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Mystery Thriller Band 224

Mystery Thriller Band 224

Titel: Mystery Thriller Band 224 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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die Uhr am Armaturenbrett von Melissas altem Dodge, ihrer heißgeliebten „Klapperkiste“, dass es gerade mal kurz nach sieben war.
    Trotzdem hätte Melissa sich jetzt, ohne mit der Wimper zu zucken, ins Bett legen und bis morgen Mittag durchschlafen können.
    Kein Wunder, immerhin waren inzwischen über neun Stunden vergangen, seit sie von Boston aus losgefahren war. Eigentlich war ihr Plan gewesen, bereits gegen halb sechs in Dedmon’s Landing anzukommen, aber einige Staus und zähfließender Verkehr hatten ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Als sie nun von der Küstenstraße abbog und in den Ort hineinfuhr, fühlte sie sich zwiegespalten. Einerseits wäre sie nämlich am liebsten sofort wieder umgekehrt, weil dies der Ort war, den sie vor fünf Jahren unbedingt verlassen wollte, weil hier alles so schrecklich eintönig und spießig war. Andererseits freute sie sich. Auf ihren Vater, auf ihr Elternhaus und alles Gewohnte.
    Und außerdem hatte Dedmon’s Landing, im Gegensatz zu Boston, nichts mit Michael zu tun.
    Michael …
    Melissa sog scharf den Atem ein. Wie immer, wenn sie an Michael dachte, hatte sie das Gefühl, ihr Herz setze einen Schlag lang aus. Dann trieben die Erinnerungen ihr die Tränen in die Augen, und sie musste blinzeln, um wieder eine klare Sicht zu bekommen. Wenn sie doch damals nur nicht …
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wusste, es brachte nichts, sich immer und immer wieder den Kopf darüber zu zerbrechen, und Selbstvorwürfe brachten ohnehin nichts. Doch gleichzeitig war ihr auch klar, dass sie sich das tausendmal sagen konnte – es würde ihr nicht dabei helfen, über Michaels Tod hinwegzukommen.
    Niemals.
    Als sie nun auf der Mainstreet von Dedmon’s Landing fuhr, fühlte es sich für einen Moment so an, als sei sie nie fort gewesen. Nichts hatte sich hier verändert – zumindest nach dem zu urteilen, was sie im Schein der spärlichen Straßenbeleuchtung erkennen konnte: Da war das Burger Shack , das Diner, in dem sich die Jugend des Ortes traf, dann gab es einen kleinen Lebensmittelladen und die Öko-Pizzeria, die vor einigen Jahren von Amber Tremaines Eltern eröffnet worden war. Ein Bäcker durfte natürlich ebenso wenig fehlen wie eine winzige Post und eine Bankfiliale.
    Kurz: In Dedmon’s Landing gab es alles, was man brauchte, aber auch nicht mehr. Und wenn man erst einmal etwas von der Welt gesehen hatte und hierher zurückkam, fühlte man sich in eine andere, längst vergangene Zeit zurückversetzt.
    So erging es Melissa nun auch. In ihrer Zeit in Boston – immerhin fünf Jahre – hatte sie ein komplett anderes Leben geführt, als es in einem Kaff wie hier möglich war. Sie hatte sich die Nächte in Discos um die Ohren geschlagen, in coolen Clubs abgehangen, war auf Konzerte gegangen und hatte einfach das Leben kennengelernt, das man in größeren Städten lebte. Lärm, viel Verkehr und jede Menge Leute. Dagegen war in ihrem Heimatort schon immer tote Hose gewesen.
    Sie runzelte die Stirn. Das stimmte schon, allerdings … So ruhig wie jetzt hatte sie Dedmon’s Landing früher selten erlebt. Während ihrer Fahrt auf der Mainstreet sah sie kaum mal einen Menschen, und ein Auto war ihr überhaupt noch nicht entgegengekommen. Ob das bloß an dem Wetter lag?
    Melissa schüttelte den Kopf. Sie wusste, woran es lag. Von ihrem Vater hatte sie erfahren, dass es vor nicht allzu langer Zeit einige schlimme Vorfälle in Dedmon’s Landing gegeben hatte: Ein paar junge Leute aus der Gegend hatten das alte Mädchenpensionat Dedmon House gekauft und es zu einem Gelände für Liverollenspiel-Conventions umgebaut. Schon während der Vorbereitungsarbeiten war es zu Zwischenfällen gekommen, und während der großen Eröffnungsfeier wäre beinahe ein Mensch ums Leben gekommen.
    Vorfälle dieser Art waren nicht selten in Melissas Heimatort. Immer wieder war es in den vergangenen Jahren zu tragischen Verbrechen gekommen. Sie erinnerte sich unter anderem an einen Mord während eines Schönheitswettbewerbs, an einen gruseligen Skelettfund oben im Hill House , und auch bei der Eröffnung des ECO?logical , der Bio-Pizzeria des Ortes, war es zu schweren Zwischenfällen gekommen. Mehr noch: Einige Leute sprachen hinter vorgehaltenen Händen sogar von übernatürlichen Geschehnissen. Selbst von Vampiren war die Rede!
    So etwas hielt Melissa zwar für blanken Unsinn, eines stand aber fest: Der Ort, der aufgrund seiner blutigen Schmuggler-vergangenheit von den Kids und Jugendlichen

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