Mystery Thriller Band 224
dann davongelaufen war.
An die Gestalt mit der weißen Maske …
Melissa hatte aufgrund der Dunkelheit nicht viel von der Maske erkennen können, bloß, dass sie weiß gewesen war. Natürlich hatte sie nach dem anonymen Anruf dabei gleich an den Schwarzen Magier denken müssen. Gleichzeitig wusste sie, dass das Unsinn war: Wahrscheinlich hatte es sich bei der Maske um eine ganz normale Sturmhaube gehandelt. Und bei dem Täter um einen Einbrecher, der nicht ahnte, dass sie im Haus war und den sie durch ihr Auftauchen verschreckt hatte.
Melissa hatte sich jedenfalls entschieden, ihrem Vater nichts von dem Vorfall zu sagen. Sie wollte ihn einfach nicht beunruhigen, und aus Erfahrung wusste sie, dass ein Einbrecher in so einem Fall nicht so schnell wieder auftauchen würde. Sicherheitshalber wollte sie aber heute auf jeden Fall mit dem Sheriff über die Sache sprechen.
Den gestrigen Tag hatte sie dann damit verbracht, sich wieder einigermaßen häuslich in ihrem Elternhaus einzurichten, sich ausgiebig mit ihrem Vater zu unterhalten und ein bisschen durch den Ort zu schlendern. Dabei hatte sie auch festgestellt, dass die Stimmung hier tatsächlich noch sehr gedrückt war. Zwar ging alles ganz normal seinen Gang, und auch die LARP-Events erfreuten sich großer Beliebtheit, aber man spürte einfach, dass hier einiges passiert war.
Melissa erreichte das Sheriff Office und wollte gerade in das kleine Gebäude treten, als hinter ihr ein Wagen vorfuhr und zweimal hupte. Sie drehte sich um und erkannte den Jeep des Sheriffs. Sheriff Latimer saß hinter dem Steuer, hielt an und stieg aus. Freundlich lächelnd kam er auf Melissa zu.
„Na, wenn das nicht die Tochter unseres alten Doktors ist …“ Er tippte mit dem Zeigefinger an die Krempe seines Hutes und nickte Melissa zu. „Freut mich wirklich, dich wiederzusehen, Melissa. Dein Vater hat ja in den höchsten Tönen von dir gesprochen, und bei den Referenzen, die du mir aus Boston hast zukommen lassen, bin ich sicher, dass du für den Job genau die Richtige bist. Und bei Gott, ich kann jede Unterstützung brauchen.“
Melissa nickte. „Ist es denn so schlimm?“
„Schlimm ist gar kein Ausdruck!“ Sheriff Latimer winkte ab. „Du weißt ja, dass es in Dedmon’s Landing nie lange ruhig ist. Eine Zeitlang sah es dann aber tatsächlich so aus, als würden wir erst mal Ruhe haben. Doch nach den neuerlichen Vorfällen …“
„Die Sache mit dem Liverollenspiel, ich weiß. Aber der Fall hat sich doch aufgeklärt, und die Täterin sitzt im Gefängnis, oder?“
„Ganz recht, aber …“ Der Sheriff winkte seufzend ab. „Du magst es für übertrieben halten, aber ich gehe nicht davon aus, dass dies der letzte Vorfall dieser Art war. Ich bin ja noch nicht allzu lange Sheriff in Dedmon’s Landing, bin aber hier geboren und aufgewachsen und habe entsprechend viel erlebt. Wenn du mich fragst, liegt hier etwas in der Luft, Melissa, ich spüre es genau. Ich kann es förmlich riechen: In Dedmon’s Landing geht etwas vor. Dieser Ort ist verflucht, das habe ich schon immer gewusst, und jetzt bin ich mehr denn je davon überzeugt.“
Melissa war für einen Moment sprachlos. Ungläubig sah sie ihr Gegenüber an. Sie musste zugeben, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte Sheriff Latimer immer für einen sehr bodenständigen Mann gehalten, der auch nichts auf das Gerede anderer Leute gab. Dass er zu denen gehörte, die glaubten, Deadman’s Landing sei verflucht, wäre ihr nie in den Sinn gekommen.
„Wie dem auch sei“, meinte er nach einem kurzen Moment des Schweigens und winkte erneut ab, „wir müssen in der nächsten Zeit jedenfalls sehr wachsam sein. Und genau aus diesem Grund habe ich auch durchgesetzt, noch einen weiteren Deputy einzustellen.“
„Noch einen? Dann sind wir jetzt zu …“
„… fünft, ganz recht. Da ist zum einen Hank Bluster, der ja schon auf die Sechzig zugeht und bereits für meinen Vorgänger gearbeitet hat. Dann Deputy Riley, den kennst du auch, nicht wahr?“
Melissa musste kurz überlegen, dann erinnerte sie sich. John Riley war ein freundlicher Mann Mitte Vierzig, der aber offenbar erst nach Melissas Weggang als Deputy angefangen hatte.
„Dann natürlich du und ich“, fuhr Sheriff Latimer fort, „das wären vier. Zu guter Letzt habe ich neben dir noch einen weiteren Deputy eingestellt, was ich eben ja bereits andeutete. Und das dürfte dich freuen, denn dieser Mann ist in deinem Alter, sodass ihr am besten im Team
Weitere Kostenlose Bücher