, wie aufgewühlt sie innerlich war.
„Bereit?“, fragte er, und sie nickte. Sie glaubte nicht, dass sie hierfür jemals wirklich bereit sein würde – umso besser, wenn sie es rasch hinter sich brachte. „Okay, dann eins, zwei, drei und …“
Schwungvoll hob er sie hoch, und Daphne streckte sich, so weit sie konnte, um den Ast, an dem der verflixte Lampion hing, zu erreichen. „Ein kleines Stück noch“, presste sie angestrengt hervor. „Nur noch ein … ja!“
Louis ließ sie so abrupt herunter, dass es sich beinahe wie ein Sturz anfühlte. Sie schrie auf und klammerte sich an das Erstbeste, was ihr zwischen die Finger kam – und das waren seine Schultern.
„Keine Angst, ich lass dich schon nicht fallen!“, lachte er.
Einen Moment lang standen sie beide einfach nur da. Wie gebannt schaute Daphne in Louis’ blaue Augen, die klar und kühl waren wie ein tiefer Bergsee. Sie tauchte darin ein, und das Wasser wusch alles fort, ihre Ängste und Sorgen, ihre Zweifel und Bedenken. Es schien nur noch Louis und sie zu geben. Sie spürte den rauen Stoff seiner Jacke durch ihr dünnes Shirt. Seine Wärme hüllte sie ein. Die Welt war zu einem Kokon zusammengeschrumpft,
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