Mystery Thriller Band 224
ihr abfiel; dann begann sie, sich zu waschen und trat kurze Zeit später tropfnass aus der Dusche.
Während sie sich mit einem großen weichen Handtuch abtrocknete, betrachtete sie sich in dem großen Spiegel, der an der Wand gegenüber der Dusche hing. Inzwischen war sie ganz zufrieden mit ihrem Äußeren: Zum Glück waren ihre Teenagerjahre vorüber, sodass sie jetzt nicht mehr, wie früher, mit Pickeln zu kämpfen hatte. Und jetzt, wo ihre Haut besser war, kamen ihre blauen Augen und die vollen Lippen sehr viel besser zur Geltung. Zwar war ihr Gesicht noch immer viel zu rund für ihren Geschmack, aber das würde sich vermutlich auch noch geben, wenn sie weitere zehn bis fünfzehn Pfund herunterbekam.
Rasch föhnte Melissa sich das Haar und ging dann in ihr Zimmer, wo sie in bequeme Jeans schlüpfte und ein langes T-Shirt überzog. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es inzwischen schon nach acht war. Sicher war Mona inzwischen online, und Melissa konnte es kaum erwarten, ihre Freundin endlich wiederzusehen, und sei es auch nur via Skype.
Sie hockte sich auf ihre Couch, nahm ihren Laptop zur Hand und meldete sich an. Zu ihrer Freude war Mona tatsächlich online, und Melissa stellte sofort die Verbindung her. Sie musste lächeln, als sie ihre Freundin erblickte und hinter ihr Regalbretter voller alter Puppen erblickte. Bisher hatte der Tick ihrer Freundin immer für eine Gänsehaut bei Melissa gesorgt, denn wenn sie eines nicht leiden konnte, dann waren es Puppen … Das lag daran, dass sie als Kind einmal heimlich einen Film im Fernsehen angeschaut hatte, bei dem eine lebendige Puppe auf Mordzug ging. Damals bereitete ihr dieser Streifen lange Monate voller Albträume.
So wirklich losgelassen hatte sie ihr Unbehagen nie. Seitdem verursachte der Anblick solcher Puppen einfach ein mulmiges Gefühl in ihr. Jetzt aber war sie einfach nur froh, diese dämlichen Puppen sehen zu können! Und natürlich Mona, mit ihrem fröhlichen Gesicht, den blitzintelligenten grünen Augen und den störrischen rotblonden Locken.
„Hey, da bist du ja“, riss Monas Stimme sie aus ihren Gedanken. „Na, wie geht’s so in der alten Heimat?“
Melissa winkte ab. „Frag nicht, hier hat sich wirklich rein gar nichts verändert. Aber so was von nichts, das kannst du dir nicht vorstellen.“ Sie lachte. „Aber eigentlich hab ich nichts anderes erwartet. Und du? Was treibst du so? Was macht mein altes Zimmer?“
„Längst weg.“ Mona zuckte mit den Schultern. „War doch klar, oder? Schließlich sind wir hier in der Großstadt, Süße. Sorry, aber an dich erinnert hier nichts mehr.“
„Hm.“ Melissa spürte, wie sich Enttäuschung in ihr breitmachte. Dabei war ihr natürlich klar gewesen, dass über kurz oder lang jemand anders zu Mona ziehen würde. Dass es ganz so schnell ging, hatte sie dann aber doch nicht erwartet.
„Ach, war doch nur ein Scherz“, sagte Mona schnell, die zu spüren schien, was in ihrer Freundin vorgeht. „Natürlich ist dein Zimmer noch nicht weg, und ich denke auch, dass es zumindest ein paar Wochen dauern wird. Wenn es dir also in der nächsten Zeit zu öde in Deadman’s Landing wird, hast du sicher noch die Möglichkeit, zurückzukommen.“
Melissa lachte. „Gut zu wissen, aber ich denke mal, ich schlag mich hier schon durch.“
„Na gut. Hör mal, ich muss leider jetzt los. Der Wocheneinkauf steht bevor, und ich muss außerdem noch meine Hausaufgabe für die Abendschule machen. Aber wir hören ja bald voneinander, okay?“
„Klar. Bis bald.“ Melissa nickte und beendete die Verbindung. Eigentlich hatte sie gehofft, noch ein bisschen mit Mona zu plaudern und ihr vor allem auch von dem seltsamen Anruf gestern zu erzählen. Aber das ließ sich ja nachholen.
Sie stand auf und ging hinüber zum Fenster, um etwas frische Luft hineinzulassen, als sie den Brief entdeckte, der auf ihrem Schreibtisch neben dem Fenster lag. Stirnrunzelnd trat sie näher. Seltsam – wo der wohl herkam?
Es handelte sich um einen ganz normalen weißen Umschlag, auf dessen Vorderseite handschriftlich und mit roter Tinte ihr Name geschrieben stand. Melissa schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte ihn jemand in den Briefkasten geworfen, und ihr Vater hatte ihn dann auf ihrem Schreibtisch deponiert. Dass sie ihn erst jetzt bemerkte, war auch nicht weiter verwunderlich, sie hatte schließlich nicht darauf geachtet.
Sie nahm das Kuvert zur Hand und blickte in Erwartung einer Absenderangabe auf die Rückseite, doch
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