Mystery Thriller Band 224
zusammenarbeitet.“
„Ach, tatsächlich? Und wer ist es?“
Ehe der Sheriff antworten konnte, trat jemand aus dem Office, den Melissa zwar jahrelang nicht gesehen hatte, den sie aber dennoch auf den ersten Blick wiedererkannte.
Brad Barlow – ausgerechnet!
Melissa schluckte. Sie kante Brad aus der Schulzeit. Anfangs war er eine Klasse über ihr gewesen, und schon damals – da war sie gerade dreizehn gewesen – hatte sie ihn aus der Ferne angehimmelt. Sie konnte es nicht lassen, ihn auf dem Schulhof zu beobachten, wie er mit seinen Freunden abhing. Und immer war sie ein wenig eifersüchtig gewesen, wenn er sich mit Mädchen aus seiner Klasse unterhielt. Brad war im Gegensatz zu ihr selbst ziemlich beliebt und stets der Mittelpunkt gewesen, und natürlich hatte er sie nie beachtet, nicht einmal wahr genommen.
Dann aber hatte er ein Jahr wiederholen müssen, war in ihre Klasse gekommen – und saß dann auch noch ausgerechnet neben ihr! Jeden Morgen hatte ihr Herz höhergeschlagen, und in dem Wissen, ihm so nah zu sein, hatte sie kaum ein Wort rausbekommen. Beachtet hatte Brad sie weiterhin nicht, im Gegenteil war es sogar ziemlich offensichtlich gewesen, dass es ihm nicht sonderlich gefiel, neben ihr zu sitzen.
Ein Jahr lang war das so gegangen, dann war Brad von der Schule gegangen, weil seine Eltern nach New York gezogen waren. Melissa hatte gehört, dass er vor zwei Jahren zurückgekehrt war, mehr wusste sie allerdings nicht. Was er jetzt wohl hier woll…
Sie hatte sich die Frage noch nicht zu Ende gestellt, als sie endlich registrierte, dass Brad nicht zivil gekleidet war, sondern die Uniform eines Deputys trug, und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
Sie schluckte. Oh nein, das durfte nicht sein, bloß das nicht! Gleichzeitig fragte sie sich, warum der Gedanke, künftig mit Brad zusammenarbeiten zu müssen, so erschreckend für sie war. Weil er sie damals, als sie in eine Klasse gegangen waren, kaum beachtet hatte, oder weil sie ihn damals so sehr angehimmelt hatte und er auch heute noch verteufelt gut aussah?
„Darf ich vorstellen, Melissa?“, riss Sheriff Latimer sie da aus ihren Gedanken. „Das ist Brad Barlow, der zweite Deputy, den ich eingestellt habe. „Brad, das ist Melissa Carlisle, die Tochter von …“
„Wir kennen uns“, fiel Brad ihm knapp ins Wort, ohne eine Miene zu verziehen. „Wir sind mal in eine Klasse gegangen. Nun, Melissa, so sieht man sich wieder, was?“
„Ja, so kann’s gehen …“ Sie versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch reichlich verunglückte. Stattdessen spürte sie, wie sie rot anlief, und senkte den Blick. Du meine Güte, das darf doch nicht wahr sein! ärgerte sie sich. Was ist denn bloß mit mir los? Ja, es stimmte: Brad sah noch immer verdammt gut aus. Viel besser als früher: Er war nicht mehr der schlaksige Teenager von früher, sondern besaß nun eindeutig die Statur eines sportlich durchtrainierten Mannes. Auch sein Gesicht war kantiger geworden, und der schwache Bartschatten, der sein Kinn und seine Wangen bedeckte, verlieh seinem Gesicht etwas sehr markantes.
Lediglich seine Augen hatten sich nicht verändert – und ihr helles Blaugrau schaffte es noch immer, ihr Herz schneller schlagen zu lassen.
Wie konnte es sein, dass sie noch immer, nach all den Jahren, derart auf ihn reagierte? Sie war doch nicht etwa … Energisch schüttelte sie den Kopf. Nein, ganz sicher nicht. Es war vollkommen egal, wie ihr Körper auf Brad reagierte – eines stand fest: Sie war auf keinen Fall immer noch in ihn verknallt! Nicht nach all den Jahren.
Und vor allem nicht nach Michael …
Sie räusperte sich und streckte Brad die Hand hin. „Nun, Brad“, sagte sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen, „ich freue mich, dich wiederzusehen. Auf gute Zusammenarbeit.“
Brad starrte ihre Hand an, als stamme sie von einem Außerirdischen, ergriff sie jedoch nicht, sondern wandte sich ab.
„Volltreffer“, sagte er, ging wieder ins Office und ließ Melissa sprachlos zurück.
„Ihr versteht euch nicht sonderlich gut, oder?“, fragte Margret Brooks, die Sekretärin und rechte Hand des Sheriffs, als Melissa am Nachmittag allein mit ihr im Office war. Sheriff Latimer befand sich auf einem Einsatz, Brad war bereits nach Hause gegangen, und die beiden anderen Deputys hatten heute frei, wobei sie abrufbereit waren, sollte am Abend etwas passieren. Sogar Mrs Brooks Sohn Charles, der die meiste Zeit ebenfalls auf dem Revier
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